Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
Blick.
    »Unsere Trinkbecher, Bruder.« Sein Gesicht wurde traurig. »Sieben, wenn man Master Tibaults mitzählt. Nun, da Peslep und Chapler tot sind, werden wir heute abend feierlich auf sie trinken.«
    »Das ist Brauch bei uns«, sagte Lesures. »Nachdem wir hart an all den Urkunden und Dokumenten gearbeitet haben, beenden wir den Tag mit einem Becher Malvasier. Und heute abend trinken wir ihn auf das Wohl unserer verstorbenen Freunde.«
    »Was genau tut Ihr hier?« fragte Athelstan, stand auf und griff nach der Tasche mit seinem Schreibzeug.
    »Dies ist die Kanzlei vom Grünen Wachs«, antwortete Lesures in gedämpftem, ehrfürchtigem Ton.
    »Ja, das weiß ich.«
    »Wenn ich eine Konzession erneuern will«, erklärte Cranston, »oder wenn ich die Erlaubnis für eine Reise nach Ubersee brauche, die Genehmigung zum Betteln oder die Befugnis zum Betreten meines väterlichen Besitzes, oder wenn ich eine Verfügung gegen meinen Feind erwirken will, dann mache ich eine Eingabe beim Kanzler. Der Kanzler und seine Schreiber werden es genehmigen oder ablehnen. Wenn sie einverstanden sind, so wird die Lizenz, die Verfügung oder was sonst als Urkunde benötigt wird, zu Papier gebracht und besiegelt.«
    »Und das geschieht hier?«
    »Ja«, antwortete Napham. »Und, Bruder« — er deutete auf die Stundenkerze, die auf einem großen eisernen Halter neben der Tür saß — , »wir haben noch viel Arbeit.«
    »Wo hat Peslep gewohnt?« Athelstan ignorierte den Hinweis darauf, daß sie sich nun verabschieden sollten.
    »In Little Britain, bei der Priorei St. Bartholomew«, sagte Alcest.
    »Und Edwin Chapler?«
    »Der hatte eine Kammer in der Nähe des Stadtgrabens.«
    »Ich denke, wir sollten beide einmal besuchen«, meinte Athelstan. Er sah sich rasch um und bemerkte in Ollertons Miene leisen Arger und sah auch, daß Elflain sich nervös die Lippen leckte.
    »Dürft Ihr das?« fragte Alcest.
    »Ich bin der Coroner des Königs«, gab Cranston zurück. Er schwankte leicht. »Ich weiß, was ich tun darf, Sir, und was nicht. Ich werde diese Wohnungen aufsuchen.« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Wir wollen nicht vergessen, Ihr Herren: Ihr seid Schreiber vom Grünen Wachs, in einem bedeutenden Staatsamt also. Gott weiß, warum Eure Kollegen ermordet wurden, aber Seine Gnaden der Regent hat ein tiefgehendes Interesse an diesem Fall.« Er hob einen stumpfen Finger. »Jeder Prediger verabschiedet sich mit einem guten Satz, und so will ich es auch tun. Zwei Eurer Kameraden sind tot. Nun mag die Angelegenheit damit erledigt sein, aber was weiß ich? Vielleicht will der Mörder noch weitere, vielleicht gar Euch alle zur Strecke bringen. Ich bitte Euch also, seid auf der Hut.« Er schaute in die Runde und sah zu seiner Genugtuung, daß diese arroganten jungen Männer ein wenig von ihrem Hochmut verloren hatten. »Überdies bitte ich Euch, nachzudenken und Euch zu besinnen: Habt Ihr Euch Feinde gemacht? Haben die Schreiber dieses Amtes bei jemandem Anstoß erregt? Wer könnte einen Groll gegen Euch hegen?« Er sah Athelstan an. »Bruder, es wird Zeit.«
    »Kann ich mitkommen?« Alison griff nach ihrem Mantel und warf ihn über die Schultern. »Ich habe in der >Silbernen Laute< Quartier bezogen«, fügte sie hastig hinzu. »An der Ecke der Milk Street.«
    »Natürlich«, sagte Athelstan. »Ihr seid mehr als willkommen, Mistress. Wo sind Eure Sachen?«
    »Schon dort«, antwortete sie.
    Die junge Frau griff nach ihrer Ledertasche und wollte sie über die Schulter hängen. Cranston nahm sie ihr galant ab. Sie verabschiedeten sich und verließen die Kanzlei. Draußen auf der Straße blieb Athelstan stehen.
    »Tagträume, Mönch?« fragte Cranston.
    »Nein, Sir John.« Athelstan lächelte Alison zu. »Der Ordensbruder denkt nach. Mit diesen jungen Männern stimmt etwas nicht.« Er rieb sich die Hände. »Nichts Handfestes — nur ein Blick, eine Geste...«
    »Warum sagt Ihr das, Bruder?« fragte Alison. Cranston legte Athelstan eine Hand auf die Schulter. »Das sagt er, Mistress, weil sein Verstand ein wahres Frettchen ist, das unermüdlich hinter der Wahrheit herwieselt. Und wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, dann hört er seinen jammervollen Pfarrkindern zu oder er hockt auf seinem Kirchturm und starrt zu den Sternen hinauf.«
    »Ihr studiert das Firmament, Pater?«
    Athelstan schaute lächelnd in das hübsche Gesicht der jungen Frau. »Nun ja. Unterwegs will ich Euch von einem Buch erzählen, das ich gerade lese. Ein

Weitere Kostenlose Bücher