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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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soviel Land in der Nähe des Meeres besitzt«, sagte er. »Dies Haus und das Grundstück sind wahrscheinlich Cecilys wertvollste Hinterlassenschaft an ihre Kinder. Sicher liegen andere Häuser entlang der Küste in Sichtweite, aber weil das Grundstück solche Ausmaße hat, liegt ihr Haus wunderbar einsam. Nehmen wir den Weg zum Meer, oder erkunden wir 26

    die Wälder hinter uns?«
    »Oh, zum Meer natürlich«, sagte Kate, stieg vor ihm die Stufen der Veranda beziehungsweise ihrer modernen Variante hinab und betrat den Pfad. Er war nicht breit genug, daß zwei nebeneinander gehen konnten, und Kate ging voran. Der Weg bis zum Meer war nicht weit, und Kate war erschrocken darüber, wie abrupt das Land zu Ende war. Von dort war es ein Sprung hinunter auf die Felsen, obwohl man für unerschrockene Kletterer auch Stufen in den Stein geschlagen hatte.
    »Klettern wir hinunter«, sagte Kate.
    »Keine unüberlegten Schritte«, antwortete Max. »Einer von uns –
    zweifellos wäre ich das – könnte sich ein Bein brechen und Hilfe benötigen, und die herbeizuholen scheint mir von hier aus unmöglich. Der andere würde unsicher daneben auf einem Felsen stehen und zusehen, wie die Flut kommt – was unser sicheres Ende wäre.
    Mit welcher Gewalt die Wellen anbranden! Lassen Sie es uns von hier aus bewundern, wie sich das für eine Lady und einen Gentleman wie uns gehört. Was meinen Sie, haben wir jetzt Flut oder Ebbe?«
    »Ebbe, würde ich sagen«, antwortete Kate. »Nicht, daß ich irgendwas über die Gezeiten wüßte. Aber die Mulden dort zwischen den höheren Felsen stehen voll Wasser, und das muß von irgendwoher gekommen sein, denn jetzt schlägt keines hinein.«
    »Vielleicht ist es Regenwasser.«
    »Hören Sie, Max, ich steige hinunter. Schließlich gibt es ja Stufen, und die sind bestimmt nicht nur für potentielle Selbstmörder in den Stein geschlagen worden. Ich würde mir gern ganz aus der Nähe ansehen, wie das Wasser gegen die Felsen brandet. Sie können mir ja zusehen, wenn Sie zu ängstlich sind, und sollte ich in Lebensgefahr geraten, können Sie Hilfe holen.«
    »Aber ich kann nicht Auto fahren! Also wirklich, Kate!«
    »Sie können anrufen. Das Beste an Ihnen ist, daß Sie nicht aus der Fassung zu bringen sind. Aber ein Junggeselle sollte nicht zur Glucke werden. Das verdirbt den Gesamteindruck. Glücklicherweise habe ich Hosen an und Schuhe mit Kreppsohlen, noch ein Beispiel für eine glückliche Fügung. Wenn ich weiß, daß ich Sie treffe, trage ich sonst nämlich immer sehr damenhafte Schuhe.«
    Während Kate über die Felsen krabbelte, wurde ihr die Sinnlo-sigkeit dieser kleinen Szene bewußt. Das Ganze war tatsächlich völlig ungefährlich, es sei denn, sie rutschte aus und bräche sich ein Bein. Man mußte nur in kurzen Sprüngen von einem Felsen zum 27

    anderen hüpfen. An einem der höher gelegenen Steine hielt Kate inne. Es war in der Tat eindrucksvoll, um nicht zu sagen, ein bißchen furchterregend, wie die Wellen sich an den Felsen brachen. Sie widerstand dem Impuls, wieder auf trockenen und festeren Boden zu springen. Aber sie wandte sich um, und da entdeckte sie gleich rechts neben sich in einer Mulde zwischen zwei Felsen etwas, das wie ein Bündel Kleider aussah.
    Wie immer bei einem Schock, gab es ihr einen Schlag in den Magen. Der hatte die Katastrophe schon Sekunden früher registriert als ihr Bewußtsein. Kate riß sich zusammen und zwang sich, näher heranzuklettern. Sie drehte sich zu Max um und wunderte sich, daß sie ihn nicht sehen konnte. Sie sah nur Felsen. Als sie einen erreichte, der der Mulde näher lag, setzte Kate sich und wartete, daß ihr Puls zu rasen aufhörte. Dann sah sie hinunter. Es war eine Leiche, eine tote Frau, das Gesicht nach unten. Jedesmal, wenn das Meer heranrollte, sprühte eine leichte Gischt darüber.
    Als Antwort auf einen plötzlichen Adrenalinstoß, der uns Menschen angeblich ins Blut schießt und dafür sorgt, daß wir aus Über-lebenstrieb entweder fliehen oder zur Gegenwehr übergehen, sprang Kate von Fels zu Fels auf und davon. Dann merkte sie, daß sie die Stufen nicht wiederfand. »Max«, rief sie, »Max.«
    Max trat näher an den Rand und lugte hinab. »Alle Gelüste auf Abenteuer befriedigt?« fragte er. »Hier können Sie nicht herauf. Die Stufen sind da drüben.« Er deutete nach links. Kate kletterte wieder über die Felsen und diesmal die Stufen hinauf.
    »Max«, sagte sie. »Da unten liegt eine Leiche. Eine tote Frau.«
    Falls Max eine

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