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Töten Ist Ein Kinderspiel

Töten Ist Ein Kinderspiel

Titel: Töten Ist Ein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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wie es dir geht, hörst du?“
    Sie konnte es nicht sehen, aber sie spürte, das Inge lächelte. „Allerdings würde ich nicht zulassen, dass du dich so hängen lässt, wie Ingo Mangold es getan hat.“
    „Und wie würdest du das anstellen?“ Inge schenkte ihnen nach und stand auf.
    „Sex and drugs and rock’n roll.“
    „Könnte es auch klassische Musik sein?”
    Verónica rollte mit den Augen. „Wieso hab ich mir eigentlich so eine Spießerin ausgesucht?“ Dann hob sie die Augenbrauen und grinste Inge an. „Was würdest du eigentlich von einem Überraschungsausflug am Wochenende halten?“
    Die Antwort wurde vom Türklingeln unterbrochen.
    „Erwartest du noch Besuch?“
    „Nein, du?“
    Inge ging zur Tür und sah durch den Spion. Es war Berger.
    „Gute oder schlechte Nachrichten?“, fragte sie ihn nach dem Öffnen.
    „Wir haben Valeros Wagen gefunden. In Mitte, Auguststraße. Von ihm und Benjamin Mangold keine Spur.“
    Er hatte die Einsatzfahrzeuge der Polizei schon herannahen gehört. Waren sie ihm auf die Spur gekommen? Hatte Valero ein zweites Handy, das er übersehen hatte, und war er nach einem Hilferuf geortet worden? Blut stieg ihm in die Wangen, und er lief auf die Terrasse, um die Straße besser im Blick zu haben. Der große Sportplatz lag im Dunkeln und wurde gespenstisch erhellt von den sich nun tonlos drehenden Blaulichtern. Zwei Polizeiautos blockierten die kleine Stichstraße zum Fußballplatz, zwei uniformierte Polizisten waren ausgestiegen und liefen um ein geparktes Auto herum. Natürlich – Valeros Wagen! Das bedeutete, die Polizei suchte nach ihm.
    Ben löschte die Lichter, duckte sich hinter die aus Eternitplatten gefertigte Balustrade, die die Dachterrasse umgab, und lugte durch einen schmalen Zwischenraum hinunter. Eine ganze Weile passierte nichts, außer, dass ein paar Schaulustige stehen blieben und die Beamten sie erfolglos zum Weitergehen aufforderten. Kurz darauf hielt ein weißer Kastenwagen, aus dem zwei Männer stiegen. Schließlich fuhr ein drittes Auto vor, zwei von ihnen erkannte er sofort – es waren die Kommissarin und ihr Kollege. Sein Puls stieg schlagartig an. Wenn sie beide hier waren, dann hieß das, dass Ben Recht hatte: Valero war der Mörder seiner Mutter.
    Von oben betrachtet kam ihm die Szenerie wie ein schlecht ausgeleuchtetes Set zum Dreh eines Fernsehkrimis vor. Als Schüler hatte er einige Male als Statist in Hauptstadtproduktionen sein Taschengeld aufgebessert und sich stundenlang die Beine in den Bauch gestanden, bis er endlich durch ein Bild laufen durfte. Er erinnerte sich an die zahlreichen Wiederholungen der immer gleichen Szene, bis der Regisseur schließlich zufrieden war und alles im Kasten hatte. Die Wirklichkeit jedoch ereignete sich um einiges zügiger und ohne Unterbrechungen. Nach wenigen Minuten war die Straße abgeriegelt, die Schaulustigen auf Abstand gehalten. Dachten sie, Valero hätte eine Bombe deponiert? Hatte er? War er am Ende nur zu ihm gekommen, um ihn mitsamt der anderen vier Stockwerke in die Luft zu jagen und den einzigen Zeugen in Schutt und Asche zu legen? Seinen eigenen Sohn?
    Offenbar nicht, denn nun machten sich die beiden Männer aus dem Kastenwagen daran, den Kofferraum zu öffnen. Was glaubten sie, darin zu finden? Eine Leiche? Hatte Valero noch mehr Menschen auf dem Gewissen? Hielt er einen Killer gefangen? Hinter ihm vernahm er ein Geräusch und erschrocken fuhr er herum. Es war windig geworden, die Lamellen des halb heruntergelassenen Rollos bewegten sich. Sein Blick fiel in die Wohnung, von hier sah er bis in den dunklen Flur, wo sich die Tür abzeichnete, hinter der Valero sicher tobte. Wieder drang etwas Undefinierbares an sein Ohr, die Idee eines Geräusches. Langsam drückte sich Ben aus der Hocke in die Knie und lief geduckt in die Wohnung zurück. Je näher er dem Tonstudio kam, dessen Tür er offen gelassen hatte, umso deutlicher wurde die minimale Vibration, ein kaum hörbares Wummern. Er stand still und lauschte. Nun ahnte er, was Valero vorhatte.
    Sichtlich beruhigt und mit einem sonderbaren Hochgefühl betrat er den Studioraum. Ein paar Minuten ließ er vergehen und gab sich der matten Dumpfheit der Schläge hin, die in gleichmäßigen Abständen auf die Scheibe trafen.
    Steter Tropfen höhlt den Stein, dachte er. Eines der Themen, zu denen er im Deutschabitur einen Aufsatz hätte schreiben können. Ben hatte sich aber für ein anderes Zitat entschieden, er glaubte nicht an den Erfolg der

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