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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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liegen soll.«
    »Einige Tage später wurden wir erneut Opfer einer Brandstiftung. Ein
anderer Lagerschuppen, der uns gehört, wurde abgefackelt, der deutlich größer
als der vorherige war. Er wurde mit dem Stroh, das im Sommer an den
Strandabgängen liegt, angesteckt. Beide Brände mussten jeweils kurz nach
Mitternacht gelegt worden sein, da sie nur wenig später entdeckt wurden. Es
brannte immer an abgelegenen Stellen, wo keine Gefahr bestand, dass Menschen in
Mitleidenschaft gezogen werden konnten. Bis jetzt.« Harms reichte Esch das
letzte der Blätter.
    Brennen muss, wo alles begann
    Das soll so sein und hintenan
    Werden sie leiden
    Ist nicht zu vermeiden
    Büßen muss der, der mir das angetan.
    Töwerland brennt.
    »Ich bleibe dabei«, meinte der Anwalt. »Ein Erpresserbrief ist
das nicht. Eher ein Drohbrief. Oder sind irgendwelche Forderungen erhoben
worden?«
    »Nicht direkt.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Es hat noch ein weiteres Feuer gegeben. Ein Abstellraum im Keller
unseres Hotels geriet in Brand. Das war vor einigen Tagen. Die Rauchentwicklung
war enorm und wir mussten sogar Gäste evakuieren. Aber es ist glücklicherweise
niemand zu Schaden gekommen. Noch während der Löscharbeiten erhielt ich einen
Anruf. Die Stimme klang verzerrt, irgendwie dumpf. Möglicherweise hat der
Anrufer ein Tuch vor seinen Mund gehalten.«
    »Der Anrufer? Es war also eine männliche Stimme?«
    »Ja.«
    »Ich nehme an, dass die Nummer des Anrufers nicht auf Ihrem Telefon
angezeigt wurde?«
    »Leider nicht.«
    »Das wäre ja auch zu einfach gewesen. Also, was wollte der Mann?«
    »Er sagte, dass alles Bisherige nur Warnungen gewesen seien. Er
würde seinen Preis nennen. Genaueres erführe ich in Kürze. Und ich solle die
Polizei aus dem Spiel lassen. Sonst ereigne sich etwas Schlimmes.«
    Der Anwalt kratzte sich am Kopf. »Und? Haben Sie die Polizei informiert?«
    »Natürlich haben die Beamten ermittelt. Es handelte sich schließlich
um Brandstiftung.«
    »Das meinte ich nicht.«
    »Ach so. Nein, den Anruf oder die Briefe habe ich nicht erwähnt. Am
Anfang habe ich, wie gesagt, die Drohungen nicht ernst genommen. Einige Zeit
war ich mir nicht sicher, ob es sich bei den Bränden nicht doch um Zufälle
gehandelt hat. Immerhin wurde das erste Feuer im Hotel
Bracht gelegt, das uns nicht gehört. Es wäre ja auch möglich gewesen,
dass der Brandstifter nicht meine Familie meint, sondern willkürlich irgendein
Gebäude ansteckt. Und die Briefe hätten ja auch von einem Trittbrettfahrer
stammen können. Ein Streich vielleicht.«
    »Aber das glauben Sie jetzt nicht mehr?«
    »Nein. Nach dem Feuer in unserem Keller und dem Anruf habe ich
wirklich Angst bekommen. Für mich stellen die Brände eine Serie dar, eine Art
Eskalationsstufe. Das Feuer im Bracht , in den
Schuppen, dann in unserem Keller. Was brennt als Nächstes, habe ich mich
gefragt. Unser Hotel? Ich nehme die Drohung jetzt ernst, deshalb habe ich die
Polizei nicht eingeschaltet.«
    »Hm. Was erwarten Sie nun genau von mir?«
    »Kommen Sie nach Juist. Finden Sie den Brandstifter. Helfen Sie
mir.«

2
    Sommer 1981
    Claudia
    Seit der Geburt ihres Sohnes war Claudia Tohmeier zigmal
umgezogen. Unstet, wie sie war, hatte sie es nie länger als einige Monate an einem Ort ausgehalten. Viele
Städte hatte sie in den vergangenen sechs Jahren gesehen, große und kleine. Sie
hatte als Verkäuferin gearbeitet, Kellnerin, Kassiererin, Bandarbeiterin, für
einige Wochen hatte sie sich sogar in einer Peepshow verdingt. Längst hatte sie
aufgehört, sich die Namen der Kindergärten zu merken, deren Erzieherinnen sich
tagsüber um Knut kümmerten.
    Claudia Tohmeier stammte aus einem kleinen Dorf in der Oberpfalz.
Als ihr Vater damals erfahren hatte, dass sie schwanger war, den Namen des
Erzeugers ihres Kindes aber nicht nennen wollte, hatte er seine jüngste Tochter
aus dem Haus gejagt. Sie sei für ihn und die Familie gestorben, hatte er
gewütet und damit auch den anderen Familienmitgliedern jeden Kontakt mit ihr
rigoros untersagt.
    Seit dieser Zeit war sie auf der Flucht gewesen. Auf der Flucht vor
ihren Erinnerungen. Aber das Davonlaufen war zwecklos, ihre Erinnerungen hatten
sie immer wieder eingeholt. Als die Einschulung ihres Sohnes bevorgestanden hatte,
hatte Claudia sich entscheiden müssen: Wollte sie Knut ein solches Nomadenleben
weiter zumuten? Ihm zuliebe war sie schließlich in einer Kleinstadt im
Münsterland sesshaft geworden.
    Im Sommer 1980 hatte sie eine Stelle

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