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Toedliches Blut

Toedliches Blut

Titel: Toedliches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth St. John
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„Ich weiß,
wo Sie waren, und ich bedanke mich für Ihr Interesse an meinem
Bruder.“
    Seine Worte klagen kühl und
gefühllos. Dann wandte er sich an Daniels und Ibenstein: „Ich
habe euch mitgebracht, wonach ihr verlangt habt.“
    Nicholas stand neben einer Trage,
wie man sie aus einem Krankenwagen kennt und verbarg darauf etwas
unter einem Tuch. Er zog das Tuch von der Liege ab und da lag ein
bewegungsloser junger Mann.
    „Oh mein Gott! Ist er tot?“,
fragte Sophie sichtlich geschockt.
    „Nein, er ist bewusstlos“,
entgegnete der Vampir sachlich, ohne zu erwähnen, dass er den
sportlichen Mann beim Joggen überwältigt und mit dem Virus eigens
infiziert hatte. Stattdessen musterte er Sophie, die in ihren engen
Jeans und einem zarten Kaschmirpullover ein gänzlich anderes Bild
abgab als am Abend zuvor. Sie wirkte nicht mehr formell doch nicht
weniger anziehend auf ihn.
    Nicholas wandte den Blick von ihr ab
und den anderen Wissenschaftlern zu: „Arbeitet weiter, die Zeit
verrinnt!“
    Sophie wurde nervös und fragte: „Was
passiert, wenn der Mann aufwacht? Ich nehme an, er hat sich nicht
freiwillig für unsere Tests gemeldet!“
    „Sie haben ganz schön viel
Mut für eine junge Wissenschaftlerin, die drei Vampiren
gegenübersteht“, stellte Nicholas ernst fest und kniff die
Augen bedrohlich zusammen. „Sie forderten frisch infiziertes
Blut, jetzt haben Sie einen ganzen Menschen voll davon, also hören
Sie auf zu zetern!“

    Seine Worte waren unmissverständlich
und Sophie wusste, dass jede Diskussion mit dem Clanführer sinnlos
war. Sie seufzte verzweifelt, woraufhin Nicholas mit einem letzten
ernsten Blick das Labor verließ. Dieses Mal schloss sich die
schwere Tür hinter ihm mit einem deutlich lauteren Knall.
    Sophie spürte gerade einen Anflug
von Panik in sich aufkommen, als Daniels ihr einen Vorschlag machte:
„Wir setzen unseren Patienten unter eine leichte Narkose, so
können wir ihm psychischen Stress ersparen und er wird nicht
aufwachen, bevor wir die Tests abgeschlossen haben und er wieder
draußen ist.“
    Auch Ibenstein war überzeugt von
dieser Idee, und Sophie überrascht von der Kompromissbereitschaft der
Vampire. Nicholas wäre eine so menschliche Vorgehensweise sicher
fremd, mutmaßte sie, und war insgeheim sehr gespannt, ob sie
noch in den Genuss seiner netten Seite kommen würde, von der ihr
Richard erzählt hatte.
    Professor Ibenstein bereitete schon
das Medikament für die Narkose vor und schloss ein Pulsoxymeter an,
um die Vitalfunktionen des Patienten stetig überwachen zu können.
Sophie nahm sich eine Butterflynadel und ein paar Röhrchen aus einer
Schublade und fing an, dem Bewusstlosen ein paar Ampullen Blut
abzuzapfen. Währenddessen fragte sie Daniels beiläufig, woher Richard
gewusst hatte, dass Nicholas wieder im Schloss war.
    „Clanmitglieder kommunizieren
manchmal telepathisch miteinander, allerdings können blutsverwandte
Vampire sogar die Gegenwart des jeweils anderen spüren.“
    „Das ist praktisch“,
kommentiere Sophie die Erklärung pragmatisch.
    Dann wandte sie sich wieder ganz
ihrer Arbeit zu und analysierte die erste Probe. Sie konnte erkennen,
dass das Virus erst einige rote Blutkörperchen verändert hatte und
machte sich entsprechende Notizen zu Häufigkeit und Aussehen.
    „Wir sollten von nun an alle
dreißig Minuten eine Probe nehmen und überprüfen, wie schnell
das Virus arbeitet“, schlug Sophie vor und wechselte sich mit
Ibenstein und Daniels mit der Blutentnahme ab. Die Veränderungen, die
das Virus bewirkte, schritten rasant voran und schon nach knapp vier
Stunden war der Prozess abgeschlossen.
    „Das Virus ist unglaublich
schnell“, stellte Sophie fest und schaute auf die Uhr an ihrem
Handgelenk. Punkt drei Uhr.
    Quietschend langsam öffnete sich die
schwere Labortür, was dafür sprach, dass gleich ein Mensch den Raum
betreten würde. An Nicholas beeindruckenden Trick, Türen zu öffnen,
hatte sich Sophie bereits gewöhnt.

    Ein breitschultriger, bärtiger Mann
kam herein, schaute sich um und deutete auf die junge Forscherin:
„Du, mit lange Haare, Nick will dich sehen, sofort.“
Sophie realisierte, dass dies einer der Männer war, der sie im Van
entführt hatte. Mit seinem Bauchansatz und seinem rundlichen Gesicht
wirkte er im grellen Laborlicht nicht besonders bedrohlich.
    Ohne auf eine Antwort zu warten
drehte er sich um und ging hinaus, doch man konnte das Vibrieren
seiner trampelnden Schritte immer noch spüren. Er dröhnte erneut

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