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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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der ihn wie ein Turm überragte. »Master Flaxwith hat mir gesagt, worum es hier geht«, fuhr er fort. »Ich kannte Drayton. Er war ein gemeiner alter Halunke.«
    »Ja, ja, schon gut«, sagte der Coroner. »Aber was hast du herausgefunden?«
    »Nicht viel, Sir John.« Laveck hob einen der großen Eisennägel auf, die außen an der Tür gesessen hatten. »Der hier wurde an der Innenseite von einer dicken Schraube gehalten. Sie war gelockert worden.«
    »Was heißt das, gelockert?« Cranston schaute Flaxwith bedrohlich an. »Ich dachte, du hättest die Tür untersucht?«
    »Nein, nein, laßt mich erklären«, sagte Laveck hastig, darauf bedacht, sich das Wohlwollen des Büttels zu erhalten, denn dieser hatte ihm gutes Silber für seine Arbeit versprochen. »Als diese Tür gefertigt wurde, bohrte der Schreiner Löcher ins Holz und schob diese dicken Eisennägel hindurch, so daß die Köpfe außen saßen. Sie werden innen von einer Mutter oder Schraube gehalten.«
    »Warum tut man das?« fragte Athelstan. »Ich weiß schon« — er lächelte Laveck an — , »man sieht es an allen befestigten Türen, aber warum?«
    »Wenn jemand versucht, sie aufzubrechen, Bruder, dann fangen die Eisennägel außen die Wucht der Schläge auf und schützen das Holz. So ist das. Es ist sehr, sehr schwer, sie herauszuholen, aber in diesem Fall ist es mit einem geschehen. Hier, in der zweiten Reihe unter dem Gucklochgitter. Anscheinend ging es folgendermaßen vonstatten.« Er rutschte ein Stück zur Seite, damit sie die Tür sehen konnten. »Die Schraubmutter auf der Innenseite wurde gelöst, der Nagel herausgenommen.« Laveck hielt einen der Eisennägel in die Höhe. »Schaut Euch den an, Sir John. Blitzsauber. Man hat ihn herausgenommen, poliert und gefettet. Der hier« — er hielt einen anderen hoch — »ist um den Rand herum ganz dunkel. Soweit ich es erkennen kann, hat man den Nagel herausgenommen, eingefettet und wieder hineingesteckt.« Er zuckte die Achseln. »Hilft Euch das?« Er nahm die Mutter zur Hand. »Damit war er innen befestigt. Schaut noch einmal her.« Er hielt sie hoch. »Der Rand ist ebenfalls gesäubert und eingeölt worden. Wirklich sehr gerissen!«
    »Sonst noch was?« fragte Cranston.
    Laveck schüttelte den Kopf. »Bauen wir es wieder zusammen?«
    »Ja, ja«, sagte Cranston und schaute sich um. Athelstan war in Gedanken versunken. »Gibt es sonst noch etwas, Bruder?«
    Athelstan wollte antworten, als es auf der Treppe polterte und Sir Lionel Havant durch den Gang herankam.
    »Habt Ihr das Silber des Regenten schon, Sir John?«
    »Nein, ich habe es noch nicht, verdammt! Aber gewiß kommt Ihr doch nicht hierher, um mich danach zu fragen!«
    »Nein, Sir John, allerdings nicht.« Der junge Ritter schlug sich mit den Lederhandschuhen klatschend an den Oberschenkel. »Seine Gnaden, der Regent, macht sich inzwischen größere Sorgen um seine Schreiber in der Kanzlei vom Grünen Wachs. Es ist nämlich wieder einer ermordet worden, vor dem Haus der Dame Broadsheet diesmal. Er bekam einen Armbrustbolzen mitten ins Herz. Der Pförtner sagt, es war niemand auf der Straße, und es war sicher auch niemand aus Dame Broadsheets Haus. Elflain starb auf der Stelle. Er wollte noch etwas sage, aber aus seinem Mund kam nur ein Schwall Blut. Natürlich ist der Regent sehr darauf bedacht…«
    »Natürlich«, wiederholte Cranston.
    »Ach…« Havant reichte ein fleckiges Stück Pergament herüber. »Das hat man bei der Leiche gefunden.«
    Cranston öffnete die Rolle, las, was darauf stand, und reichte sie Athelstan.
    »Mein dritter ist wie das Ende«, hatte jemand daraufgekritzelt.
    »Was soll das bedeuten?« fragte Havant.
    »Das weiß der Himmel.«
    »Nun«, sagte der Ritter, »Ihr wißt so viel wie ich. Elflain wurde ermordet, ein Rätsel lag bei seiner Leiche. Der Regent hat wieder einen Schreiber verloren, und von seinem Silber wollen wir gar nicht reden. Er ist nicht gerade in bester Stimmung, Sir John.«
    »In dem Fall solltet Ihr Seiner Gnaden vielleicht einfach sagen, daß wir zumindest darin etwas gemeinsam haben«, fauchte Cranston.
    Havant eilte hinaus.
    Athelstan trug Laveck auf, die Nägel wieder an ihrem Platz zu setzen, und ging dann Sir John nach den Gang hinunter.
    »Vier Schreiber tot«, murmelte Cranston. »Bei jeder Leiche ein Rätsel. Mein dritter ist wie das Ende . « Er machte eine Pause. »Nein — das ist doch merkwürdig, nicht wahr, Athelstan?«
    »Was denn, Sir John?«
    »Nun, vier Schreiber wurden ermordet:

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