Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
verschlüsselte Botschaft in die unendlichen Weiten des Cyberspace.
Jetzt galt es für ihn noch einige praktische Dinge zu erledigen. Gewohnheitsmäßig aktivierte er den Newsticker auf seinem Computer, der neben dem ständigen Auf und Ab der aktuellen Börsenkurse auch die neuesten Meldungen auf lokaler Ebene brachte. Desinteressiert las er die verschiedenen Kurzberichte, bei einem Zweizeiler stoppte er:
„Bogdan Drakovic, CEO von Royal International, ermordet. Politiker unter dringendem Tatverdacht!“
Schnell ließ er den Newsticker weiterlaufen, um vielleicht noch weitere Details zu erfahren, aber außer der kurzen Meldung war nichts mehr zu finden.
Mit ernstem Gesichtsausdruck wählte er eine Nummer auf seinem Handy und schon nach dem zweiten Läuten wurde abgehoben.
„Ich bin’s! Schon die News gelesen?“, fragte Alex Huber und lauschte der Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Nein, unser Projekt ist auf keinen Fall gefährdet. Alles läuft nach Plan“, sagte er. „Ich bin dabei, alles umzuleiten, wie besprochen!“
Konzentriert horchte er auf die Stimme, die blechern und mit atmosphärischem Knacken und Rauschen aus dem Lautsprecher kam.
„Ich fliege nach Palma, wie vereinbart! Alles andere würde verdächtig wirken!“
Alex Huber lächelte selbstsicher.
„Natürlich nehme ich die Werbelady mit nach Palma“, antwortete er. „Wir müssen den Schein wahren und mit ihr bin ich absolut unverdächtig. Es handelt sich ja nur um ein paar Tage. Dann ist das ganze Projekt abgeschlossen! Das ist doch auch in Ihrem Sinn?“, fragte er und nickte erleichtert, als er wohl eine positive Antwort erhielt. Die nächste Frage schien ihn zu überraschen, denn er runzelte die Stirn.
„Warum sollte die Werbefrau nicht mitkommen? Der Mord an Bogdan Drakovic ändert nichts an ihrer Aufgabe! Für sie geht es um Sein oder Nicht-Sein! Die Agentur steht vor dem Bankrott, ohne uns ist sie erledigt! Sie wird heute Abend mit mir nach Palma fliegen, verlassen Sie sich darauf!“
Alex Huber beendete das Gespräch, trat an das Fenster seiner nüchtern und zweckmäßig eingerichteten Wohnung, die er möbliert über eine Briefkastenfirma gekauft hatte, und dachte:
Bald habe ich mein Ziel erreicht! Ich bin ein Genie und behalte immer den Gesamtüberblick, keinerlei Verstrickungen in kleinkarierte Aktionen und vor allem – niemals Emotionen ins Spiel bringen. Der Masterplan ist perfekt durchdacht, bisher gab es keine Komplikationen! Es ist ein Spiel der Mächtigen und ich ziehe die Fäden!
Er riss beide Arme in die Höhe wie ein Boxchampion nach dem K.o.-Sieg und schloss die Augen. Jubel brandete auf, er wurde auf Schultern gehievt und quer durch den Saal getragen, sein Winner-Gesicht wurde live übertragen und erschien riesig auf Dutzenden von Leinwänden.
Keine Emotionen!, bremste er sich ein und knipste die Bilder in seinem Kopf aus.
In der langweiligen Küchenzeile an der hinteren Wand des Wohnzimmers öffnete er eines der Regale. Außer einem Wasserglas, einer Kaffeetasse und zwei Tellern war kein anderes Geschirr vorhanden. Wozu auch! Er hatte nicht vorgehabt, länger als nötig in Linz zu bleiben. Die Wohnung würde langsam verstauben und irgendwann, wenn er Lust dazu hatte, würde er sie verkaufen, aber dann waren seine Spuren bereits verwischt!
Doch zuvor gab es noch einiges zu tun: Er steckte einen Gigastick an seine Festplatte und spielte die Daten via Laptop auf den Stick. Dann befestigte er den Stick an seinem Schlüsselbund. Natürlich würde niemand auf die Idee kommen, den Stick als Datenträger zu identifizieren. Wahrscheinlicher war, dass alle auf das Äußere, ein Tamagotchi, hereinfielen. Ein tolles Hightech-Spielzeug mit einem Gigaspeicher. Er hatte es vor Kurzem in Hongkong erworben – in Europa war es nahezu unbekannt.
Sorgfältig löschte er im Anschluss daran alle Daten der externen Festplatte, knackte brutal mit dem Küchenmesser die Hülle, zerstörte den hauchdünnen Datenspeicher und spülte diesen die Toilette hinunter. Im Schlafzimmer verstaute er seine fünf Designeranzüge, seine drei Paar handgenähten Schuhe und den Rest seiner Wäsche in einer hochwertigen Reisetasche, die er dann im leeren Flur abstellte. Prüfend ging er noch einmal durch alle Räume, öffnete Kästen und Schubladen – nichts mehr da! Mehr aus Perfektionismus als aus Notwendigkeit wischte er mit einem Tuch über Tisch, Sofa, Regale, um allzu offensichtliche Fingerabdrücke zu entfernen. Das war zwar nicht
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