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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dee Shulman
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geschrieben, und die Tonart passte immer genau zu meiner Stimme, sodass sie nicht schwer zu singen waren. Nachdem wir uns durch Berge von Noten gewühlt hatten, verließ ich den Musikflügel erschöpft, aber glücklich. Das konnte nur eins bedeuten: Ich kam wieder zu Kräften.
    Das passte wirklich gut, denn ich hatte an diesem Abend noch eine Menge vor.
    Astrid hatte sich geirrt – ich war keineswegs dabei gewesen zu lernen, als sie kam. Jedenfalls nicht für die Schule. Ich betrieb meine eigene Recherche … nach Viren.
    Ich wollte unbedingt herausfinden, was es war, das ich mir mit Professor Ambrose angesehen hatte. Denn ich war ziemlich sicher, dass es mich beinahe umgebracht hatte.
    Da der Professor Virologe war, lag die Annahme nahe, dass es sich um ein Virus handelte, obwohl ich mich nicht mehr erinnern konnte, ob er das ausdrücklich gesagt hatte.
    Jedenfalls surfte ich seit Tagen im Netz und suchte nach ungewöhnlichen Viren.
    Es gab Tausende davon, die meisten waren abscheulich. Ich wusste gar nicht, wie ich die Suche nach meinem höchstpersönlichen Virus eingrenzen sollte. Deshalb gab ich erst mal die Symptome ein: Fieber, Kopfschmerzen, Kreislaufversagen, Übelkeit, Erbrechen. So konnte ich einige Viren von vornherein ausschließen.
    Der zweite wichtige Faktor schien mir in der äußeren Gestalt des Virus’ zu liegen.
    Ich wusste, dass Viren in verschiedenen Formen auftraten. Die meisten waren kugelförmig, andere noch zusätzlich stachelig, doch mir waren keine Viren bekannt, die wie Fäden daherkamen, geschweige denn wie stachelige Fäden.
    Deshalb wusste ich sofort, dass es sich um einen heißen Kandidaten handelte, als ich auf das Ebola-Virus stieß. Es führte zu fast den gleichen Symptomen wie bei mir, und auch wenn ich keine richtigen Stacheln erkennen konnte, sah es definitiv fadenförmig aus. Ich war mitten in der Vergrößerung einiger Ebola-Bilder gewesen, als Astrid plötzlich in der Tür stand. Unter diesen Umständen war es doch wirklich kein Wunder, dass ich die Zeit vergessen hatte, oder?
    Obwohl die Bandprobe mir wirklich gutgetan hatte, musste ich jetzt dringend wieder an meinen Computer.
    Ich wartete, bis das Licht offiziell ausgeschaltet werden sollte, nahm den Laptop mit ins Bett und fuhr ihn wieder hoch. Als ich die Seite mit den Informationen zu Ebola hinunterscrollte, wurde mir heiß und kalt: Die Sterblichkeitsrate lag zwischen fünfzig und neunundachtzig Prozent.
    Das war wirklich ein verheerendes Virus.
    Grundsätzlich sprach das natürlich dafür. Die Form passte nicht genau, doch vielleicht lag das nur daran, dass ich das Bild noch nicht genug vergrößert hatte.
    Wieso aber sollte Professor Ambrose mit dem Ebola-Virus herumspielen? Weshalb hätte er es mir zeigen sollen? Und wenn er es schon tat, warum hatte er mir dann nicht gesagt, was es war?
    Ich scrollte immer weiter, bis ich plötzlich anhielt. Mein Herz raste, als ich las: »… dieses bösartige ansteckende Virus tritt zeitweise mit einer extrem schnellen Inkubationszeit auf …« Rasch las ich unten auf der Seite weiter. »… die ersten Symptome können bereits achtundvierzig Stunden nach der Ansteckung auftreten, die Inkubationszeit kann aber auch bis zu drei Wochen betragen.«
    Zwischen achtundvierzig Stunden und einundzwanzig Tagen? Viel zu langsam. Ich war schon zwei Stunden nach der Ansteckung krank geworden.
    Damit war Ebola aus dem Rennen, genau wie alles andere, was ich bisher überprüft hatte.
    Ich sah mir noch etwa dreißig andere Viren an, von denen jedoch keins auch nur annähernd infrage kam.
    Erst als ich merkte, dass die formlosen Schatten vor meinen Augen keine Viren auf dem Bildschirm mehr waren, sondern dass ich langsam Sterne sah, beschloss ich, das Licht auszumachen und zu schlafen.

Ende
    Seth rannte blindlings davon, fort von Matthias und seiner glänzenden Palastnachbildung, bis seine Füße ihn zum Apollotempel und ihrer Wiese getragen hatten  – der Wiese, die ihm und Livia gehörte.
    Das war ein Fehler, denn nun fühlte er sich einsamer als je zuvor. Er lehnte sich an eine Tempelsäule, ließ den Blick über den Rasen schweifen und schlug vor lauter Verzweiflung und Trauer den Kopf gegen den Marmor. Der Schmerz tat ihm gut und das Blut, das über seine Wange lief, fühlte sich echt an … Doch er war immer noch da. Er hörte auf und starrte auf die blutbespritzte Säule. Er sah so lange hin, bis das Blut verschwand. Dann folgte er mit dem Blick der Säule hinauf zu dem ionischen

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