Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Model zur Seite und ging Richtung Treppe. „Also bis morgen!“, rief er noch über seine Schulter zurück und sprintete die zwei Stockwerke nach oben zu seinem Zimmer. Am Ende des Gangs stand der Rollwagen des Room Service, ansonsten kein Mensch. Mit schweißnassen Fingern steckte er die Keycard in die Tür, öffnete sie nur einen Spaltbreit. Der dünne Faden, den er zur Sicherheit zwischen Türstock und Türblatt geklebt hatte, war zerrissen. Wahrscheinlich der Room Service, dachte er, als er sich an den Rollwagen auf dem Gang erinnerte, und trat schnell in sein Zimmer.
Alles war noch genauso, wie er es verlassen hatte: Der Bademantel lag vor dem Bett auf dem Boden, im Bad türmten sich noch die feuchten Handtücher, das Bett war ungemacht, die benutzten Gläser standen auf den Nachttischchen. Er stürzte zu seinem Notebook, klopfte nervös auf die Schreibtischplatte, während er zusah, wie das Programm hochfuhr. Das kleine Herz auf der Oberfläche erschien. Er klickte auf das Symbol, öffnete das Info-Sheet und las die Informationen in dem Feld: Zuletzt benutzt vor fünf Minuten! Er riss den Tamagotchi-Stick heraus, steckte ihn in die Hosentasche, lief hinaus auf den Gang und sah den Room-Service-Boy zwei Türen weiter stehen.
„Warum ist mein Zimmer nicht gereinigt?“, fauchte er den muskulösen Angestellten in dem Xenia-T-Shirt an.
„Ihre Freundin wollte nicht, dass ich das Zimmer putze! Sie war total erschrocken, als ich die Tür geöffnet habe. Ich dachte schon, sie kippt gleich um“, erwiderte der Angestellte selbstbewusst und pumpte seine Muskeln auf. Als er Hubers verwirrte Miene bemerkte, fügte er verschwörerisch lächelnd hinzu:
„Das Mädchen mit den roten Haaren! Sie ist überhaupt ein wenig verwirrt. Zuerst vergisst sie ihre Keycard im Zimmer, dann wird sie ganz hektisch, wenn ich aufräumen will.“
„Es ist doch immer das Gleiche mit ihr! Manchmal ist sie völlig in ihrer eigenen Gedankenwelt und vergisst sogar auf mich“, lachte Alex Huber geistesgegenwärtig und strich sich nervös durch seine Haare. Er steckte dem Angestellten einen 5-Euro-Schein zu und ging schnell zurück in sein Zimmer.
Langsam und systematisch begann er, seine Sachen zu packen. Es gab nicht viel, die meiste Bekleidung lag noch zusammengelegt in seinem Koffer, aber das Zusammenfalten der weißen Shorts und Hemden half ihm, seine Gedanken zu ordnen. Der große Plan war in Gefahr! Anna Lange war in seinem Zimmer gewesen und hatte die Dateien auf dem Notebook geöffnet. Wahrscheinlich hatte sie auch seine Aufzeichnungen gelesen!
Fieberhaft überlegte er: Das Hotel hatte sie nicht verlassen, sonst wäre sie ihm im Foyer über den Weg gelaufen. Sie war sicher noch auf ihrem Zimmer. So wie er Anna Lange einschätzte, würde sie zunächst überlegen, welchen Schritt sie als Nächstes setzen würde. Er musste unter allen Umständen verhindern, dass sie etwaige Informationen weitergeben konnte. Nervös schaute er auf seine riesige Bell-&-Ross-Uhr. Insgesamt waren an die zehn Minuten vergangen, er durfte keine Zeit verlieren, musste sofort handeln!
Suchend sah er sich in seinem Zimmer um. Sein Blick fiel auf die Obstschale aus geschliffenem Glas, daneben lag ein Teller mit einer exakt gefalteten Serviette und ein elegantes Obstmesser. Spontan griff er nach dem Messer, schlüpfte aus der Tür und pirschte sich leise die Treppe nach oben in den dritten Stock. Als er dann vor Anna Langes Zimmer stand, hatte er noch immer keinen Plan. Das Obstmesser steckte in der Seitentasche seiner Shorts und hatte mit der Spitze schon ein kleines Loch in das weiße Leinen gebohrt.
In Anna Langes Zimmer waren nur hektische Schritte zu hören, keine Stimme, kein Telefon. Er wischte sich über die schweißnasse Stirn und dachte nach. Er stellte sich ein mögliches Szenario vor: Ich klopfe an die Tür, Anna Lange öffnet und sofort steche ich zu, nutze den Überraschungsmoment. Stoße sie ins Zimmer und steche immer und immer wieder auf sie ein und bin gerettet!
Doch Alex Huber wusste, dass dieser spontane Mord seinen gesamten Plan gefährden würde.
Wenn Anna Lange tot wäre, würde der Verdacht sofort auf ihn fallen. Sie war eine auffällige Erscheinung und man hatte sie oft zusammen gesehen. Auch sein Gespräch mit dem Mann vom Room Service würde in Erinnerung bleiben. Alles Indizien, die gegen ihn sprechen würden. Dann wäre da ja noch die Leiche, die er verschwinden lassen müsste.
Alex Huber stand vor einer schwierigen
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