Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
unserem Firmengelände kommt sehr ungelegen! Das Stadtteilprojekt ist so gut wie unter Dach und Fach, Bürgermeister, Landesregierung und die Wiener Spitze ziehen mit, selbst die Grünen haben nichts dagegen! Aber jetzt dieser brutale Mord an Bogdan!“, sagte Tatjana Drakovic und setzte ihre dunkle Sonnenbrille auf.
„Bogdan hat diesen Tod nicht verdient! Nicht dieses Ende“, seufzte Petrovic und kniff die Lippen zusammen.
„Schon gut!“ unterbrach ihn Tatjana Drakovic. „Hast du den Laptop mitgebracht?“
Wortlos überreichte Petrovic ihr den Laptop von Bogdan, den sie hastig in ihrer Umhängetasche verstaute.
Slobodan Petrovic betrachtete sie aufmerksam. Seit sie die Nachricht von Bogdans Ermordung erhalten hatte, war sie in eine hektische Betriebsamkeit verfallen, überall am Boden standen diverse Louis-Vuitton-Taschen und Koffer, manche geöffnet, andere schon fertig gepackt.
„Du musst noch deine Aussage bei der Polizei machen, Tatjana“, sagte Petrovic ruhig.
„Aussage? Wieso ich? Ich habe doch nichts damit zu tun!“, rief sie ungehalten.
„Es geht um dein Alibi für die Tatzeit. Für die Polizei hast du ein Motiv, sie werden dich sicher fragen, wo du zur Tatzeit warst!“
„Die Polizei kommt hierher! Ausgeschlossen, das geht nicht!“
Tatjana Drakovic goss sich noch einen Wodka ein.
„Dann fährst du eben selbst ins Präsidium und machst deine Aussage! Du hast doch ein Alibi?“, fragte Petrovic eindringlich.
„Ich habe das beste Alibi der Welt“, erwiderte Tatjana Drakovic und lächelte.
*
Das Bild mit den Leichen ging Tony Braun nicht aus dem Kopf, als er im Schritttempo auf dem Weg zu Tatjana Drakovic war. Wie immer am späten Vormittag waren die Straßen verstopft und er hatte dummerweise den Weg durch die Stadt gewählt. Wütend drückte er auf die Hupe, ließ den Motor seines Wagens aufheulen, scherte rechts raus, fuhr auf den Fahrradweg, dann bei Rot über die nächste Kreuzung, um kurz darauf wieder hoffnungslos zwischen anderen Autors eingekeilt zum Stillstand zu kommen.
Ohne die überraschten Mitarbeiter seines Teams näher zu informieren, hatte er kurz zuvor eine Entscheidung getroffen: Er musste Tatjana Drakovic zu dem Bild befragen. Deshalb hatte er auch alles stehen und liegen gelassen, Gruber mit der Koordination der weiteren Vorgangsweise beauftragt und war verschwunden. Das Verhör mit Stanislaus Lange konnte warten, vielleicht war der Verdächtige am Nachmittag gesprächiger und Dr. Wagner und Oberstaatsanwalt Ritter hatten bisher auch noch keine Entscheidung getroffen, ob Stanislaus Lange seine Tochter sehen durfte.
Anna Lange weiß von nichts! Das fiel ihm plötzlich im Stau ein. Ich muss sie informieren, das bin ich ihr schuldig!, dachte er und wollte schon die Nummer wählen. Stopp! Zuerst Tatjana Drakovic befragen, dann erst Anna anrufen – vielleicht gab es dann genügend Indizien, um ihren Vater zu entlasten. Obwohl, derzeit sah es nicht so aus.
Nach einer unendlich langen Fahrt erreichte Braun das Apartmenthaus. Mit quietschenden Reifen blieb er direkt vor dem Eingang stehen. Eine Frau führte gerade ihren Hund aus, einen kleinen Kläffer, der sofort wütend bellend nach Brauns Bein schnappte. Ärgerlich schob er ihn mit dem Fuß beiseite, hastete an der Frau vorbei ins Treppenhaus, wartete nicht auf den nach oben fahrenden Lift, sondern nahm immer drei Stufen auf einmal, dann stand er schwer atmend vor Tatjana Drakovics Eingangstür, klingelte, hörte Schritte und die Tür wurde aufgesperrt.
„Ich muss sofort mit dir reden!“, rief Braun und drückte die Tür auf.
„Worüber wollen Sie mit mir sprechen?“ Eine Männerstimme stoppte schlagartig seine Hektik. Er blickte auf. Der Mann war mindestens einen Kopf größer als er, hatte einen rasierten Schädel. Braun erkannte ihn sofort, es war der Sicherheitschef von Royal International, mit dem Gruber am Morgen gesprochen hatte: Slobodan Petrovic.
„Polizei!“, sagte er und hielt Petrovic seinen Ausweis unter die Nase.
„Ich muss dringend mit Tatjana Drakovic sprechen! Was machen Sie in ihrer Wohnung?“
„Wir hatten geschäftliche Angelegenheiten zu besprechen! Unter diesen traurigen Umständen gibt es viel zu regeln. Das werden Sie verstehen“, antwortete Petrovic.
Braun wollte sich an ihm vorbei in die Wohnung schieben, doch Petrovic verbaute ihm mit seiner hünenhaften Figur den Weg.
„Frau Drakovic ist nicht da! Sie müssen sie knapp verpasst haben!“
„Wo ist sie hin?“, fragte
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