Toedliches Fieber
Hausgemeinschaft bereits groß genug war.
Matthias wirkte verlegen und Seht begann, sich unwohl zu fühlen.
»Was ist hier los, Matt?«, fragte er.
»Ja, also, das ist so, Seth … ich musste sie alle mit nach Hause nehmen … weil ich sie … hergeführt habe.«
Seth schüttelte den Kopf. Er kapierte gar nichts.
»Ich habe sie nach Parallon geführt.«
Auf einmal wurde ihm heiß und kalt. »Was willst du damit sagen?«
»Ich habe sie unsterblich gemacht!«
»Und wie hast du das genau angestellt, Matthias?«, fragte Seth sehr leise.
»Na ja, du hast es doch selbst herausgefunden, das habe ich aus deinen Notizen gelernt. Das Fieber war der Schlüssel. Das Blut …«
»Was genau hast du gemacht?«
»Also, beim ersten Mal war es ein Unfall. Ich wollte ihm helfen, aber dann ist mein Blut an seine Wunde gekommen, denke ich, und hat so das Fieber ausgelöst.«
Matthias machte eine Pause und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Es lief nicht ganz so, wie er es geprobt hatte. Anscheinend war Seth nicht unbedingt seiner Meinung, was das »Geschenk« anging.
»Weiter«, sagte Seth mit eiskalter Stimme.
»Als Winston dann hier ankam – der Motorradfahrer – fühlte ich mich auf einmal überhaupt nicht mehr schuldig, weil ich ihn getötet hatte. Er war ja gar nicht tot!
Und dann … nachdem ich deine Aufzeichnungen gelesen hatte … fand ich, dass es völlig egal war, wie das Ganze hieß oder wie es funktionierte. Ich wollte es einfach ausprobieren. Also bin ich zurückgegangen und habe es … ausprobiert.«
»Ausprobiert?«
»Tja, ich habe entdeckt, dass man jemanden am schnellsten hierherbringen kann, wenn es über das Blut läuft. Je schwächer der Mensch ist, desto schneller wirkt unser Blut.Von zwanzig Minuten bis zu sechs Stunden – so lange dauert es höchstens.«
»Was meinst du mit ›schwach‹?«
»Na ja, verletzt eben.«
»Nur damit wir uns richtig verstehen, Matthias, heißt das, du bist nach London gereist, um andere Menschen zu verletzen und … zu töten?«
»Seth! Du hörst nicht richtig zu! Sie sterben nicht! Sie kommen zu uns. Wir sind nicht tot, wir sind unsterblich. Wie oft soll ich dir das noch sagen?«
»Uns geht es noch schlechter, als wenn wir tot wären, Matt.« Seth starrte seinen Freund an, als wäre er ein Fremder. »Wie konntest du das tun?«
Er hatte geglaubt, Matt gut zu kennen, doch nun begriff er, dass Welten zwischen ihnen lagen. Kopfschüttelnd ging er hinaus. Ihm war schlecht, er fühlte sich krank.
»Seth – es geht nicht nur über Blut.«
Seth drehte sich blitzschnell wieder um. »Was?«
Matthias musste erst mal überlegen, wie er Seth erklären sollte, was er noch entdeckt hatte. Eigentlich hatte er mit Seths ablehnender Reaktion nicht gerechnet. Jetzt war er plötzlich verunsichert.
Nachdem er einen Augenblick auf seine Füße gestarrt hatte, holte Matthias tief Luft. »Bei meiner sechsten Reise war mir schrecklich kalt, als ich ankam, und in der Nähe des Flusses lag so ein kleines Café …«
Seth nickte. Dort war er auch schon gewesen.
»Ich bin also ins Café gegangen, wo ein Mädchen bediente …«
»Elena?«, riet Seth.
»JA! Woher weißt du das?«, flüsterte Matthias und sah sich ängstlich um. Seth runzelte peinlich berührt die Stirn.
»Egal. Sie war so hübsch und so nett …«
»Weiter.«
»Wir gingen hoch in ihr Zimmer …«
Seth seufzte.
»Kurz und gut, wir haben Wein getrunken. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich mochte, und dann haben wir uns geküsst – ach, du weißt schon. Jedenfalls blieb ich einfach da, bis wir eingeschlafen sind. Alles war schön und gemütlich, aber vier oder fünf Stunden später wurde ich wach, weil sie zitterte und zuckte …«
Matthias starrte ins Leere, während er sich daran erinnerte. »Natürlich habe ich sofort gewusst, was es war. Sie hatte Fieber, das Fieber. Schon nach zwei Stunden war sie weg …«
»Du meinst tot«, fauchte Seth wütend.
»Nein, Seth, eben nicht. Sie war nicht tot! Sie hatte sich nur verwandelt … war weitergegangen, hierher zu uns, wo sie unsterblich ist. Ich hatte es ihr gegeben – das Geschenk –, und zwar ohne einen Kratzer!«
Mehr wollte Seth nicht hören. Als er das volle Ausmaß von Matthias’ Erklärung begriff, wurde ihm übel. Matt hatte diese fürchterliche ansteckende Krankheit und tat mit voller Absicht alles dafür, dass sie sich ausbreitete. Seth war angewidert und fühlte sich verraten. Zackary hatte recht gehabt. Matthias hätte die Sache
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