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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Kate von 100

    einem Buch erzählt, in dem die Frau eines amerikanischen Gastpro-fessors ihre Erlebnisse in Oxford schildert. Es trug den Titel ›These Ruins Are Inhabited‹, und sie hatte gesagt, wäre der Titel nicht schon vergeben, sie hätte dieses Buch sicher selbst geschrieben. Da sie genauso närrisch anglophil war wie Kate, war nun die Zeit für einen ersten Austausch ihrer Eindrücke gekommen.
    »Dieu que la vie est quotidienne«, zitierte Phyllis, als sie mit zwei steifen Drinks zurückkam, einer davon mit Eis. »Laforgue hätte gewußt, wovon er sprach, wenn er nur einmal zur Vorlesungszeit in Oxford gewesen wäre, ohne mit der Universität zu tun zu haben. Du kannst es dir nicht vorstellen. Man trottet von einem kleinen Laden zum anderen, um seine Lebensmittel einzukaufen, hier Brot, dort Fleisch, im nächsten Laden Salat, und alle sind ungeheuer freundlich. Nur das macht das Ganze erträglich. Die englischen Ladenbe-sitzer sind furchtbar nett, nicht wie die in New York, die offenbar der Meinung sind, daß du ihren Laden nur deshalb betrittst, weil du beleidigt werden willst. Aber es zermürbt dich trotzdem. Manchmal gehe ich auf den Markt und stelle mich in einer ewigen Schlange an, um bei Palme’s richtig guten Käse und ein hervorragendes Brot zu kaufen. Aber meistens gehe ich zu Marks & Spencer und kaufe fertigen Shepherd’s Pie aus Hackfleisch und Kartoffelbrei. Hugh murrt dann zwar ein bißchen, aber er wird ständig eingeladen zu eleganten Dinners irgendwo, und sogar er gibt zu, daß in dieser Küche nur ein viktorianischer Koch funktionieren könnte. Höhepunkt der Woche ist schließlich mein Besuch im Waschsalon. Man geht entweder abends hin und trifft die Erstsemester, oder man geht tagsüber und begegnet den Frauen junger Dozenten. Am Abend ist die Gesellschaft besser.
    Diese Ehefrauen! Ich kann mir nicht vorstellen, wie England je eine Germaine Greer assimilieren konnte. Ich habe noch kein Land gesehen, in dem die Frauen so ein Sklavendasein führen. Natürlich sind amerikanische Frauen als Gäste kaum besser. Sieh mich an. Ach, Kate, du bist eine herrliche Abwechslung. Und du wirst sicher unendlich erleichtert sein zu hören, daß wir zum Dinner ausgehen.
    Also, was ist das für eine alte Geschichte, die du da ausgräbst, und warum? Und wie geht es Reed?«
    »Reed geht es gut. Die anderen Fragen brauchen etwas mehr Zeit und etwas mehr Whisky. Wie um alles in der Welt bist du an dieses außergewöhnliche Haus geraten, Phyllis?«
    Phyllis gluckste. »Ich antworte wie dieses Mädchen aus Vassar, das auf die Frage, wie es zur Prostitution gekommen sei, antwortet: 101

    reine Glücksache. Den Ausschlag haben die Badezimmer gegeben, außerdem herrscht hier während des Semesters ein unglaublicher Wohnungsmangel. Dazu muß ich noch sagen, Hugh hat sich natürlich erst dann entschlossen, ein ganzes Jahr am Clarendon zu verbringen, als wir praktisch schon auf dem Weg zum Flughafen waren; und dieses Haus war kurzfristig zu mieten. Irgendwer muß beim bloßen Gedanken an die vielen Treppen zusammengeklappt sein. Das einzige, was ich von dem Haus vorher wußte, war, daß es drei Klos und zwei Badezimmer hat. Das andere Haus, das wir hätten mieten können, hatte bloß ein stilles Örtchen im Erdgeschoß und ein Badezimmer ohne Örtchen im zweiten Stock, und man schlief, sicher schön unruhig, oben unter dem Dach. Ich bin einfach zu sehr Amerikanerin, um ohne ein eigenes Badezimmer auszukommen, wenn ich auch, wie du siehst, auf die meisten anderen Annehmlich-keiten verzichten kann. Ich glaube, die Lady, der das Haus gehört, hatte ursprünglich vor, mehrere Wohnungen daraus zu machen; deshalb so viele Badezimmer. Die Engländer, habe ich festgestellt, betreten es einmal morgens nach dem Aufstehen und dann den ganzen Tag nicht mehr. Man sollte das nicht für möglich halten bei all dem Tee, aber ihre Blasen werden ohne Zweifel von Geburt an darauf trainiert. Außerdem haben wir hier eine hervorragende Heizung, das heißt: Wenn man über Nacht ein Glas Wasser hinstellt, ist es am anderen Morgen nur beinahe zu Eis geworden. Und es gibt jede Menge heißes Wasser, eine großartige Sache, jedenfalls bis man merkt, wie es erzeugt wird – von einem Monstrum von Heißwasser-gerät, das so viel Krach macht wie eine Düsenmaschine und himmel-schreiende Kosten verursacht. Wir haben ein Erdgeschoß und drei Stockwerke, zwei Zimmer pro Etage, was sehr praktisch ist, wenn man Gäste hat; man kann sie schichtweise

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