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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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oder eine Unterwasserströmung es je gekonnt hätten. Und während er durchs Wasser wirbelte, merkte er, dass er in einen merkwürdigen Strudel geraten war, der ihn immer weiter nach unten zog.
    Allmählich überkam ihn das Gefühl einer körperlichen Erinnerung. Er erlebte seinen Tod noch einmal, zitternd und schwitzend, die schrecklichen Schmerzen in allen Knochen,Muskeln und Nerven. Er konnte nicht schreien, nicht atmen, nicht entkommen, konnte es nur erdulden, während es in seinem Körper wütete … ihn verdrehte, umherwarf, verwirbelte und auslöschte … Doch dann ließ die Qual nach und er trieb dahin …
    War er jetzt endlich gestorben? Hatte er endlich den Weg in die Unterwelt gefunden?
    Nein. Er war wieder nach oben an die Wasseroberfläche getrieben und strandete am Flussufer.
    Als er aus dem Wasser wankte, verfluchte Seth den Fremden, diesen Zackary. Nach einem Blick zum Himmel war er vollends verwirrt. Es hätte Nachmittag sein müssen, doch die langen Schatten legten nahe, dass es wesentlich später war. Abend. Er sah sich um. Alles war vertraut und gleichzeitig verkehrt: die Brücke, die Schiffe – alles war kleiner als vorhin. Und um ihn herum herrschte Aufruhr, es stank nach verbranntem Fleisch und totem Fisch. Menschen liefen hin und her, trieben Handel und schrien einander an. Hunde bellten, Bauarbeiter hämmerten. Wo war die ruhige, schimmernde Leere von – wie hatte Zackary es genannt? – Parallon? Hier war alles rau und laut.
    Londinium. Er war wieder in Londinium, das ihm seltsam verwirrend vorkam und ihm  – vermutlich  – noch immer feindlich gesinnt war. Er hatte die hündische Angst des entflohenen Gladiators fast vergessen, doch da stand er nun, umgeben von Bürgern und Soldaten, die nichts dagegen hätten, einen entlaufenen Sklaven zu schnappen. Er musste sehr vorsichtig sein.

Rückkehr
    Seth versteckte sich in dunklen Ecken, wartete ab und schaute zu. Sobald die Dämmerung in Londinium in die Dunkelheit überging, würde er losziehen. Doch er wusste nicht genau, was er tun oder wohin er sich wenden sollte. Diese Unentschlossenheit war er nicht gewohnt, sie erschien ihm wie eine Schwäche. Er betrachtete seine durchweichte Tunika und die nassen Füße und wunderte sich, warum ihm nicht kalt war. Er fühlte sich nur ein wenig betäubt, fast wäre er der Versuchung erlegen, zu bleiben, wo er war. Doch am Ende tat er das, was er immer tat: Er kehrte in die Kaserne zurück.
    Vor den großen Holztoren marschierten wie immer Wächter auf und ab. Wenn Seth davon ausging, dass auch alles andere so wie immer war, stand sicher ein weiterer Wachtposten auf der anderen Seite des Tors. Seth lauerte gegenüber im Schatten und überdachte seine Möglichkeiten. Er hatte Schwierigkeiten, klar zu denken. Am liebsten hätte er sich hingelegt und geschlafen. Lautlos sank er zu Boden, ohne jedoch den kalten harten Stein zu spüren. Es war, als stünde er unter Betäubungsmitteln, ausgerechnet jetzt, da er richtig gut aufpassen musste.
    Seth wollte in seine Zelle, warum genau, wusste er nicht, zumal es ihn innerlich zum Ufer zurückdrängte. Doch er hattelange genug gegen die Neigungen seines Körpers angekämpft, um auch dieser Versuchung zu widerstehen. Er lachte leise und freudlos in sich hinein, weil er sich nie hatte vorstellen können, dass er eines Tages in sein Gefängnis einbrechen würde. Damit stand endgültig fest, dass er verrückt geworden war.
    Mit dem Wachwechsel kam schließlich seine Chance. Er hörte, wie die drei neuen Wachtposten durch die Übungsarena auf die Tore zumarschierten, die sich jeden Augenblick öffnen würden. Es war dunkel und er war geschmeidig. Seth wollte sich schnell wie eine Katze unbemerkt zwischen den Wächtern hindurchschmuggeln.
    Als das Tor geöffnet wurde, sauste er los. Sein Plan ging auf, niemand schlug Alarm. Vorsichtig schlich er durch die Übungsarena zu seiner Zelle. In der Kaserne war eine Menge los. Die Leute rannten hin und her, stritten sich laut oder pfiffen vor sich hin. Zwei Männer waren in einen Kampf verstrickt. Seth erkannte Telemachus, der mit Handtüchern und Schüsseln unterwegs war, und folgte ihm in diskretem Abstand.
    Telemachus ging direkt in Seths Zelle und kam nicht wieder heraus. Seth spähte um den Türrahmen und hätte beinahe erschrocken aufgeschrien.
    In der Düsternis erkannte er sich selbst auf dem Lager  – wimmernd im Fieberwahn. Aurelius beugte sich über ihn und verschaffte ihm mit einem großen Leinenfächer

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