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Toedliches Blut

Toedliches Blut

Titel: Toedliches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth St. John
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erinnerte
sich, wie eindringlich er ihr klar gemacht hatte, dass sie unter
keinen Umständen etwas hinter diesen vier Türen zu suchen habe.

    „Sophie! Sehen Sie nur, was
ich entdeckt habe“, rief Daniels aus dem Labor, dessen Tür noch
offen stand. Er lehnte an einem Arbeitstisch, auf dem sich auch das
Mikroskop befand und neben ihm lagen unzählige mehr oder weniger
sorgfältig beschriftete Blutproben. Eigentlich störte Sophie Daniels
unordentliche Arbeitsweise, er war oft konfus wie ein Jugendlicher,
der anderes im Kopf hat als Arbeit. Ibenstein stand neben Daniels und
blickte durch das Mikroskop.
    „Ich habe soeben das frisch
infizierte Blut zentrifugiert und ich glaube, ich konnte das Virus
isolieren!“, erklärte Daniels siegessicher.
    Sophie setzte sich, um durch das
Mikroskop zu schauen, als sie im selben Moment Ibenstein
versehentlich mit dem kleinen Rollhocker über den Fuß fuhr.
Dieser erschreckte sich, stolperte und versuchte sich mit den Händen
an der Tischplatte festzuhalten. Dabei erwischte er mehrere der auf
dem Tisch herumliegenden Glasröhrchen, die geradewegs über die
Tischkante rollten und mit klirrendem Geräusch auf dem Steinboden
zerschellten.

    Die feinen Blutspritzer waren
förmlich überall und Sophie rief geistesgegenwärtig: „Schnell,
ziehen Sie den Kittel aus und verlassen Sie sofort das Labor!“
    Ibenstein warf den Laborkittel so
weit von sich weg wie möglich und verließ mit Daniels, der
deutlich weiter entfernt gestanden hatte, das Labor. Als die beiden
Vampir-Wissenschaftler weg waren, rief Sophie Igor und bat ihn, das
Reinigungspersonal zu verständigen. Sophie hob den Kittel auf und
legte den verschmierten Stoff einer Eingebung folgend unter das
Mikroskop. Sie traute ihren Augen kaum: Die kleinsten Teilchen
vollzogen geradezu einen Freudentanz auf dem besudelten Stoff.
    „Absolut ungewöhnlich…“,
stellte Sophie fest. Das Virus starb auf dem Stoff nicht sofort ab,
sondern war hier genauso aktiv wie in den In-vitro-Tests.

    Nach einer intensiven Putzaktion des
Reinigungspersonals, das in seinen Schutzanzügen wie NASA-Mitarbeiter
beim Untersuchen eines UFOs ausgesehen hatte, kamen Ibenstein und
Daniels zurück. Sophie drehte das Mikroskop mit den Stoffproben ihren
Kollegen zu. Keiner von ihnen konnte sich die merkwürdige Reaktion
des überaktiven Virus erklären. Es folgten zahlreiche weitere Tests
und Analysen, bis sich die Nacht dem Ende neigte. Nicholas kam gegen
Morgen herein und die Wissenschaftler berichteten vom Fortgang der
Untersuchungen.
    „Doch für heute soll es genug
sein, die Sonne wird gleich aufgehen und wir müssen unsere Kräfte
bewahren“, sprach der Vampir in ruhigem Tonfall. Dann
begleitete er Sophie bis vor die Tür ihres Zimmers.
    „Schlafen Sie gut, meine
Liebe“, verabschiedete er sich sanft und Sophie lächelte
verlegen.

    ***

Sophie konnte überhaupt nicht
glauben, wie schnell die Nächte dahin flogen. Manchmal wünschte sie
sich, dass ihre normalen Arbeitstage doch auch so schnell verflögen
wie die Nächte voller Arbeit und Forschung hier. Auch in der
folgenden Nacht hörte sie auf dem Weg zum Labor wieder laute Stimmen
aus einer der vier Türen im Gang. Sie blieb kurz stehen, um zu
lauschen, doch da kam Daniels schon aus dem Labor und fragte die
junge Frau streng, was sie hier mache. Trotz seines jungen Aussehens
strahlte er eine gewisse Autorität aus, die ihm seine stechend blauen
Augen und natürlich seine spitzen Reißzähne verliehen.
    „Nichts“, antwortete sie
unschuldig, fühlte sich aber durchaus in ihrer Neugierde ertappt und
so ging sie zügig weiter. Diese Nacht brachte keine neuen
Erkenntnisse und Sophie hatte das Gefühl, auf der Stelle zu treten.
Vielleicht konnte sie deshalb nicht aufhören darüber zu grübeln,
weshalb die Räumlichkeiten vor dem Labor so vertraulich waren,
während der Rest des Schlosses im Wesentlichen für sie offen stand.
Womöglich befand sich eine Blutbank darin, riesige Kühlschränke mit
Blutkonserven für die Vampire, überlegte sie. Hatte der Professor
sich nicht mit dem Ärmel den blutverschmierten Mund abgewischt? Aber
was war an einer Blutbank denn so geheim? Ihre Gedanken hielten sie
noch sehr lange wach, und es fiel ihr schwer, sich zu entspannen. Als
sie endlich gegen Nachmittag einschlief, begann sie wild zu träumen.

    Sophie sah sich selbst, wie sie
in einem hellen Sommerkleid barfuß und einsam in einem dunklen
Wald umherirrte. Das Moos unter ihren Füßen war kratzig

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