Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Diese
Schönheit stand in einem solchen Kontrast zu dem, was in der Steiner Street
damals geschah, daß es um so grausamer schien.«
    »Was geschah denn dort?«
    »Nun, zunächst einmal Richards
Krankheit. Richard war schwach und hinfällig. Ich wußte, daß er nicht mehr
lange zu leben hatte. Und David war mit Paul Collins aus New York
zurückgekommen und hatte seinen Freund in dem kleinen Stick-Haus untergebracht,
in dem Larry French heute getötet wurde. Richard wollte aus Charmaine und David
unbedingt ein Paar machen. Er meinte wahrscheinlich, wenn er sie schon nicht
haben konnte, dann sollte wenigstens sein Sohn sie haben.«
    »Wußte er denn nicht, daß David
homosexuell ist?«
    »Zunächst nicht. Als er es erfuhr, war
er außer sich. Ich hatte Angst, er würde einen zweiten Infarkt bekommen. Der
arme Richard.« Sie schüttelte den Kopf. »Nichts ging so, wie er es sich
wünschte. Da bemühte er sich, seinem Sohn eine Frau zu finden, und dabei liebte
David die ganze Zeit einen Mann, und Charmaine liebte Prinz Albert.«
    »Prinz Albert? Aber jetzt ist doch
nichts mehr zwischen den beiden, oder?«
    »Nein, nein. Das ist längst vorbei. Die
Liebe hätte auf beiden Seiten viel tiefer gehen müssen, wenn sie Richards
dominanter Art und seiner Einmischung hätte widerstehen sollen.«
    Einen Moment lang sah ich Eleanor van
Dyne schweigend an, dann richtete ich meinen Blick auf das Puppenhaus. Es
schien mir von kleinen Menschen belebt. Die Gestalten atmeten, bewegten sich
und sprachen miteinander. Und sie verschwanden vor meinem geistigen Auge, eine
nach der anderen, während die Stücke des Puzzles sich langsam wie von selbst
einzuordnen schienen.

24
     
    Ich fuhr nach Hause und setzte mich an
meinen Schreibtisch, ohne Watneys Betteln, der mir miauend um die Beine strich,
zu beachten. Ich trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte, während
ich die Tiffany-Lampe anstarrte.
    Drei Morde. Der erste vor drei Jahren.
Aus welchem Grund? Ich würde den Mörder danach fragen müssen.
    Der zweite Mord am vergangenen Freitag
abend. Jake Kauffmann war der Wahrheit zu nahe gekommen. Er hatte den Mörder
mit der Nachbildung der Lampe konfrontiert. Angst vor Enthüllung war das Motiv
für den Mord an Jake gewesen. Jake war von einem Menschen getötet worden, der
»fast ständig absolut betrunken war«.
    »Zu.« Aber keiner meiner Verdächtigen
war Alkoholiker. »Zu...«
    Dann der dritte Mord, an diesem Abend.
Larry French hatte eine Chance gewittert, aus dem, was er in den letzten zwei
Tagen entdeckt hatte, Kapital zu schlagen. Die Preßglasflasche im offenen
Kamin, wo sie ursprünglich versteckt gewesen war — eine Inszenierung, um den
Mörder unter Druck zu setzen. Aber sie war French selbst zum Verhängnis
geworden, da er seinen Gegner unterschätzt hatte.
    Wieso? Weil er damit gerechnet hatte,
daß der Mörder betrunken sein würde?
    Zwei Morde in dichter Folge. Zweifellos
konnte der Killer jetzt auch zu einem vierten Mord getrieben werden — oder zu
einem Geständnis.
    »Zu.« Was, wenn — . Ich setzte mich
auf, griff zum Telefon. Was, wenn ich Jakes Worte falsch interpretiert hatte?
Ganz automatisch. Natürlich.
    Ich hob den Hörer ab und rief Greg an.
Der Lieutenant sei gerade in einem Verhör und könne keine Anrufe
entgegennehmen. Ich fragte nach Gallagher. Der war bereits nach Hause gegangen.
Ich legte auf und starrte wieder die Tiffany-Lampe an.
    »Na, dann müssen wir beide das eben
allein machen«, sagte ich zu ihr. Mit einem Blick auf die Uhr griff ich
nochmals zum Telefon und rief Charlie Cornish in seiner Wohnung über dem neuen
Laden an. Seine Stimme klang recht verdrossen, als er sich meldete.
    »Charlie«, sagte ich, »wissen Sie, wo
ich Petroleum bekommen kann?«
    »Sie stellen aber auch die
verrücktesten Fragen. Wozu brauchen Sie das denn?«
    »Für eine Lampe.«
    »Ach so.« Kurze Pause. »Manche
Tankstellen verkaufen welches. In Hundert-Liter-Fässern.«
    »Na, soviel brauch ich bestimmt nicht.«
    »Sie brauchen ja auch nicht das ganze
Faß zu kaufen. Aber ich kann Ihnen nicht sagen, bei welcher Tankstelle Sie es
am besten versuchen. Ich weiß auch gar nicht, wer jetzt noch offen hat. Sekunde
mal.«
    Ich hörte, wie der Hörer abgelegt wurde
und Charlie davonging. Es dauerte einige Sekunden, ehe er sich wieder meldete.
    »Genau wie ich mir gedacht habe«, sagte
er. »Austin hatte unten welches. Er hat nämlich ein paar alte Lampen
ausprobiert, die er auf einer Versteigerung gekauft hat. Sie

Weitere Kostenlose Bücher