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Töte, Bajazzo

Töte, Bajazzo

Titel: Töte, Bajazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht.
    Meine Gedanken kreisten um die Maske. Sie war wichtig, denn sie stand in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem vor uns schimmernden Astralleib. Möglicherweise war sie sogar wichtiger als der Leib selbst, und darauf baute ich meinen Plan.
    Ich ging einfach nicht davon aus, daß auch die Maske feinstofflich war.
    Romero hatte sie vor seinem Tod anfertigen lassen. Sie bestand wahrscheinlich aus Ton, der dann gebleicht und durch eine Magie zum Leben erweckt worden war.
    Mehr feinstofflich!
    Vor mir raschelte es, als Mirella tatsächlich auf die Knie fiel und dabei das auf dem Grab liegende Laub zusammendrückte. Der Mantel breitete sich auf dem Boden aus. Sie erinnerte in dieser Haltung tatsächlich an eine Figur auf der Bühne, die sich zum Gebet hingekniet hatte wie die Gilda in der Oper Rigoletto. »Ich knie«, sagte sie.
    Eine zischelnde Stimme antwortete ihr. »Das sehe ich. Aber es ist noch nicht genug, noch längst nicht. Auch ich habe vor dir gekniet. Du wirst mich jetzt um Verzeihung bitten.«
    »Wofür denn?« rief sie laut und auch verzweifelt. »Dafür, daß ich meinen eigenen Weg gegangen bin? Daß ich eine so wunderbare Stimme mitbekommen habe? Dafür soll ich dich um Vergebung bitten?«
    »Ja.«
    »Ich kann es aber nicht.«
    »Sag, daß du mich liebst! Sag, daß du mich immer geliebt hast! Sag es, Mirella…!«
    »Neiiinnn!« kreischte sie. »Neiiinnn… ich habe dich nie geliebt. Du bist kein Mensch, du bist ein Geist, du bist ein Tier, und du bist ein Mörder, denn du hast meine Eltern grausam getötet. Wie kann ich dich dann lieben, verflucht!« Ihre Stimme zerriß die Stille des alten Friedhofs, und sie sprach weiter. »Ich kann dich nicht lieben, Franco! Aber ich kann dich hassen!« brüllte sie. »Ja, verdammt, ich kann dich hassen, und ich hasse dich!«
    Es war ehrlich von ihr gewesen. Sie hatte sich verausgabt, und mit einem Schluchzen auf den Lippen sank ihr Kopf nach vorn, als wollte sie dem Messer ihren Nacken präsentieren. So war es auch.
    »Dann stirb!« brüllte der Bajazzo.
    Und das Messer raste nach unten, auf den ungeschützten Nacken der Frau zu…
    ***
    Es war besonders ihr Glück, daß ich die Waffe nicht aus den Augen gelassen hatte.
    Aus dem Stand heraus warf ich mich vor. Der gewaltige Sprung brachte mich dicht in ihre Nähe. Meine ausgestreckten Arme rammten gegen den starren Körper, und wie von einer Windbö erfaßt, wurde die Frau vom Grab weggefegt.
    Ich hörte dicht neben mir ein dumpfes Klatschen, als die Klinge in den Boden hieb.
    Sie hatte Mirella und auch mich verfehlt. Blitzschnell drehte ich den Arm, um sie zu fassen, da jagte sie bereits, den unsichtbaren Befehlen folgend, aus dem weichen Boden wieder hoch, um sich zu einem neuen Angriff zu formieren.
    Ich hoffte nur, daß sich die Waffe auf mich konzentrierte, sprang hoch und mit einem weiteren Sprung rückwärts über die seitliche Begrenzung des Grabs hinweg.
    Das Messer drehte sich wie ein Kreisel um die eigene Achse, und so huschte es auch auf mich zu.
    Mirella zog den Kopf ein und preßte sich neben dem Grab flach zu Boden.
    Ich hatte meine Waffe gezogen, konnte aber nicht schießen, weil ich mich auf die heranrasende und sich noch immer drehende Klinge konzentrieren mußte.
    Sie würde mir in den Leib fahren und ihn auf schreckliche Art und Weise aufreißen. Dieses Bild durfte ich mir gar nicht erst vorstellen, und so jagte ich mit einem weiteren Sprung zur Seite.
    Wieder verfehlte mich das Messer. Noch immer drehend sägte es über den Erdboden, riß die Erde auf, schleuderte Klumpen und Krumen in die Höhe, spaltete Blätter und jagte wieder hoch.
    Leider standen die großen Grabfiguren nicht in der Nähe. Eine Deckung gab es deshalb nicht. Ich lief einige Schritte zur Seite und sprang auf ein anderes Grab. Zudem wollte ich die Klinge auch von der Sängerin weglocken.
    Mir gelang ein Blick auf den Bajazzo!
    Er schaute zu. Sein Gesicht zeigte eine starke Anspannung, und schräg über ihm schwebte wie ein Wächter die Totenmaske.
    Ich schoß auf sie.
    Die erste Kugel erwischte sie bereits. Allerdings nicht richtig. Sie prallte gegen die Ecke, riß dort einen Splitter hervor, und die Maske geriet ins Trudeln.
    Ich hörte einen Schrei.
    Diesmal hatte ihn der Bajazzo ausgestoßen. Er hielt sein Gesicht, als wäre ihm ein Stück weggeschossen worden. Was mit ihm geschah, interessierte mich nicht, denn bevor das Messer zu einem weiteren Angriff starten konnte, wollte ich die verdammte Totenmaske vernichtet

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