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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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klar, dass er wirklich dorthin zurückkehren sollte. Matt wartete sicher auf ihn. Zum ersten Mal begriff er, dass Matt ihn brauchte. Die Trauer hatte ihn so gefangen genommen, dass er seinem Freund überhaupt keine Beachtung mehr geschenkthatte. Wenn er nicht zurückkehrte, wäre Matthias ganz allein.
    Doch er war so erschöpft, so schwach.
    »Und du willst ein Kämpfer sein?«, erklang es aus der Tiefe seines Unterbewusstseins. »Beweg dich!«
    Er riss sich zusammen und stand auf. Allein davon wurde ihm schwindelig und übel, doch er lief los und verließ die Kaserne. Er merkte, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Als er die Arena halb durchquert hatte, hörte er Schritte hinter sich. Er drehte sich um und erblickte Aurelius direkt hinter sich. Ehe er ausweichen konnte, stießen sie zusammen. Einen Augenblick lang stand Seth keuchend da. Aurelius war einfach durch ihn hindurchgerannt. Offenbar war er durchlässig wie Luft. Seth taumelte weiter und kam rechtzeitig ans Tor, um das Gespräch zwischen Aurelius und den Wachtposten zu belauschen.
    »Sethos ist tot!«
    »Er war ein mutiger Kämpfer. Wir werden ihn alle vermissen.«
    »Und die Frauen erst.«
    Aurelius nickte traurig und ging weiter zum Haus des lanista , um auch ihm die Nachricht zu überbringen. Auf diese Weise verpasste er den Rest der leisen Unterhaltung der Wachen.
    »Denkst du, was ich denke?«
    »Ich denke, dass es kein Zufall sein kann, wenn Cassius Malchus heute Morgen seine finanzielle Beteiligung an Sethos Leontis zurückgezogen hat.«
    Seth schnaubte vor Wut. Cassius Malchus  – der Mann,den er mehr als alle anderen hasste. Er hatte gar nicht gewusst, dass Cassius in seine Erfolge als Gladiator investiert hatte. Die Vorstellung, dass seine Erfolge in der Arena zu Cassius’ Reichtum und Macht beigetragen hatten, erfüllte ihn mit solchem Abscheu, dass er seine letzten Reserven mobilisierte. Es kam überhaupt nicht infrage, dass er jetzt und hier für immer verschwand, schwach und ungerächt.
    Seine Entschlossenheit verlieh ihm die Kraft, sich auf die Wachtposten zu stürzen. Er sauste zwischen ihnen hindurch und überwand auch das Tor, ohne dass sich der kleinste Lufthauch rührte. Dann zwang er sich mit letzter Kraft weiterzugehen. Als er endlich am Fluss ankam, war Seth kaum noch bei Bewusstsein. In der Hoffnung, dass es noch nicht zu spät war, sprang er ins Wasser.

Licht
    Als Seth die Augen wieder öffnete, schlug er mit dem ganzen Körper auf hartes, raues Land. Verwirrt sah er sich um und schluckte dabei eine Ladung Flusswasser. Hustend und zitternd schleppte er sich ans Ufer. Er fror, war klitschnass und völlig erschöpft. Wo war er diesmal bloß gelandet? Da ihm so kalt war, dass er sich kaum bewegen konnte, setzte er sich erst mal hin und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.
    Schließlich reduzierte sich alles auf einen einzigen Gedanken: Ich muss mich abtrocknen. Einen Augenblick später trug er eine frische, trockene Tunika und spürte das Gewicht eines warmen Wollumhangs auf seinen Schultern. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Er war wieder in Parallon.
    Da die Sandalen, die er vor seinem Sprung in den Fluss getragen hatte, nicht mehr da waren, schuf er sich neue und zog sie an. Während er die Schnallen schloss, stellte er mit Freude fest, wie kräftig seine Hände wieder aussahen. Als Schatten hatte er sich gar nicht wohlgefühlt. Plötzlich war er sehr froh, wieder in Parallon zu sein.
    Jetzt war er bereit, Matthias gegenüberzutreten. Doch als er gerade aufstehen wollte, hörte er etwas.
    Stimmen. Gelächter. Vorsichtig schlich er am Ufer entlang und die Treppe hinauf. Dann duckte er sich in den Schatteneines großen Gebäudes und beobachtete sie. Sie waren zu elft und saßen an runden weißen Tischen auf einer Holzveranda. In der Mitte jedes Tisches flackerte ein Licht. Die Menschen tranken aus durchsichtigen Gefäßen und unterhielten sich in der Fremdsprache, die er beim letzten Mal schon nicht verstanden hatte. Sie waren sehr fröhlich.
    Zackary stand im Mittelpunkt, er lachte, hörte zu und redete überall mit. Seth schlich näher heran. Er fühlte sich wie ein Bettler, der durchs Fenster einer Familienfeier zusieht. Und auf einmal begriff er, dass diese Menschen tatsächlich hierhergehörten und er nicht. Hatte Zackary das nicht auch angedeutet? Wer war Zackary? Und woher wusste er so viel über diese Welt? Seth schwor sich, es herauszufinden.
    Schließlich gähnte Zackary, verabschiedete sich und ging auf einen

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