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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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von Ehrlichkeit leiten laßt und unsere Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, so kann der Verdacht sich auch anderswohin richten.«
    »Welche Fragen denn?« wollte Ollerton wissen.
    Athelstan warf einen Blick zu Lesures hinüber, der mit offenem Mund dasaß. Der Ordensbruder war bereits zu dem Schluß gekommen, daß der Dokumentenmeister seinem Titel zum Trotz sehr wenig Macht über diese jungen Kampfhähne hatte. Schreiber wie diese verdienten gutes Silber und wurden von den Großen und Mächtigen bei Hofe umhegt, da diese ihre Dienste häufig benötigten.
    »Fragen!« kläffte Cranston. »Fragen, Sir! Jawohl, ihr Herren, ich werde Euch Fragen stellen, Euch allen. Zuerst einmal: Wo wart Ihr heute morgen, als Peslep ermordet wurde?«
    »Oh, um des lieben Himmels willen, Sir John...« Alcest verzog verachtungsvoll sein hübsches Gesicht. »Jeder von uns wohnt in einem anderen Teil der Stadt. Wir trafen kurz nach der Morgenandacht hier ein. Einige hier gehen zur Messe, andere spazieren über die Felder von Clerkenwell. Peslep machte es Spaß, zu essen, zu trinken und die Titten einer jungen Schankdirne zu begrabschen.«
    »Und Chapler?« fragte Athelstan.
    »Ein pflichtbewußter Schreiber.« Lesures war es, der jetzt sprach, als sei er eifrig darauf bedacht, die Tugenden des Toten zu preisen. »Er ging immer in St. Mary Le Bow zur Messe und betete zu Mittag den Angelus. Und die Bettler in der Cheapside kannten ihn als großzügigen Mann.«
    »Gut, gut«, sagte Athelstan und imitierte Cranstons Tonfall. »Aber keiner von Euch kann sagen, wo er heute morgen war und was er tat, als Peslep ermordet wurde?«
    Die Schreiber starrten ihn an und schüttelten die Köpfe.
    »Ihr habt keine Zeugen«, fuhr Athelstan fort, »die bestätigen können, daß der und der unter Euch um die und die Zeit da und da war?«
    »Hat irgend jemand in London solche Zeugen?« Napham kratzte sich am Kopf. »Bruder Athelstan, wir stehen morgens auf, wir waschen uns, wir kleiden uns an und gehen unseren täglichen Pflichten nach. Wir führen nicht getreulich Buch über jeden Augenblick, den wir verbringen.«
    »Dann laßt uns darüber sprechen, was Ihr vor drei Tagen am Abend getan habt...«
    Athelstan hörte ein Schnarchen und drehte sich um. Cranston hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Augen geschlossen und schmatzte mit den Lippen. Jetzt rülpste er sanft. Der Ordensbruder schaute in die Runde. Die junge Frau starrte Sir John fasziniert an. Unter gewöhnlichen Umständen hätten die anderen gekichert oder hinter vorgehaltener Hand gelacht. Jetzt aber waren die Schreiber auf der Hut. Cranston mochten sie als betrunkenen Tölpel abtun, aber diesen kleinen Ordensbruder mit seiner Unschuldsmiene und den kurzen, widerhakenbewehrten Fragen mußte man im Auge behalten. Das alles ist eitel Treiben, dachte Athelstan. Hier in dieser Kammer spürte er die Anwesenheit der Sünde, schwer und lastend, er spürte Arroganz und Heimlichtuerei. Diese Männer hatten etwas zu verbergen. Athelstan war sicher, daß der Mörder hier unter ihnen saß.
    »Schläft Sir John eigentlich viel?« Alcest legte den Kopf auf die Seite und machte runde Augen wie ein Kind.
    Athelstan entging der Hohn in diesen Worten nicht. »Im Tower habe ich einmal einen Löwen gesehen«, sagte er. »Er lag ausgestreckt im Sand, aber nur ein Dummkopf hätte gewagt, ihn zu wecken. Ihr seid kein Dummkopf — oder, Master Alcest?«
    Der Schreiber verzog das Gesicht und schaute weg.
    »Laßt uns also zu dem Abend vor drei Tagen zurückkehren, als Chapler ermordet wurde«, schlug Athelstan vor, und Alcests Blick entging ihm nicht. Der Schreiber hatte darauf gewartet, daß diese Frage wiederholt wurde.
    »Am Abend vor drei Tagen«, sagte Alcest. »Um welche Stunde, Bruder?«
    »Wann ist die Arbeit hier zu Ende?«
    »Im Sommer, wenn es dunkel wird. Aber vor drei Tagen war es anders. Da war das Fest des Hl. Edmund, unseres Schutzpatrons. Da verließen wir das Haus vor der Vesper.«
    »Und Chapler war bei Euch?«
    »Nein, nein, wie meistens ging er seinen eigenen Geschäften nach.«
    »Und Ihr?«
    »Fragt den Wirt vom >Tanzenden Schwein<. Geraume Zeit vor Sonnenuntergang waren wir da. Wir mieteten einen eigenen Raum für ein Festessen. Gewisse Damen aus der Stadt beehrten uns mit ihrer Anwesenheit.«
    »Und keiner von Euch entfernte sich?«
    »Nein!« sagte Ollerton und kratzte sich die Narbe unter seiner Nase. »Keiner von uns entfernte sich, und jeder kann für die anderen bürgen.

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