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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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Namen, in anderen Kleidern zu einer anderen Zeit, und doch war es Livia …«
    »Hat sie dich erkannt?«
    Seth senkte den Blick auf die Hände. »Also … nein.«
    Matthias pfiff durch die Zähne. »Seth – du bildest dir das alles nur ein. Livia existiert nur in deinen Gedanken. Du musst sie dir aus dem Kopf schlagen. Das Mädchen dort, wer auch immer sie war …«
    »Eva.«
    »Oh, Seth, wie kommst du bloß darauf?« Matthias schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie heißt anders, sie ist jemandanderes. Eine Fremde, die wie Livia aussieht. Ihr Glück, dein Pech.«
    »Das ist noch nicht alles …«
    »Was denn noch?«, fragte Matthias seufzend.
    »Ich war kurz davor«, erklärte Seth traurig, »ich wollte es ihr irgendwie sagen, aber dann lag sie … sie lag tot da … schon wieder.«
    »Seth – hast du … Du hast sie doch nicht etwa getötet?«
    Seth riss entsetzt die Augen auf. »Wofür hältst du mich, Matthias? Ich habe sie nicht angerührt …«
    »Und woran ist sie dann gestorben?«
    »Nein, Matt, so war das gar nicht. Es war kein Tod wie in Londinium, es war künstlich. Ein Theaterstück. Doch als ich sie so daliegen sah, so reglos … da … ich …« Seth fehlten die Worte, seine Angst zu beschreiben.
    Matthias starrte ihn verständnislos an. Was erzählte er für ein sinnloses Zeug? Livia war schon so lange tot. Wenn sie auch an dem Fieber gestoben wäre, wäre sie jetzt in Parallon. Wer wüsste das besser als er? Livia war aber nicht hier. Sie hatten alles abgesucht, überall nach ihr geforscht, und das nicht nur einmal.
    »Seth, Mann, komm erst mal rein. Trink ein Glas Wein und iss etwas. Wir können morgen weiterreden.«
    Seth aß etwas und trank ein wenig Wein. Nach einer Nacht voller Albträume stand er früh auf, zog sich an und lief wieder los. Er brauchte die betäubende Tretmühle der Bewegung. Als er in die Villa zurückkehrte, badete er und machte in der Übungsarena weiter, wo er mit derselben Unerschrockenheit, mit der er seine Lorbeerkränzeerkämpft hatte, gegen seine unsichtbaren Feinde vorging.
    Matthias wagte es nicht, sich ihm in den Weg zu stellen.
    Nach sieben weiteren Tagen dieses wilden einsamen Trainings ging Seth in die Küche und kochte – in der Hoffnung, so ein wenig Frieden zu finden. Es war ihm völlig egal, wer Lust hatte, mit ihm zu essen – darum ging es nicht. Es tröstete ihn, die Speisen zusammenzustellen und in den Töpfen zu rühren.
    Als Matthias sich zu ihm gesellte und ihm ein Glas Wein anbot, lächelte Seth und trank dankbar einen Schluck. Matthias räusperte sich.
    »Seth, ist das ein guter Zeitpunkt oder musst du gleich eine Rübe pürieren?«
    Seth schüttelte den Kopf und lachte. »Du wirst die Kunst des Kochens nie zu schätzen wissen, Matthias. Schieß los. Was liegt dir auf der Seele?«
    » Mir liegt gar nichts auf der Seele! Pah! Aber ich muss mit dir über ein paar Dinge reden. Hier ist einiges passiert, seit du uns verlassen hast.«
    »Wie lange war ich denn weg?«
    »Äh … ganz schön lange … lange genug …«
    »Lange genug wofür?«
    »Kannst du nicht mal kurz aufhören, in der Soße zu rühren?«
    Seth schaltete unwillig den Herd aus und folgte Matthias aus der Küche.
    Matt führte ihn ins Wohnzimmer. Überall waren Leute. Seth sah sich überrascht um. Er hatte gar nicht gehört, wie siegekommen waren. Manche lümmelten sich auf den Sofas, andere lasen oder spielten Brettspiele, während wieder andere auf dem Boden lagen und fernsahen. Ein Grüppchen stand um einen Laptop herum: Alles sah sehr nach 21. Jahrhundert aus – Welten entfernt von dem Zimmer, in das Matthias Seth vor langer Zeit erstmals gebracht hatte. Nichts erinnerte mehr an den kühlen, ruhigen und leeren römischen Raum mit dem Marmorboden und den hell verputzten Wänden.
    Der Anblick, der sich ihm bot, beschwor in Seth das Bild eines Abends im Gemeinschaftsraum von St. Magdalene’s. Er versuchte, den Gedanken zu verdrängen. Es tat ihm in der Seele weh. Doch nachdem er die Ähnlichkeit bemerkt hatte, ließ sie sich nicht mehr ignorieren. Was störte ihn denn nur an dieser Szenerie? Warum erinnerte sie ihn an St. Mag’s?
    »Komische Party«, murmelte er und kniff verwirrt die Augen zusammen.
    Matthias räusperte sich wieder. »Das ist keine Party im engeren Sinne, Seth. Die Leute, äh, wohnen alle hier.«
    Das war es. Darum fühlten sie sich alle so wohl. Wie zu Hause eben. Weil sie hier wohnten. Seth sah Matthias stirnrunzelnd an. Sie waren sich einig gewesen, dass ihre

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