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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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sanft, Omar, das kannst du mir glauben.«
    Ich richtete den Blick auf die verwischten Formen der dunklen Bäume hinter den Scheiben und überlegte, ob Martha Gaine schon mal ein Werk zum Thema Schnelligkeit geschaffen hatte. Oder zum Thema Zeit. Oder Bewegung.
    Ich hatte auf einmal jede Menge Bilder in Marthas Stil im Kopf und fuhr erschrocken zusammen, als Omar meine Schulter berührte und unsere Koffer aus dem Gepäckfach holte.
    Es war schon recht spät und wir waren hundemüde, als wir ins Internat zurückkehrten.
    Beim Abschied vor meiner Tür streckte ich plötzlich die Arme aus und schlang sie um Ruby.
    »Vielen Dank, Rubes, das war wirklich eine wundervolle Woche!«
    Sie konnte natürlich nicht wissen, dass eine Umarmung von mir einem Quantensprung ins Reich zwischenmenschlicher Kontakte gleichkam. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zum letzten Mal freiwillig jemanden berührt hatte. Genau genommen fragte ich mich, ob es nicht vielleicht sogar das erste Mal war.
    »Hey, Eva  – ich danke dir dafür, dass du mitgekommen bist! Ohne dich wäre es schrecklich gewesen. Du hast doch selbst gesehen, wie entspannt Omar war!«
    Ich grinste. »Der Arme!«
    Sie schüttelte den Kopf und lachte.
    »Gute Nacht, Eva.«
    Beim Einschlafen war ich so glücklich wie seit Jahren nicht mehr. Ich war in der besten Schule, die es gab, ich hatte die perfekte beste Freundin und ich war gerade erfolgreich einer grässlichen Woche mit meinem lieben Stiefbruder Ted entronnen. Besser konnte man es nicht haben, oder?
    Am nächsten Morgen schwebte ich wie auf Wolken durch Physik, Chemie, Ethik und Philosophie und sah Ruby und Omar erst beim Mittagessen wieder.
    »Hey, Eva, schau dir die an!«
    Ruby betrachtete die Fotos, die sie in den Ferien gemachthatte, und die beiden lachten über einen Schnappschuss von Omar, als er versuchte, auf Rubys Pferd zu steigen.
    Ich stellte mein Tablett mit Curryhuhn ab und beugte mich über sie. Omar scrollte durch die Fotodatei.
    »Oh, das ist aber hübsch von dir, Eva«, sagte er und vergrößerte ein Foto, auf dem ich Jessie anlachte.
    »Aaah – sieht Jessie nicht süß aus in diesem Schlafanzug?«, sagte ich und fing an zu essen.
    »Das ist auch nicht schlecht«, sagte Omar und schob die Kamera rüber und zeigte mir eins, das Ruby von ihm und mir gemacht hatte, als wir an der Stallwand lehnten.
    »Kannst du mir das Foto mailen, Rubes?«, bat er.
    »Klar, ich schicke sie dir einfach alle. Kein Problem.«
    Doch dann schob sie plötzlich den Stuhl zurück. »Hey, es ist schon voll spät, ich muss ins Schwimmbad. Was habt ihr denn jetzt?«
    »Leichtathletik«, antworteten wir einstimmig.
    Ich sah ihn an. »Ich dachte, du hast Fußball?«
    »Hab’s mir anders überlegt.« Er zuckte die Achseln.
    In diesem Augenblick war ich leicht alarmiert, aber ich verdrängte es sofort wieder.
    »Na, dann sehen wir uns ja gleich. Ich muss noch meine Sportsachen holen.« Ich nahm mein Tablett und stand auf. »Bis später, Ruby!«
    Eigentlich hatten wir tagsüber in unseren Zimmern nichts zu suchen. Deshalb holte ich nur kurz meine Sportsachen und wollte gerade wieder los, als Omar plötzlich in der Tür stand.
    »Omar?«, keuchte ich. »Hast du mich erschr…« Ich konnteden Satz nicht beenden, weil er auf einmal die Arme um mich schlang.
    »Oh, Eva!«, hauchte er und drängte mich ins Zimmer zurück. Dann küsste er mich.
    »OMAR  – was machst du denn da?« Er war anscheinend völlig überrascht, dass ich mich wehrte.
    »Komm schon, Eva, du spürst es doch auch …«
    »NEIN! Wovon redest du überhaupt?«
    »Eva! Ich bin verrückt nach dir!«
    »WAS?«
    »Ich komme nicht mehr dagegen an.«
    »Aber du und Ruby …«
    »Klar, Ruby ist super und ich habe sie wirklich schrecklich gern, aber du bist …«
    »Ich bin WAS?« Ich war fix und fertig. Er nahm mein Gesicht in beide Hände und wollte mich schon wieder küssen.
    »OMAR! STOPP!«, stammelte ich. »Ich habe dir nie einen Anlass gegeben, zu denken …«
    »Eva.« Seine Stimme brach, er sah mich flehend an. »Eva – bitte! Du machst mich verrückt – das geht schon seit dem ersten Abend so, als du in den Speisesaal gekommen bist. Schon damals wusste ich …«
    »Omar, bitte! Ruby …«
    »Ach, Eva, Ruby ist mir doch vollkommen egal …«
    Und wer tauchte plötzlich wie aus dem Nichts auf? Richtig: Ruby kam rein und ging direkt wieder hinaus. Selbstverständlich rannte ich ihr sofort nach, um ihr alles zu erklären. Doch sie blieb nicht stehen. Sie

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