Tödliches Labyrinth
Lage sie sich befand, und ihr zu Hilfe kam. Aber nachdem sie einen Moment lang darüber nachgedacht hatte, wurde ihr klar, dass sie und Hawk für andere Fahrer und Passanten einfach nur so wirken mussten wie ein Pärchen, das den Abend in einem der Kasinos verbracht hatte und nun auf dem Weg nach Hause oder ins Hotel war.
Ihre schwache Hoffnung, doch noch jemanden auf sich aufmerksam zu machen, schwand endgültig, als sie die Stadtgrenze erreicht hatten und auf dem zweispurigen Highway in die Wüste hinausfuhren.
Während die grellen Neonschriften und der unablässige Lärm der Stadt immer weiter hinter ihnen zurückfielen, drohte Leah von ihrer Angst überwältigt zu werden. Mit Hawk in der Dunkelheit und Stille unterwegs zu sein, war noch viel schlimmer als sein plötzliches Auftauchen auf dem Parkplatz von MMI.
Wirre Gedanken jagten durch ihren Kopf … vielleicht könnte sie abrupt eine Vollbremsung machen und es schaffen, dass Hawk mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe prallte, um ihn so zu überwältigen. Doch ihre vernünftige Seite sagte ihr, ein solches Manöver sei mehr als leichtsinnig, weil sie Gefahr lief, die Kontrolle über den Wagen zu verlieren. Obwohl sie doch nur Hawk außer Gefecht setzen wollte, könnte sie stattdessen auf diese Weise sie beide umbringen.
“Langsamer, Leah”, wies Hawk sie plötzlich an und beendete abrupt die Stille, die bislang im Wagen geherrscht hatte. “Da vorne zweigt gleich eine unbefestigte Straße ab. Die kann man leicht übersehen, wenn man zu schnell fährt, vor allem nachts. Wenn du sie siehst, biegst du ab.”
“Das … das ist doch die Straße, die zum Indianerreservat führt, oder nicht?” fragte sie irritiert, da sie nicht wusste, warum er sie dorthin dirigieren wollte.
“Stimmt”, bestätigte er wortkarg. “Das scheint dich zu wundern. Was denkst du, was ich vorhabe? Dass ich dich mitten in die Wüste lotse, um dich dann abzuknallen?"
“Na ja … ehrlich gesagt … ja, das dachte ich. Schließlich hast du mir eben auf dem Parkplatz damit gedroht, mich zu erschießen.”
“Stimmt. Aber nur, damit du machst, was ich sage. Das war wohl kaum der geeignete Ort, um dich auszufragen. Außerdem konnte ich nicht das Risiko eingehen, dass du plötzlich anfängst zu schreien oder dich zu wehren. Damit hättest du nur den Sicherheitsdienst aufmerksam gemacht. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich dich
nicht
den Behörden übergebe, wenn ich mit dir fertig bin. Technologiediebstahl ist ein schweres Verbrechen, wie du sicher weißt. Also mach dir besser nichts vor. Ich werde dafür sorgen, dass du mit aller Härte des Gesetzes dafür bestraft wirst und für lange Zeit hinter Gitter wanderst, Leah.” Im Mondlicht, das in den Wagen fiel, sah sie sein dunkles, grimmiges Gesicht. “Aber
zuerst
würde ich gern ein paar Antworten bekommen.”
“Du vergeudest deine Zeit”, sagte sie und zwang sich, abweisend zu klingen. “Glaubst du, ich bin so dumm? Mich den Behörden zu übergeben, ist ganz sicher das
Letzte
, was du unter diesen Umständen machen kannst!"
“Ach ja? Und wie kommst du auf diesen Gedanken?"
Sie wollte antworten, hielt jedoch im letzten Augenblick den Mund. War es möglich, dass Hawk tatsächlich
nichts
von ihrer wahren Identität wusste? Glaubte er etwa
ernsthaft
, sie sei nur am Diebstahl des Codeknackers interessiert gewesen, um ihn an den Meistbietenden zu verkaufen?
Wenn das wirklich der Fall war, dann hatte sie eine – wenn auch minimale – Chance, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wenn sie Hawk die Wahrheit erzählte, würde sie sich dieser Chance berauben.
“Schweigen wird dir auch nicht weiterhelfen, Leah, das kannst du mir glauben”, erklärte er, als sie trotzig eine Antwort verweigerte. “Ich bekomme so oder so, was ich haben will, das verspreche ich dir.”
Ihr Puls begann wieder zu rasen, als ihr eine Serie von entsetzlichen Bildern durch den Kopf geisterten, die seine vagen Worten illustrierten.
“Du befindest dich kaum in einer Position, mich noch der Polizei zu übergeben, nachdem du mich gefoltert hast.” Sie sprach die Worte mit vorgetäuschtem Mut, von dem sie hoffte, er würde ihre Angst überspielen. “Und ich glaube, die Polizei wird auch nicht einfach darüber hinwegsehen, dass du mich mit vorgehaltener Waffe entführt hast.”
“Da mache ich mir gar keine Sorgen. Da wird dein Wort gegen meines stehen. Und was glaubst du, wem die Polizei mehr glauben wird? Mir oder einer Frau, die sich
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