Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
den Mörder zu finden und seiner gerechten Strafe zuzuführen“, fuhr er fort.
„Gibt es bereits Hinweise auf einen möglichen Täter?“, fragte sie leise.
„Wir haben bereits einen Tatverdächtigen. Er wird zur Stunde verhört. Wer es ist, darüber kann ich natürlich keine Auskunft geben“, sagte Dr. Wagner triumphierend. Er machte eine Pause und räusperte sich, ehe er fortfuhr.
„Da wir hier so zwanglos reden, Frau Drakovic, ich habe gerade mit dem Bürgermeister gesprochen, das Stadtteilprojekt liegt ihm sehr am Herzen. Ihr Bruder war ja der Immobilienentwickler und mit Investoren in Kontakt. Wissen Sie schon, wie es weitergeht, jetzt, da Ihr Bruder tot ist?“, fragte er lauernd.
„Es läuft alles so wie vereinbart. Es gibt bereits Vereinbarungen mit einem Hedgefonds und einer spanischen Bank. Die Verhandlungen führe ich mit meinem Vater. Mein Bruder ist zwar tot, aber die Geschäfte müssen weitergehen! Das Leben ist nun einmal unerbittlich, besonders für eine Frau“, seufzte Tatjana Drakovic und blickte ihm dabei tief in die Augen.
Dr. Wagner nickte zufrieden.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte er und kam wieder auf den eigentlichen Grund ihres Besuches zurück.
„Ich weiß, ich bin die Hauptnutznießerin aus dem Mord an meinem Bruder und möchte nicht, dass der Verdacht auf mich fällt“, sagte sie mit feucht glänzenden Augen.
„Niemand verdächtigt Sie, Frau Drakovic“, antwortete Dr. Wagner empört.
„Doch! Ihr Untergebener hat so etwas angedeutet“, sagte Tatjana Drakovic und schluckte hörbar.
„Mein Untergebener? Sie meinen wohl Chefinspektor Braun. Er hat Sie verdächtigt? Davon weiß ich ja gar nichts!“, Dr. Wagner zog irritiert die Augenbrauen hoch.
„Nicht direkt verdächtigt, aber er machte gewisse Andeutungen“, verbesserte sich Tatjana Drakovic.
„Wann soll das gewesen sein?“
„Heute morgen, direkt am Tatort. Er hat mit unserem Sicherheitschef gesprochen, Slobodan Petrovic, und dieser hat es dann mir mitgeteilt.“ Sie wischte sich über die Augen.
„Es ist alles so schrecklich. Mein Bruder wird auf bestialische Weise ermordet und ich, seine Schwester, werde verdächtigt, diese Tat begangen zu haben“, schniefte sie.
„Niemand verdächtigt Sie, Frau Drakovic! Ich werde mit dem Chefinspektor darüber sprechen“, versuchte Dr. Wagner sie zu beruhigen.
„Ich bin verdächtig, obwohl ich ein Alibi habe“, ließ sie nicht locker.
„Dann ist ja alles in bester Ordnung, Sie brauchen uns nur etwas darüber erzählen. Wir überprüfen es dann routinemäßig und das war es auch schon“, sagte Dr. Wagner und entspannte sich.
„Deswegen bin ich ja hier“, antwortete Tatjana Drakovic und lächelte zum ersten Mal. „Das ist nicht so einfach! Ich war mit einem Mann zusammen! Wir hatten eine äußerst intensive Liebesnacht, besser gesagt, bis in den Morgen hinein. Er ist sehr ausdauernd.“
„Sie müssen mir nicht alle Details verraten, Frau Drakovic. Es genügt, wenn Sie mir einfach sagen, wie er heißt“, unterbrach sie Dr. Wagner und versuchte sie zu beruhigen, als er ihren skeptischen Gesichtsausdruck sah.
„Keine Sorge, wir behandeln private Angelegenheiten äußerst diskret. Geben Sie mir einfach Name und Adresse. Ich selbst werde mich darum kümmern, Frau Drakovic.“ Suchend blickte sich Dr. Wagner nach einem Notizblock um. „Diskretion ist das oberste Gebot bei der Polizeiarbeit, ganz besonders in Ihrem Fall.“
„Trotzdem, ich weiß nicht, ob das förderlich ist, im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen“, wand sich Tatjana Drakovic.
„Ich verstehe Sie nicht! Können Sie etwas deutlicher werden, Frau Drakovic?“, sagte Dr. Wagner.
Tatjana Drakovic senkte den Kopf und legte sittsam wie ein Schulmädchen die Hände parallel auf ihre Oberschenkel.
„Nun, er ist Polizist und sein Name ist Tony Braun“, flüsterte sie.
*
Zur selben Zeit saß Anna Lange am Ameisentisch in ihrer Agentur und studierte gemeinsam mit Richard Marx die Präsentationstableaus für die große Royal International-Präsentation. Beide waren von ihrer Arbeit begeistert und motivierten sich gegenseitig mit Zielen und Visionen. Seit Langem sah Anna wieder einen Silberstreifen am Horizont, mit dieser Kampagne würde „The White Elephant“ den Durchbruch schaffen und andere große Unternehmen würden ihr die Tür einrennen.
Lächelnd erinnerte sie sich an die gestrige Nacht mit Marc, den sie ja eigentlich nie mehr sehen wollte, aber gestern, nach dem
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