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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Regeln abgehalten, und damals war, wie L.P. Hartley es ausgedrückt hat, Hoffnung auf die Zukunft noch ebenso selbstverständlich wie heute die Angst vor ihr. Phyllis, wenn ich noch ein nostalgisches Wort sage, gib mir eins hinter die Ohren.«
    »Ich gebe dir höchstens noch einen neuen Scotch«, sagte Phyllis.
    Sie ging hinaus und kam mit der Flasche zurück. Eis gab es, wie angekündigt, nicht mehr. Sie stellte die Flasche zwischen ihnen auf den Boden. Kate schenkte ein. »Aber ich verstehe nicht«, sagte Phyllis, »was du hier vorhast, außer mich zu retten. Müßte ich von Dorothy Whitmore gehört haben?«
    »Eigentlich nicht. Wir waren beide zu jung für den Film, der nach ihrem Roman gedreht wurde. Sie war eine gute Freundin von Cecily Hutchins. Also, am besten lege ich die Karten auf den Tisch und erzähle dir die ganze Geschichte. Kennst du Max Reston?«
    »Aber sicher. Er kennt Hugh durch seinen Bruder, Restons Bruder, meine ich. Ab und zu taucht er auch im Cosmopolitan Club auf, ich meine Reston, nicht seinen Bruder.«
    »Vor kurzem ist er dort sogar mit mir aufgetaucht, aber das kommt später. Begonnen hat es im März, als ich draußen in dem Landhaus war, das Reed mir geschenkt hat. Aber davon habe ich dir wohl auch noch nicht erzählt. Langsam höre ich mich an wie meine älteste Schwägerin, die beim Erzählen immer so weit zurückgreift und keinen Punkt ausläßt, daß ich mich frage, ob sie absichtlich langweilig ist. Niemand kann nur aus Versehen so ein Langweiler 104

    sein.«
    »Du langweilst mich nicht. Was Langeweile wirklich bedeutet, habe ich erst in den letzten Monaten hier gelernt.«
    Kate erzählte schließlich ihre Geschichte, und zwar, wie sie fand, fast auf Schwägerinnen-Art. Sie schloß mit dem Geständnis ihrer abgrundtiefen Aufregung bei dem Gedanken an die Lektüre der Briefe von Dorothy Whitmore, die, das hatte sie bereits herausge-funden, in der Somerville-Bibliothek lagen. »Die Whitmore hat ihre Briefe der Mutter von Max hinterlassen, und der hat sie dem Somerville College übergeben. Ich bin ganz ungeduldig, sie während meines Besuchs hier lesen zu können. In Sachen Whitmore ist deine Situation eine äußerst glückliche Fügung.« Das brachte sie auf Gerry Marston. Kates Bericht war, wie unter Freundinnen, die sich auf Konversation verstanden, üblich, voller Abschweifungen. Doch stets fand sie wieder zum Hauptstrom zurück, ganz wie in der mittelalterlichen Literatur.
    »Willst du damit sagen, daß Max sie getötet hat?« fragte Phyllis.
    »Nein, natürlich nicht. Zumindest glaube ich das nicht. Max mag jemanden durch Verachtung zu Eis erstarren lassen, aber Gewalttä-
    tigkeit ist nicht sein Stil. Selbst wenn er einen noch so geringfügigen Grund gehabt hätte, sie zu töten. Was ja nicht der Fall war. Max ist ein wahrer Gentleman, das heißt, er ist nie zufällig unhöflich zu jemandem, aber bestimmt gehen noch nicht einmal seine vernich-tendsten Gedanken bis zur schweren Körperverletzung. Seltsam ist das Ganze allerdings schon. Und deswegen bin ich so wild darauf, mehr über die Whitmore und die Hutchins zu erfahren. Phyllis, müssen wir wirklich ausgehen? Könnten wir nicht hier eine Shepherd’s Pie von Marks & Spencer vertilgen und uns in aller Ruhe einen an-trinken?«
    »Warum nicht? Ich habe sogar Bier im Haus, in Pfandflaschen, Gott segne die Engländer. Ich schalte jetzt den Herd ein, dann können wir in drei Stunden essen. Die Explosion, die du gleich hören wirst, gehört zur häuslichen Inszenierung, also keine Panik bitte.«
    Als sie nach wenigen Augenblicken zurückkam und die angekündigte Explosion ausgeblieben war, verkündete sie, daß ihr eine Idee gekommen sei. »Wir essen kein Shepherd’s Pie und trinken kein Flaschenbier, sondern bummeln den Fluß entlang nach Binsey und essen im Garten von Perch Sandwiches mit Käse und Pickles.
    Bist du immer noch die größte Wanderin aller Zeiten?«
    »Immer noch. Ich erinnere mich an den Weg, an die Boote und 105

    die Schwäne.«
    »Die gibt es immer noch«, versicherte Phyllis, »und dazu eine Menge herumliegenden Abfall, wie leider überall auf der Welt. Ich brauche dir ja nicht zu sagen, daß man in England nicht zurecht-kommt, wenn man sich nicht als erstes die Öffnungszeiten merkt –
    warum sollten uns die Engländer das Leben auch leicht machen und zulassen, daß man dann einen Schluck trinkt, wenn einem danach zumute ist? Aber so bekommt mein Tag wenigstens eine Struktur.
    Das sieht dann so aus: Ich

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