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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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weigerte sich, mit mir zu reden. Sie drehte sich nur um und sah mich an, als wäre ich dieschlimmste Verräterin auf Erden. Und genauso fühlte ich mich auch.
    Mir war den ganzen Nachmittag übel. In Leichtathletik vermied ich jeglichen Blickkontakt mit Omar und brachte dann niedergeschlagen die übrigen Kurse hinter mich. Nach dem Unterricht ging ich zu Ruby und klopfte an ihre Tür. Ich konnte hören, wie sie weinte, doch sie machte nicht auf. Dann kehrte ich in mein Zimmer zurück und starrte die Wände an.
    Wieso hatte ich zugelassen, dass es so weit gekommen war? Warum hatte ich es nicht vorhergesehen? Angeblich war ich doch so oberschlau, und jetzt war ich schon wieder in eine ausweglose Situation geraten.
    Nur war es diesmal noch viel, viel schlimmer. Ruby war mir wirklich wichtig. Und Omar auch. Ich hatte geglaubt, wir wären Freunde.
    Wann würde es endlich in meinen dummen Schädel gehen, dass ich nicht dafür gemacht war, Freunde zu haben?
    Ruby trennte sich an jenem Abend von Omar, und zwar vor allen Leuten im Speisesaal. Nach dem Abendessen wusste die ganze Schule, welche bösartige Hexe für das Desaster verantwortlich war.
    Ich verstand nicht, warum ich so überrascht war. Schließlich kannte ich dieses Muster ja schon. Im Vergleich dazu war die Chaostheorie geradezu menschenfreundlich. Es passierte immer wieder und ich konnte nichts dagegen tun.

Niederlage
    Londinium
152 n. Chr.
    Die Zuschauer schrien entsetzt auf, als der Gladiator zu Boden ging. Eben hatten sie noch seinen mit Geschick errungenen Sieg bejubelt. Der bullige Gallier lag tot und blutüberströmt im Sand. Sethos Leontis konnte nicht fallen, das durfte nicht wahr sein. Er war unbesiegbar, der Gott unter den Gladiatoren, der Gewinner so vieler Kränze. Seine Serie konnte nicht zu Ende sein … doch warum lag er dann reglos am Boden?
    Sethos lag nur kurze Zeit im Sand. Matthias und Tertius rannten zu ihm, dicht gefolgt von vier weiteren Gladiatoren. Gemeinsam trugen sie ihn aus der Arena. Seine Verletzung traf die ganze Truppe. Sie brauchten ihn, denn seine Beliebtheit füllte die Arenen und brachte ihnen großen Reichtum. Seine Siege waren ihre Siege. Er hatte ihnen gerade den Ruhm eines neunten Lorbeerkranzes beschert, selbst wenn er ihn nicht persönlich entgegennehmen konnte.
    Er durfte nicht sterben.
    Noch nie zuvor hatte Matthias miterlebt, wie Seth die Konzentration verloren hatte. Doch er hatte gesehen, was ihn abgelenkthatte, und er verfluchte die Götter, die das dunkelhaarige Mädchen in Seths Leben und an diesem Tag in die Arena geschickt hatten. Wenn Seth starb …
    Sie betteten den schlaffen Körper seines Freundes auf das Lager.
    Matthias entfernte den ledernen Schulterschirm und betete, dass dieser dürftige Schutz eine schlimmere Verletzung verhindert hatte und der Blutverlust nur auf eine oberflächliche Wunde zurückzuführen war. Er wusch sich die Hände und drückte fest auf den klaffenden Riss. Seth, der für kurze Zeit wieder bei Bewusstsein war, schrie vor Schmerzen und verdrehte wild die Augen, ehe sein Blick glasig wurde. Er fiel auf die Matte zurück. Matthias rief seinen Helfern zu, sie sollten seine Tinkturen und Pulver bringen, dazu kochendes Wasser und saubere Tücher. Während er wartete, drückte er mit aller Kraft auf die Schulter seines Freundes und musste doch hilflos zusehen, wie dessen Blut das Laken unter ihm tränkte. Matthias versuchte sich selbst mit Beschwörungsformeln zu beruhigen. Obwohl er eigentlich nicht an die Zaubersprüche glaubte, auf die sich viele seiner Arztkollegen gern verließen, war er in diesem Augenblick bereit, alles zu versuchen.
    Während er neben Sethos kniete, versuchte er sich vorzustellen, wie es ohne ihn wäre. Es gelang ihm nicht. So weit durfte es nicht kommen. Als ihm die Tücher und das Wasser gereicht wurden, reinigte er die klaffende Wunde sehr gründlich. Bei den Göttern, der Gallier hatte sein Schwert tief ins Fleisch getrieben. Matthias unterdrückte seine freundschaftlichen Gefühle und konzentrierte sich auf seine Aufgaben alsArzt. Er begann mit seiner Untersuchung: Das Herz schlug nur schwach, doch wenn er erst die Blutung gestillt hatte, sollte es eigentlich durchhalten. Die Verletzung der Muskeln und Knochen war erheblich. Die Muskeln waren durchtrennt und der Knochen gebrochen. Er würde die Wunde einsalben und die Knochensplitter sorgsam entfernen müssen. Erst dann konnte er schienen, damit der Knochen wieder zusammenwachsen konnte. Doch zunächst

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