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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Buchhaltung gehöre dazu, quittierte er nur mit einem überheblichen Lachen. Schließlich gab ein Wort das andere und es
flogen die Fetzen.
    Ihre Mutter, der die Auseinandersetzung nicht verborgen geblieben
war, versuchte nun nicht etwa, den Streit zu schlichten. Nein, sie ergriff eindeutig
Partei: für ihren Sohn. So, wie sie es immer tat. Alles, was Gerrit unternahm,
bewunderte sie, die Leistung ihrer Tochter war dagegen in ihren Augen nicht der
Rede wert.
    Heike Harms kochte innerlich. Sie war diese ewigen Zurücksetzungen
so leid. Nach dem Tod ihres Vaters war sie nach Juist zurückgekehrt, in der
Hoffnung, sich nach dem erfolgreichen Studienabschluss die Anerkennung ihrer Familie
erkämpft zu haben. Ein Irrtum. Nichts hatte sich geändert. Bis heute nicht.
Aber sie hatte nicht die Kraft gehabt, sich von Mutter und Bruder loszusagen
und die Insel endgültig zu verlassen. Also war sie geblieben.
    Sie biss die Zähne zusammen, verließ das Büro und lief zur Toilette,
wo sie sich einschloss. Erst als die Tränen der Wut getrocknet waren, kehrte
sie zu ihrer Arbeit zurück, als ob nichts gewesen sei. Heute Abend würde sie
sich amüsieren, nahm sie sich vor. Ihren Kummer und Schmerz im Alkohol ertränken.
Alles vergessen.
    Die Spelunke war bereits voller Gäste,
als sie das Bierlokal kurz vor zehn Uhr betrat. Sie grüßte Deti, den Wirt, mit
einem Kopfnicken, setzte sich im hinteren Bereich der Kneipe an die lange
Theke, bestellte ein Bier und sah sich um.
    Die meisten Gäste standen oder saßen in Gruppen zusammen. Nur ganz
vorne, am Thekenanfang, stand ein Mann, der ihr beim Eintreten nicht
aufgefallen war. Sie hatte ihn in den letzten Wochen schon häufiger im Ort
gesehen. Es handelte sich also vermutlich nicht um einen Urlauber. Juister
Einwohner war er aber auch nicht. Die Juister kannten einander – zumindest vom
Sehen und Hörensagen. Eine Saisonkraft,
spekulierte Heike Harms. Aus einem der Hotels oder Gaststätten.
    Sie musterte ihn genauer. Groß gewachsen, von jener selbstsicheren
Haltung, die Menschen auszeichnet, die sich ihres guten Aussehens bewusst sind.
Er trank Mineralwasser, ein in der Spelunke eherungewöhnliches Getränk.
    Plötzlich drehte er sich in ihre Richtung. Für einen Moment traf
sein Blick den ihren. Der Mann lächelte. Er hatte ihr Interesse bemerkt.
Ertappt! Schnell drehte Heike den Kopf und spürte, wie sie errötete. Peinlich!
Er kann es nicht sehen, beruhigte sie sich. Er steht zu weit entfernt. Und dann
noch die schummerige Beleuchtung.
    Mit großen Schlucken trank sie das Bier aus und stellte ihr Glas
eine Spur zu heftig zurück auf den Deckel.
    »Noch eins«, orderte sie Nachschub und zwang sich, stur auf die
Rückwand des Thekenbereichs zu starren. »Und einen Friesengeist.«
    Drei Bier später forderte die Flüssigkeitsmenge ihren Tribut. Sie
erhob sich von den kleinen, fest verschraubten Bänken, die als Barhocker
dienten. Der Alkohol ließ sie kurz schwindeln und sie merkte, dass sie ihn
nicht gewöhnt war.
    Die Kneipe hatte sich weiter gefüllt. Die Gäste standen dicht an
dicht. Unsicher schob sie sich durch die Menge, spürte die abschätzenden Blicke
der Männer.
    Endlich erreichte sie die Sicherheit der Toilette. Dort standen zwei
junge Frauen, fast noch Mädchen, und korrigierten ihr Make-up. Dabei tauschten
sie kichernd die Erlebnisse der letzten Stunden aus. Heike ignorierte das Getuschel
und drängte sich mit einem entschuldigenden Lächeln an ihnen vorbei.
    Als sie wieder in den Schankraum zurückkehrte, fiel ihr auf, dass
die Luft in der Kneipe zum Schneiden war. Kurz blieb sie an der geöffneten
Eingangstür stehen, um durchzuatmen.
    »Stickig hier, nicht wahr?«, sprach sie eine tiefe und doch
melodische Männerstimme an.
    Sie fuhr herum. Vor ihr stand der Typ, den sie so neugierig
gemustert hatte, und lächelte sie an.
    »Soll ich Ihnen Ihr Glas von der Theke holen?«, bot er an.
    Einem ersten Impuls folgend, wollte Heike das Angebot ablehnen. Aber
dann dachte sie: Warum eigentlich nicht? Und erwiderte: »Das wäre nett. Es ist
wirklich sehr heiß hier drin. Aber an der Tür lässt es sich aushalten.«
    Eine halbe Stunde später stand sie immer noch an der Eingangstür und
unterhielt sich mit dem jungen Mann, der sich als Tommy vorgestellt hatte. Sie
hatte recht mit ihrer Vermutung gehabt: Tommy arbeitete in der Schaluppe als Aushilfskellner. Heute sei sein freier Tag.
Er studiere Maschinenbau in Bochum, erzählte er ihr, stehe kurz vor dem Examen.
Eigentlich

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