Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
schwächer.
„Was ist? Was hast du gesagt?“, schrie Igor Drakovic.
„Ich beauftrage Slobodan mit weiteren Recherchen und den daraus resultierenden Maßnahmen. Verlass dich auf mich, ich habe alles unter Kontrolle! Wir sehen uns zum Fest meiner Tante. Ich liebe dich, Vater!“
15. Prag/Linz: Der siebte Tag
Pavel Hajek schritt gemächlich über das Kopfsteinpflaster der Prager Altstadt, ging den Wenzelsplatz entlang, vorbei an den Cafés und Fastfoodlokalen, bog dann rechts in die Stepanska ein, wo er in einem großen, düsteren Haus mit abblätternder Fassade mit seiner Mutter wohnte. Entgegen seiner Gewohnheit ging er zum Mittagessen nach Hause, er musste einfach hinaus aus der erdrückenden Atmosphäre seines Büros, wo er ständig nur in Sackgassen dachte.
Keine verwertbaren Spuren im Mordfall Milan Drakovic, musste er sich zu seinem Bedauern eingestehen. Die Befragung des Reinigungspersonals der Prager Niederlassung von Royal International gestaltete sich schwieriger als erwartet. Es gab nur einen fixen Putztruppleiter, alle anderen waren freiberufliche Reinigungskräfte, was so viel hieß wie Schwarzarbeiter. Diese wurden jeden Tag aus dem Heer der Arbeitslosen beim Zidovske-Museum rekrutiert, erhielten nach ihrer Arbeit den Lohn und verschwanden auf Nimmerwiedersehen.
In dem dunklen Flur seiner Altbauwohnung zog sich Hajek die Schuhe aus, schlüpfte in die bereitgestellten Hausschuhe, sog den Duft einer frisch gekochten Hühnersuppe ein und sein Magen begann zu knurren. Wie immer hörte seine Mutter beim Kochen eine Schallplatte von Karel Gott, einen Schnulzensänger, den Hajek überhaupt nicht ausstehen konnte, aber natürlich sagte er seiner Mutter gegenüber nichts davon.
„Du siehst so bedrückt aus, Pavel?“, fragte seine Mutter besorgt und blies in die heiße Suppe. „Schmeckt dir das Essen nicht?“
„Nein, Mama! Das Essen ist es nicht, es ist dieser Fall, den ich zu bearbeiten habe, der Mord an einem Geschäftsmann, Milan Drakovic“, erwiderte er einsilbig und widmete sich wieder dem Essen.
„Davon war gar nichts im Fernsehen!“ Veronika Hajekova legte den Löffel weg und blickte ihren Sohn an.
„Erzähl, worum geht es da?“, fragte sie neugierig.
Hajek erzählte ihr eine Kurzfassung der bisherigen Ereignisse, schärfte ihr gleichzeitig immer wieder ein, über das Gehörte zu schweigen und niemandem etwas zu erzählen. Seine Mutter nickte beleidigt.
„Ich kann schweigen! Das weißt du doch. Ich werde es nicht einmal Esther erzählen, meiner Bridgepartnerin.“
Schließlich redete er auch über sein Bauchgefühl und die beiden Buchstaben E.T.
„Tony Braun sagt immer: ,Höre auf dein Bauchgefühl!‘“
„Ist das dein Freund von EUROPOL?“, unterbrach ihn seine Mutter.
„Ja, Mama, das ist er!“ Hajek wippte ungeduldig mit den Füßen. „Für ihn zählt das Bauchgefühl! Genau das mache ich jetzt auch! Sagt dir die Abkürzung E.T. irgendetwas, Mama?“
„E.T.?“ Veronika Hajekova sah ihn verständnislos an. „Was soll das sein?“
„Das steht in einem Zusammenhang mit Royal International. Der Ermordete war der Osteuropa-Geschäftsführer von Royal International“, informierte sie Hajek mit vollem Mund.
„Ich kenne nur eine Firma Royal Steel von früher“, erwiderte seine Mutter. „Royal, die exklusiven Haushaltsartikel von Slavo Tudjman, einem Kroaten. Die waren sehr schön, leider aber auch sehr teuer, wir konnten sie uns nicht leisten! Ich habe sie übrigens schon lange nirgends mehr gesehen.“
„Was sagst du da!“, rief Hajek und ließ vor Überraschung den Löffel in seinen Teller fallen, sodass die Suppe über den ganzen Tisch spritzte.
„Sag das noch einmal, Mama! Royal Steel produzierte Haushaltsartikel und der Eigentümer hieß Slavo Tudjman und stammte aus Kroatien?“
„Sag ich doch, Junge! Du musst nicht ständig alles wiederholen, ich bin nicht senil!“ Ärgerlich schüttelte seine Mutter den Kopf und wischte mit einem feuchten Lappen den Tisch wieder sauber.
„Royal Steel und die Abkürzung von Slavo Tudjman ist S.T.“, murmelte Hajek und blickte auf den Häkelteppich an der Wand. „Royal International und E.T.! Da gibt es eine Verbindung! Tony Braun, ich folge meinem Bauchgefühl!“, lachte er und rückte sich die Brille zurecht.
Schnell schlüpfte er in seine Schuhe, küsste seine überraschte Mutter auf beide Wangen.
„Du hast mir sehr geholfen, Mama! Du bist ein echter Detektiv!“
„Was ist mit der Suppe, Junge? Du musst
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