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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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mit dem Strudel nie herausfinden dürfen. Er war verblendet von seinen dümmlichen Ansichtenund der Strudel gab ihm die Gelegenheit, eine ungeheuerliche, grausige Macht auszuüben.
    Seth lief nach draußen und übergab sich. Dann lehnte er sich an die kalte Steinmauer und weinte hemmungslos. Es waren Tränen der Trauer, denn er trauerte um die Toten im Wohnzimmer  – Matthias’ tote Menschen  – und um die Freundschaft, die hier ihr Ende gefunden hatte. Seth hatte Matthias wie einen Bruder geliebt, doch jetzt konnte er ihn kaum noch ansehen, so sehr verachtete er sein Tun.
    Seth setzte sich mit dem Rücken an die Mauer und hob den Blick zu den Sternen, bis ein sanftes Rosa die Dunkelheit durchdrang. Er stand auf und streckte sich. Es war Zeit zu gehen. Langsam entfernte er sich von der Villa und seinem besten Freund. Er kehrte seinem Zuhause endgültig den Rücken.
    Ziellos lief er durch Parallon, ohne sich an der milden sommerlichen Brise freuen zu können. Er bemerkte die glücklichen Menschen, die ihm begegneten, ebenso wenig wie die Frauen, die ihn anlächelten und ihm nachschauten. Er hatte sich erneut selbst verloren und wusste nicht, wie es je wieder so werden sollte wie früher.

Träume
    St. Magdalene’s
2013 n. Chr.
    Drei Wochen waren seit Seths Verschwinden vergangen und jeden Morgen wachte ich mit dem lähmenden Schmerz dieser Leere auf. Noch nie zuvor hatte ich etwas Ähnliches gefühlt, und das wollte schon was heißen. Schließlich hatte ich mir die ganze Palette »pubertärer« Probleme gegeben.
    Ich versuchte, ihn mir auszureden. Schließlich kannte ich ihn kaum, er war definitiv nicht für mich geschaffen, und für das Karma der ganzen Schule war seine Abwesenheit wahrscheinlich ohnehin besser. Er hatte zu viel Unruhe gestiftet.
    Doch es nutzte alles nichts. Ich vermisste ihn – so sehr, als wäre aus meiner Welt die Mitte gebrochen. Es war sonderbar und demütigend. Wie konnte es sein, dass ich auf einmal auch zu diesen rührseligen Girlies gehörte, die sich über den Jungen definierten, in den sie verknallt waren?
    Es machte die Sache nicht besser, dass ich sehr schlecht schlief. Ich hatte derart schreckliche Albträume über Blut und Tod, dass ich Angst davor hatte, ins Bett zu gehen. Ich versuchte, bis drei Uhr morgens zu lesen  – weil ich alles tun würde, um diese Träume zu vermeiden –, aber irgendwannfielen mir die Augen zu und die Albträume begannen von vorn.
    Als ich eines Morgens auf der Bettkante saß und mir vor Müdigkeit elend und schwindelig war, meldete mein wattiges Hirn, dass es schon die ganze Zeit klopfte. Ich taumelte zur Tür. Rose Marley stand im Flur.
    »Was ist los, Eva?«, fragte sie und betrat entschlossen mein Zimmer.
    »Nichts«, murmelte ich.
    Sie blieb einfach stehen und wartete.
    »Es geht mir gut, ich schlafe nur nicht besonders …«
    »Du hast doch keinen Rückfall, oder?«
    Ich starrte sie an. Als sie das so sagte, kam mir die mit Schwindel einhergehende Müdigkeit doch sehr bekannt vor. Es fiel mir schwer, den Schultag zu überstehen, und ich schleppte mich mit letzter Kraft zu den Bandproben.
    »Nein, natürlich nicht.«
    Das durfte nicht sein. So fühlte sich bestimmt jeder, der nachts nur drei Stunden Schlaf bekam, und das auch noch mit Albträumen.
    »Ich schlafe nur nicht genug.«
    Rose setzte sich neben mich aufs Bett. »Woran liegt das denn, Eva? Hast du Sorgen?«
    Ja! , hätte ich am liebsten geschrien. Ich habe mich in einen Jungen verliebt, den ich kaum kenne, und jetzt ist er auf Nimmerwiedersehen verschwunden, und Nacht für Nacht gerate ich in diese grässliche schwarze Traumwolke voller bedrohlicher Schatten, Schrecken und Tod. Ich laufe weg, aber ich weiß nicht, vor wem ich weglaufe und wo ich bin … Eskommt mir vor wie ein amateurhaftes YouTube-Video in Endlosschleife. Könnte man das als Sorgen bezeichnen?
    Selbstverständlich sagte ich das alles nicht. Schließlich hatte ich nicht vor, den Rest meines Lebens in einer Zwangsjacke zu verbringen.
    »Nein, alles in Ordnung, außer den Albträumen eben. Vielleicht sollte ich keinen Käse mehr essen.«
    »Soll ich dir etwas geben, damit du besser schlafen kannst? Es gibt sehr gute Medikamente auf Kräuterbasis, die dir bestimmt helfen würden.«
    Ich dachte darüber nach. Bot Rose mir etwas an, das mir helfen würde zu vergessen? »Vielen Dank«, flüsterte ich. »Das wäre sehr nett.«
    Am Abend schluckte ich zwei von Roses Tabletten und machte es mir unter meiner Bettdecke

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