Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Entscheidung. Es war eine ähnliche Situation wie an der Börse. Auch dort musste man innerhalb von Sekunden seine Wahl treffen: kaufen oder verkaufen! Hier war es im Grund gleich: Leben oder Tod!
Alex Huber straffte seinen Körper, fuhr mit der Hand in die Außentasche seiner Shorts, spürte den kalten Stahl des Messers, fixierte die schmucklose weiße Tür, die in Anna Langes Zimmer führte, und traf seine Entscheidung.
*
Tony Braun fuhr in seinem völlig überhitzten Auto die lang gezogene Bucht von Palma entlang. Wie immer war die breite Straße hoffnungslos verstopft, wütend ließ er den Motor aufheulen, während draußen die tief stehende Sonne das Meer in einen funkelnden Zauberspiegel verwandelte.
Zu seiner Überraschung fand er direkt vor dem Hotel Xenia einen Parkplatz. Er sprang aus dem Wagen und lief in das Hotel.
Die Tür zu Anna Langes Zimmer war nur angelehnt. Eine böse Vorahnung schwappte wie eine Welle durch seinen Körper, mit der Fingerspitze tippte er gegen das Türblatt, zog gleichzeitig seine Pistole und trat schnell in den Raum. Während er sich vorsichtig im Zimmer umsah, hörte er plötzlich ein Geräusch aus dem Badezimmer. Als er die Tür mit der Schulter aufstieß, verdichtete sich das Geräusch zu einem leisen Wimmern. Unter der dunklen Holzverkleidung des Waschbeckens versteckt, entdeckte er Anna.
„Was ist passiert?“, fragte Braun und zog sie an den Schultern hoch.
„Alex Huber stand draußen vor meiner Tür! Ich habe es durch den Türspion gesehen. Er hatte den Blick eines Wahnsinnigen! Ich dachte, er will mich umbringen“, antwortete sie stockend.
„Wieso sollte er dich ermorden? Er konnte doch keine Ahnung von unserem Verdacht haben? Da stimmt doch etwas nicht, Anna!“ Ohne auf seine Fragen zu antworten, setzte sie sich auf den Rand der Badewanne und sah ihm direkt in die Augen.
„Ich, ich war in seinem Zimmer“, flüsterte sie, senkte den Kopf und ließ ihre rote Mähne wie einen Wasserfall über das Gesicht fallen.
„Du warst wo?“ Braun konnte sich nur mühsam beherrschen. Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie. „Du warst in seinem Zimmer? Bist du verrückt?“
„Er hat verschiedene Dateien auf einem Tamagotchi-Datenstick. Ich habe nur den Schlusstext in einem Dokument lesen können, dann hat mich der Roomboy dabei überrascht! Ich bin sofort zurück in mein Zimmer gelaufen und nur wenig später stand Alex Huber vor meiner Tür. Durch den Spion habe ich sein Gesicht gesehen. Diesen Ausdruck! Eiskalt und zu allem entschlossen!“ Die letzten Worte verebbten in einem heftigen Schluchzen.
„Beruhige dich! Jetzt ist alles gut“, sagte Braun und umarmte sie, um ihr so wenigstens ein bisschen Sicherheit zu vermitteln.
„Nichts ist gut! Diese Augen, diese Miene! Zu allem entschlossen! Zielgerichtet!“, murmelte sie und er drückte sie noch enger an seine Brust.
„Zielgerichtet“, wiederholte er automatisch. In irgendeinem Zusammenhang hatte er diesen Begriff schon einmal gehört. In Verbindung mit einer hoch motivierten, zielorientierten Vorgangsweise. Doch so sehr er auch nachdachte, er konnte sich an die Situation nicht mehr erinnern.
Er beobachtete Anna, die jetzt mit verschränkten Armen vor dem Fenster stand und stumm hinaus auf das Meer schaute, so, als würde sie den Horizont nach einer rettenden Insel absuchen.
„Was hast du in der Datei gelesen?“, fragte er und trat neben sie. Doch im Gegensatz zu Anna war er nicht auf der Suche nach dem Licht am Horizont, sondern starrte nach unten zu den Sonnenliegen, die in der Dämmerung verwaist und exakt ausgerichtet am Rand des Swimmingpools aufgereiht standen. Die Models hatten sich bereits an die Bar zurückgezogen und dopten sich mit Mineralwasser und Pillen für eine heiße Partynacht. „Worum ist es bei dem Text gegangen?“, insistierte er, als er keine Antwort erhielt.
„Ich habe nur den Schluss gelesen. Er hat eine Art Masterplan. Ich sehe es noch ganz deutlich vor Augen: ,To Do: P - I.D. - Closing des Projektes. Abends.‘ Ganz kühl und nüchtern!“
„Was meint er damit?“ Er sah sie fragend an. Mittlerweile hatte sie sich merklich beruhigt. Sie atmete langsam und bewusst, so als müsse sie die zuvor ausgestoßene Energie wieder einatmen, um ihren alten Elan wieder zu finden. Doch auf seine Frage zuckte sie nur ratlos mit den Schultern.
„Fragen wir Alex Huber doch am besten selbst!“, rief er und lief auch schon aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Vor
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