Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Job nicht an die Wand fahren, motivierte sie sich und bemerkte, dass Anna noch immer weiter auf sie einredete.
„Das sind keine Pornoklamotten, Goth Style heißt das und der Designer Alastair Adlon ist im Augenblick total in, das ist auch gut für deine Karriere.“
Meine Karriere ist sowieso zu Ende, ging es Yurika Mekas durch ihren umnebelten Kopf, während ihr Herz raste und Mary noch immer mit kalten Wickeln an ihren Handgelenken rummachte. Ich habe für Marc Jacobs gemodelt, eine Kampagne für Gareth Pugh in London geschossen und es ist steil nach oben gegangen und dann, ja dann das Shooting für Zoltan Zoravic, den serbischen Designstar. Die phänomenale Gage, die tollen Locations, Miami und Dubai, ich habe mich kaufen lassen, denn Auftraggeber war er. Er hatte sich in ein Foto von mir in der Vogue verknallt und hat mir das Couture-Kleid gekauft, das ich darauf getragen habe. Er wollte mich unbedingt und hat mich gekauft wie ein Luxusobjekt – Milan Drakovic.
Das war ein Fehler, das war mein größter Fehler, das war mein langsamer Abstieg in die Hölle! Sie begann zu schluchzen, verdrehte die Augen, schluchzte sich das Gift aus dem Körper, das Gift von Milan Drakovic aus dem Herzen, konnte nicht aufhören mit diesem verdammten Schluchzen und plötzlich wurden alle hektisch, das konnte sie spüren.
„Sie kippt um! Yurika, dableiben, nicht umkippen, trinken, dableiben!“ Panisch klopfte ihr Mary auf die Wangen, versuchte ihr eiskaltes Wasser einzuflößen, das sie hustend sofort wieder in hohem Bogen ins Becken, auf die Fliesen, den Spiegel spuckte.
„Wir müssen das Shooting um eine Stunde verschieben!“, hörte sie Anna noch zu Mary rufen. „Ruf Manuel, den Fotografen an, er soll Adlon bei Laune halten!“
Als Yurika wieder aufwachte, lag sie auf einem der durchgesessenen Sofas in der Recreation Zone der Agentur und wunderte sich, dass erst fünfzehn Minuten vergangen waren.
„Geht’s dir besser, arme Yurika?“, fragte Anna mitfühlend, beugte sich über sie und sah überhaupt nicht zornig aus. Die roten Locken streiften leicht ihr Gesicht und Anna strich ihr sanft über ihre Wange, berührte beinahe zärtlich ihre wachsbleiche Haut, wie es Milan Drakovic nie gemacht hatte, und Yurika musste wieder weinen.
Später im Fotostudio war Yurika nach fünf pechschwarzen Espressi, vier Flaschen Cola und unzähligen Energy Drinks wieder das professionelle Model und ließ ihre Klasse aufblitzen. Groß, blond, unglaublich dürr, mit tiefliegenden, hellblau leuchtenden Augen und fotogenen Schatten unter den hohen Backenknochen, posierte sie am Set in den engen schwarzen und roten Lederoutfits von Alastair Adlon, wurde eins mit der Kamera und machte jedes Foto zu einem Erlebnis.
Ihr blondes Haar war zu zwei hörnerartigen Zöpfen gestylt, ihre Augen waren schwarz umrandet. Der leuchtend rote Mund hob sich deutlich von ihrem kalkweiß geschminkten Gesicht ab. Die nackten Arme waren mit abwaschbaren Tattoos bedeckt, um den Hals trug sie eine silberne Kette mit einer Rasierklinge und einem Skelett. Das schwarze Ledermieder war frisch gesprayed und glänzte noch intensiver. Mit ihren Ketten-High-Heels war sie gut zehn Zentimeter größer als Alastair Adlon.
„Meine Prinzessin, wie schön du aussiehst. Du bist die perfekte Reinkarnation meiner Mode!“, rief Alastair Adlon und stellte sich auf seine Zehenspitzen, um Yurika auf ihre Wange zu küssen. Ungeduldig schob sie ihn zur Seite, doch bevor er weiter insistieren konnte, schnarrte sein Handy die Anfangstakte von „A Forest“ von The Cure und er ging vom Set, um in Ruhe zu telefonieren. Yurika setzte sich erschöpft und der Make-up-Artist tupfte kleine Schweißtropfen von ihrer Stirn, zog den Lippenstift nach, gab ein wenig Lipgloss dazu und puderte ihre kalkweißen Wangen. Während das Styling-Girl die roten Bänder, die in ihre Zöpfe eingeflochten waren, ordnete und die Einlagen in ihrem schwarzen Leder-BH wieder richtig positionierte, vibrierte ihr Handy und sie las die SMS: Neue Designerware eingetroffen. Sie tippte eine Antwort und schickte sie ab, dann löschte sie beide SMS.
Vier Stunden später schoss Manuel, der Fotograf, das letzte Bild. Anna Lange und Alastair Adlon unterhielten sich flüsternd über die zu erwartenden Kosten für die Overtime. Yurika saß vor dem hell erleuchteten Spiegel in der Garderobe und wischte sich die Schminke aus ihrem Gesicht. Ihre Haut juckte und die unzähligen Nerven in ihrem Inneren bettelten um Nachschub,
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