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Töten Ist Ein Kinderspiel

Töten Ist Ein Kinderspiel

Titel: Töten Ist Ein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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berichtete die Hauptkommissarin.
    „Übereilte Flucht?“
    „Keine Anzeichen von Unordnung oder schnellem Aufbruch. Der Rezeptionist hat ihn gestern Abend gesehen. Ihm ist nichts Sonderbares aufgefallen. Valero kam gegen sechs ins Hotel und ist in sein Zimmer gegangen. Dort hat er sich umgezogen, nach Angaben des Mannes am Empfang sah er aus, als hätte er noch eine Verabredung: helles Hemd, schwarzes Jackett, schicke Jeans. Sogar die Schuhe hat er sich wohl an einem dieser Automaten geputzt. Gegen sieben hat er an der Bar ein Bier getrunken, ein Sandwich gegessen und ist dann mit seinem Auto weggefahren.“ Berger verbog eine Büroklammer. „Kennzeichen des Wagens ist bereits identifiziert und zur Fahndung ausgeschrieben. Und was habt ihr so getrieben?“
    „Der Bericht ist fertig und die Zweifel am Täterduo Mangold-Valero gewachsen“, antwortet Erkner.
    „Bei uns auch.“ Inge Nowak rieb sich die Augen. „Ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir etwas übersehen haben. Und dass der Junge in Gefahr sein könnte.“
    „Vielleicht sogar das Mädchen“, fügte Berger hinzu.
    „Ihr meint, Valero will die ganze Familie ausradieren?“
    „Er war zumindest schon mal bei den Mangolds. Wir haben eben auf die Schnelle seine Fingerabdrücke noch mit denen in der Wohnung abgleichen lassen: Im Wohnzimmer sind wir fündig geworden. Vielleicht hat er ja doch die Medikamente manipuliert.“
    „Und wie finden wir das heraus?“, fragte Erkner.
    „Fahndung rausgeben“, ordnete seine Chefin an.
    Verónica und Inge saßen am Küchentisch und aßen die Tapas, die sie kurz zuvor zubereitet hatten. Ihre Meinungsverschiedenheit vom Morgen hatten sie vertagt.
    „Können wir einen gemütlichen Freitagabend haben und einfach so tun, als ob die Welt in Ordnung wäre?“
    „Sie ist in Ordnung, sobald die Gambas auf dem Tisch stehen“, hatte Verónica geantwortet und gehofft, dass sie Recht behalten würde.
    Schweigend bedienten sie sich an den tönernen Schälchen und nahmen dazwischen kräftige Schlucke des schweren Rotweins.
    „Wenn ich todkrank wäre und bald sterben müsste – was würden wir dann tun?“, fragte Inge plötzlich in die Stille.
    „Wir würden versuchen, das Leben zu genießen, hoffe ich.“
    „Wie genau?“
    „Ich weiß nicht. Mir wäre wichtig, dass es dir gut ginge. Ich würde wahrscheinlich meine Bedürfnisse zurückstellen, weil ich denken würde, ich hätte noch mehr Zeit als du, sie mir zu erfüllen.“
    „Würden wir zu Hause bleiben?“
    „Wenn es dir zu Hause gefallen würde, ja. Wenn du lieber woanders wärst, würden wir dorthin gehen.“
    Inge überlegte. „Ich frage mich, wieso Erika Mangold letztlich soviel gearbeitet hat. Es war eine Frage der Zeit, bis ihr Mann stirbt.“
    „Vielleicht hat sie seine Krankheit nicht ertragen.“
    „Eine Pfarrerin?“
    „Ich würde es nur sehr schwer ertragen, wenn du so krank wärst, und ich bin Polizistin.“
    „Wieso?“
    „Na ja, dich den ganzen Tag leiden zu sehen, ohne dir helfen zu können, das wäre ein Alptraum!“ Verónica spießte eine Garnele auf die kleine Gabel und tauchte sie in das mit Knoblauch gespickte Olivenöl. „Überhaupt, zu wissen, dass du bald nicht mehr da wärst. All die Dinge, die wir nicht mehr miteinander tun könnten, und dich gleichzeitig noch so glücklich wie möglich machen zu wollen.“
    „Würdest du denn bei mir bleiben, wenn ich so krank wäre?“, fragte Inge leise.
    Verónica setzte sich kerzengerade hin. „Meinst du die Frage ernst?“
    Inge nickte.
    „Natürlich würde ich bei dir bleiben, ich bin deine Freundin. Schon vergessen?“
    Schweigend stocherte Inge in den marinierten Karotten herum.
    „Wie kommst du auf so eine absurde Idee? Findest du, ich kümmere mich zu wenig um dich?“, hakte Verónica vorsichtig nach.
    „Nein. Es ist nur… Ich hab das Gefühl, dir ist das alles viel zu eng und zu dicht. Als würdest du keine, na ja, ich weiß eigentlich auch nicht…Und wenn ich krank wäre, würdest du dich vielleicht verpflichtet fühlen und tun, was du gar nicht wolltest.“
    Die Dämmerung verwandelte sich allmählich in Nacht, der Autolärm wurde weniger und die einzelne Kerze, die sie entzündet hatten, neigte sich ihrem Ende zu.
    „Ich liebe dich, Inge. Ich brauche nur mehr Raum. Ein eigenes Zimmer. Zum Beispiel, um dich darin zu verführen.“ Verónica nahm Inges Hand. „Und die Freiheit, mich immer wieder für das zu entscheiden, was ich will. Dazu gehörst vor allem du. Ganz egal,

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