Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
Vom Netzwerk:
Sessel angezündet. Ein zweites Feuer wurde an der
Holzhütte im Garten gelegt. Mit einem Lappen aus einem Putzeimer. Da muss man
sich doch auskennen, oder?«
    »Na ja. Ein Angestellter des Hotels könnte das aber auch wissen.«
    »Klar. Auch um die Brände in den Schuppen von Harms zu legen,
braucht man keine besondere Ortskenntnis. Aber dann war noch die Sache im Sanddornhotel . Da wurde Wäsche in einem Abstellraum angesteckt.
Woher wusste der Täter, wo das Zeug gelagert wurde, frage ich mich.«
    »Wissen so etwas denn Juister?«, erwiderte
Rainer.
    Der Schwarzhaarige kratzte sich am Kopf. »Nee, eigentlich nicht.
Aber ein Urlauber war es bestimmt nicht.« Er lachte auf. »Wie gesagt, so sind
wir Menschen eben. Beteiligen uns gerne
an Spekulationen aller Art.« Er nahm das
nächste Glas zur Hand. »Soll sich die Polizei darum kümmern. Die kennt sich da
besser aus als ich.«
    Rainer nickte zustimmend. Obwohl er das Gegenteil dachte.
    Weitere Gäste nahmen an der Bar Platz, um die sich Serat kümmerte.
Langsam füllte sich der Raum. Rainer sah sich um. Und entdeckte allein an diesem Abend drei
große, schlanke Träger von Prinz-Heinrich-Mützen.

10
    Frühjahr 1986
    Knut
    Ihren ersten Bruch machten sie kurz nach Knuts zwölftem Geburtstag. Nur wenige Hundert Meter
von ihrem Heim entfernt befand sich ein Kiosk, der genau jene Lakritzstangen
verkaufte, die die beiden Jungen so mochten, sich jedoch von ihrem kargen
Taschengeld nur selten leisten konnten. Die Bude war nur an Werktagen geöffnet.
Sonntags sicherte eine Eisenplatte das Verkaufsfenster, die Holztür ein
Metallgitter.
    Peter hatte einen anderen Zugang entdeckt. Zwar hing vor dem Fenster
an der Rückseite des Kiosks auch ein Gitter, aber die Abstände der Stäbe waren
groß genug, damit sich Knut hindurchzwängen konnte.
    Es dunkelte bereits, als sich die Kinder am späten Sonntagnachmittag
aus dem Heim stahlen und zur Trinkhalle schlichen. Dort angekommen, wickelte
Peter das Handtuch, das er aus dem Waschraum entwendet hatte, um Knuts Hand. Er
reichte ihm einen faustgroßen Stein, den er am Vortag in der Nähe deponiert
hatte, und sondierte die Lage.
    »Niemand zu sehen«, flüsterte er Knut zu. »Hast du die Taschenlampe?«
    »Ja. Und wie komme ich wieder raus?«
    »Das hab ich dir doch schon erklärt. Da drin steht ein Tisch, auf
den stellst du einen Stuhl. Wenn du da hinaufkletterst, erreichst du das Fenster.
Verstanden?«
    Knut nickte erneut.
    »Okay.« Peter faltete die Hände zusammen und hob seinen Freund so
bis zum Fenster. »Schlag es ein. Aber sei vorsichtig. Und lass bloß den Stein
nicht ins Innere fallen.«
    Knut holte aus und mit einem Klirren zersprang das Glas.
    »Jetzt hau die Scherben vom Rand, sonst schneidest du dich beim Reinklettern.«
    Der Jüngere folgte der Anweisung.
    »Prima. Schmeiß den Stein weg und steig auf meine Schultern.«
    Knut erreichte das Fenster, zwängte sich mit den Füßen voraus durch
das Gitter, wobei er sich an den Eisenstäben festhielt. Es war einfacher, als
er gedacht hatte. Zentimeter für Zentimeter schob er sich hinein, bis er den
Tisch unter sich spürte. Sofort ließ er die Stangen los und rutschte vollends
in den dunklen Raum.
    »Ich bin drinnen«, raunte er Peter zu.
    »Mach die Lampe an«, hörte er seinen Kumpel antworten. »Aber wickele
sie erst in das Handtuch, damit das Licht nicht so hell ist.«
    Knut sah sich um. Er befand sich in einem Lagerraum. An einer Wand
waren leere Getränkekisten gestapelt, in einem Metallregal türmten sich
Konservendosen. Daneben befanden sich zwei Mülltonnen. Keine Spur von
Süßigkeiten.
    »Hier ist nichts«, rief er nach draußen.
    »Guck im Verkaufsraum.«
    Der Jüngere ließ den Schein der Taschenlampe weiter wandern, bis er
die Tür sah. Er drückte den Griff nach unten und mit einem leisen Quietschen
schwang sie auf. Knut machte drei Schritte und stand hinter dem Tresen, auf dem
er, direkt neben der Registrierkasse, die voluminösen Glasbehälter mit dem
Lakritz und Fruchtgummi entdeckte.
    Versuchsweise hob er einen von ihnen an. Zu schwer. Er würde das
Behältnis vielleicht bis zu dem Tisch im Lagerraum schaffen, ihn aber unmöglich
zum Fenster hochwuchten können. Nein, er musste die Leckereien mit irgendetwas
anderem transportieren. Sein Blick fiel auf drei Pappkartons auf dem Boden, in
denen alte Zeitungen aufbewahrt wurden. Kurzentschlossen kippte er sie aus,
stellte sie auf den Tresen und schaufelte mit beiden Händen die Süßigkeiten
hinein. Als

Weitere Kostenlose Bücher