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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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im Flugzeug saß und einen Wodka Martini schlürfte, hatte Kate das Gefühl, sprechen zu können. Natürlich fing sie statt dessen an zu weinen, nicht laut, aber die Tränen liefen ihr über die Wangen. »Macht nichts«, sagte Reed und zog ein großes Taschentuch hervor. »Weine nur. Nein, die Stewardeß wird dich schon nicht für betrunken halten, nur für am Ende deiner Nerven.
    Vielleicht vermutet sie, ich hätte dir gerade von meiner Leidenschaft für eine andere Frau erzählt, und du versuchst gerade, mich zu überreden, daß ich unser glückliches Zuhause nicht zerstöre. So ist es besser. Ein schwaches Lächeln, aber immerhin ein Lächeln.«
    »Ich denke dauernd an sie und erinnere mich. Ich hätte nie geglaubt, daß ich mich so genau an sie erinnern kann, in solchen Ein-zelheiten, und daß meine Gespräche mit ihr noch so lebendig sind.
    Das ist ohne Zweifel das, was uns die Dichter immer über das Leben sagen – wir nehmen es nie intensiv genug wahr, bis jemand ertrunken in einer Mulde zwischen den Felsen liegt. Zumindest pflegten die Dichter uns das zu sagen, bevor sie selbst Intensität und Syntax aufgegeben haben. Ich klinge wie einer dieser besonders konservativen Kongreßabgeordneten aus dem Mittelwesten. Aber was kann sie dort nur gewollt haben, Reed? Sie stammte aus dem Mittelwesten.
    Hatte sie das überwältigende Bedürfnis, einmal das Meer zu sehen?
    Gewiß hat sie Cecily nicht beraubt. Ich meine nicht ihr Silber, sondern ihre Papiere und so weiter. So ein Mensch war sie, glaube ich, nicht. Und warum hätte sie auf den Felsen herumklettern sollen?
    Aber man könnte genauso fragen: Warum habe ich es getan? Könnte es sein, daß man ihre Leiche dort hinuntergeworfen hat?«
    »Wir sollten nicht spekulieren, bevor wir nicht die Ergebnisse der Autopsie kennen. Stimmt es, daß Max sie nicht gekannt hat?«
    »Ja. Warum, um Himmels willen, sollte er auch?«
    »Naja, sie war an der Universität. Er könnte ihr auf dem Campus 33

    begegnet sein.«
    »Ich bin sicher, Max hat niemals eine Person zur Kenntnis genommen, die ihm nicht in aller Form vorgestellt worden ist, und schon gar nicht eine von Tausenden Studentinnen, die dort herum-schwärmen. Sie war ein nettes Mädchen, Reed – was für eine altmodische Phrase. Ein altmodisches nettes Mädchen. Sie hatte nebenher einen Job, um weiterstudieren zu können, obwohl sie eine Art Stipendium für ihr Schulgeld hatte. Sie hatte arme Eltern – die übliche herzzerreißende Geschichte. Ich hoffe zu Gott, daß sie nicht das einzige Kind war, aber ich habe das dumpfe Gefühl, sie war es.
    Reed, wieso kommt man bloß auf den Gedanken, es wäre leichter zu ertragen, wenn sie es nicht war? Kannst du mir das sagen?«
    »An dieser Nachricht wird nichts leicht zu ertragen sein«, sagte Reed. »Jemand ist jetzt gerade auf dem Weg, sie zu überbringen, Meilen von hier entfernt, sogar in einer anderen Zeitzone. Kate, du mußt dich jetzt zusammenreißen und begreifen, wie absolut ungewöhnlich deine ganze Geschichte ist. Ich kann der Polizei von Maine nicht verdenken, daß sie dich und Max in finsterster und ruchloser Sündhaftigkeit vermuteten. Wie auch nicht unter diesen Umständen?
    Als Max mir erzählte, daß er dich aufstöbern wollte, habe ich wohl kaum zugehört. Um so schlimmer. Ich hätte ihm erzählen sollen, daß du gerade in Minneapolis eine Rede vor einer Gruppe von homose-xuellen Aktivisten hältst. Das hätte ihn bestimmt abgeschreckt.«
    »Vermutlich hat Max die Konsequenzen aus dem Tod Cecilys befürchtet. Schließlich betrachtet man die Entscheidung, nicht zu heiraten oder sich in das Leben eines anderen Menschen zu drängen, als eine Art Versicherung gegen derartige Dinge. Ich finde es rührend, daß Max an die Hand genommen werden wollte, und das von der unmütterlichsten Frau im weiten Umkreis.«
    Reed griff nach der zweiten kleinen Flasche Wodka Martini, die ihnen die Fluggesellschaft kredenzt hatte. Er füllte Kates Glas und rührte um. »Dir ist doch klar, mein Liebling, warum vielleicht gerade du es sein mußtest, die Max bei dieser rührenden Mission begleitete?
    Weil du für ihn die Leiche identifizieren und so jeden Verdacht hübsch in eine andere Richtung lenken konntest.«
    Kate spülte diese Feststellung mit dem ersten Schluck ihres zweiten Martini hinunter. Dann schüttelte sie den Kopf. »Viel zu schlau«, sagte sie. »Wenn ich dich recht verstehe, dann unterstellst du, daß Max, nachdem er die Leiche in die Mulde geworfen hat, wollte, daß

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