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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Cranston.
    Alison lächelte. »Im Grunde war es mir gleichgültig, Sir John. Ich habe mich nicht verkleidet, weil ich Angst hatte. Ich wollte nur genug Zeit und Mittel haben, um meine Rache durchzuführen.« Sie zuckte die Achseln. »Hätte man mich nicht gefaßt, so wäre ich wohl nach Epping zurückgekehrt, hätte dort meine Habe verkauft und mich in ein behagliches Nonnenkloster zurückgezogen. Männer wie Edwin sind selten; einen wie ihn würde ich nicht noch einmal finden.«
    »Es war schlau von dir«, bemerkte Athelstan, »daß du dich absichtlich bei der >Silbernen Laute< sehen ließest und dann den Wirt batest, ein Auge auf diesen geheimnisvollen jungen Mann zu haben, obwohl auch das mich hat aufmerksam werden lassen. Als wir nämlich William, dem Wiesel, begegneten, hattest du kein bißchen Angst, aber du benahmst dich, als hänge dein Leben davon ab, daß du die >Silberne Laute< verläßt.«
    »Ich wollte London erst verlassen, wenn das Ende dieses Spiels in Sicht wäre«, sagte Alison. »Nämlich die Vernichtung all dieser bösen Menschen.«
    »Und Alcest? Warum hast du dir den Anführer nicht auch noch vorgenommen?«
    »Weil es mir so paßte, Bruder. Sein Name ist das Ende der poena. Mein Plan war, daß er die Schuld an all diesen Morden auf sich nehmen sollte.« Sie sah Cranston an. »Habt Ihr herausgefunden, wo sie den Ertrag ihres verbrecherischen Treibens versteckt haben?«
    »Nein«, sagte der Coroner. »Aber wie ich unseren Regenten kenne, wird er bei allen Goldschmieden und Banken der Stadt nach diesem Geld suchen.«
    Alison erhob sich. »Ich nehme an, dies ist das Ende, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Athelstan leise. »Das ist es wohl. Alcest hat Chapler ermordet. Du hast alle anderen umgebracht.«
    »Ich muß dich verhaften.« Cranston kam um den Tisch herum.
    Alison wühlte in ihrer Tasche und förderte einen Geldbeutel zutage. Sie schüttete die Münzen vor Athelstan auf den Tisch. »Das Spiel ist aus«, sagte sie. »Bruder, kümmert Euch um das Grab des armen Edwin. Ich habe bei meinem Pfarrer in Epping ein Testament hinterlassen. Alles soll verkauft werden, und das Geld sollen die Armen bekommen. Gott wird mich verstehen.«
    »Ich komme mit dir«, erbot sich Benedicta.
    »Gott verzeihe mir«, flüsterte Cranston und winkte Flaxwith heran, »aber du wirst nach Newgate kommen.«
    »Ach ja?« Alison lächelte.
    Athelstan erhob sich ebenfalls. Einerseits hatte diese junge Frau schreckliche Morde begangen, aber andererseits hatte sie von Herzen geliebt und in ihren eigenen Augen nur Gerechtigkeit geübt.
    »Können wir denn nichts tun, Sir John?«
    »Nein, Pater, das könnt Ihr nicht«, sagte Alison. »Ich möchte nicht, daß Sir John falsche Versprechungen macht. Diese Schreiber waren die Söhne einflußreicher Familien. Sollte ich irgendwo Zuflucht suchen, würden sie mich aufspüren, und wenn ich vor Gericht stehe, wird Geld von Hand zu Hand gehen.« Sie kam zu Athelstan und küßte ihn sanft auf beide Wangen. »Keine Sorge«, flüsterte sie. »Kümmert Euch um Edwins Grab und lest Messen für ihn und für mich.«
    Sie ging zur Tür, wo Cranston, Flaxwith und Benedicta warteten.
    »Ich gehe lieber, Bruder.«
    Benedicta trocknete sich die Augen und deutete zu dem kleinen Schreibpult am Fenster hinüber. »Ach, es tut mir leid, aber als Ihr im Tower wart, ist Bruder Niall hier gewesen. Er hat einen Brief für Euch dagelassen.«
    »Wahrscheinlich will er ein Buch zurückhaben«, sagte Athelstan hastig, bevor Cranston fragen konnte, was in dem Brief stand. Er ging zur Tür.
    Alison lächelte noch einmal, Cranston wünschte eine gute Nacht, und alle gingen.
    Als er allein war, setzte Athelstan sich auf den Schemel, bedeckte das Gesicht mit beiden Händen und sprach ein kurzes Gebet für Alison Chapler. »Ich habe nicht einmal erfahren, wie sie wirklich hieß«, murmelte er.
    Als ob er wüßte, daß Samson weg war, kam Bonaventura zum Fenster herein, den Schwanz emporgereckt, den Kopf erhoben. Er warf seinem Herrn einen Blick zu, als sei er empört darüber, daß dieser es wagte, einen Hund ins Haus zu lassen. Dann sprang er auf das Pult, rollte sich zusammen und schlief ein.
    Athelstan nahm Bruder Nialls Brief, erbrach das Siegel und fing an zu lesen.
     
    Cranston und die anderen gingen zur London Bridge und wanderten dort zwischen den Häusern und Läden hindurch auf die andere Seite. Der Coroner ging vorneweg, Benedicta, die sich bei Alison untergehakt hatte, kam als nächste, und Flaxwith und

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