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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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wenig später fest
eingeschlafen.

4
    Sommer 1981
    Claudia
    » Mein Sohn hätte gerne einen
Lastwagen.« Claudia Tohmeier lächelte den
Verkäufer in dem Spielwarengeschäft in der Münsteraner Innenstadt an. Dann
setzte sie leise hinzu: »Er sollte aber nicht zu teuer sein.«
    Ihr Gegenüber nickte verstehend, beugte sich zu Knut hinunter und
meinte jovial: »Das ist ja ein tolles Geschenk. Hast du heute Geburtstag?«
    »Nee. Das ist wegen meinem Papa.
Der ist tot.«
    Der Mann warf Claudia Tohmeier einen fragenden Blick zu.
    »Schon lange her«, antwortete diese zurückhaltend. »Der Junge hat seinen
Vater nicht gekannt.«
    »Ach so. Na, dann komm mal mit, mein Kleiner.«
    Mit vor Aufregung roten Wangen lief Knut hinter dem Mann her, der
schließlich vor einem Regal im hinteren Bereich des Ladens stehen blieb.
Claudia folgte den beiden.
    »Wie wäre es denn hiermit?« Der Verkäufer hielt einen Tankwagen
hoch.
    »Hatte mein Papa so ’nen Laster?«, erkundigte sich Knut bei seiner
Mutter.
    Die schüttelte den Kopf. »Damit wird Benzin transportiert. Ich habe
dir doch erzählt, was er in Afrika gemacht hat.«
    »Den will ich nicht«, verkündete
daraufhin der Kleine energisch. »Ich will einen, mit dem man Essen zu
den Kindern bringen kann.«
    Der Verkäufer stutzte einen Moment, stellte den Tankwagen beiseite
und griff erneut ins Regal. »Hier. Ein Mercedes-Benz. Mit solchen Fahrzeugen
können auch Lebensmittel transportiert werden.« Er grinste verlegen. »Ich meine
natürlich die echten Wagen. Das Chassis des Modells ist aus Gusseisen
gefertigt. Sehr stabil. Die Aufbauten sind aus Kunststoff. Abnehmbar. Zusätzlich
gibt es von dieser Firma als Zubehör zahlreiches Ladegut. Der Spielwert wird damit …«
    Knut sah wieder zu seiner Mutter. Die nickte.
    »Den will ich«, strahlte ihr Sohn und streckte fordernd die Hand
nach dem in einem Karton verpackten Fahrzeug aus. »So einen hatte mein Papa.«
    Als sie wieder auf der Straße standen, quengelte Knut: »Fahren wir
jetzt nach Hause? Ich will meinen Laster auspacken. Und dann fahre ich mit dem
nach Afrika«, verkündete er stolz.
    »Es dauert noch etwas. Der Bus fährt erst in einer halben Stunde. So
lange müssen wir noch warten. Außerdem will ich noch etwas einkaufen.«
    »Was denn?«
    »Haarshampoo.«
    »Ich brauche aber keins, Haare
kämmen reicht.«
    Claudia Tohmeier lachte. »Ich weiß, wie gerne du dir den Kopf
waschen lässt. Aber keine Angst. Es ist nicht für dich, sondern für mich.«
    »Dann brauche ich mir nicht mehr …?«
    »Doch. Dein Shampoo reicht noch für ganz viele Haarwäschen.«
    »Och.« Knut hielt die Einkaufstüte, in der sich sein neues Spielzeug
befand, fest in der Hand. »Aber dann fahren wir?«
    »Versprochen.« Seine Mutter zeigte auf die andere Straßenseite. »Da drüben ist das Geschäft. Aber wir können
hier nicht einfach über die Straße laufen. Hier ist viel zu viel Verkehr.« Sie
zeigte nach links. »Dort ist eine Fußgängerampel. Du weißt doch noch, was das
ist?«
    Knut nickte heftig. »Bei Grün darfst du gehn, bei Rot musst du
stehn.«
    »Genau. Das hast du dir ganz richtig gemerkt.«
    Als sie näher zu der Ampel kamen, bemerkte Claudia Tohmeier, dass diese ausgefallen war und ständig gelb blinkte.
Glücklicherweise war die Fahrbahn frei. Schnell überquerten sie die Straße.
Claudia Tohmeier erklärte ihrem Sohn, warum sie nicht auf Grün gewartet hatten.
»Aber du darfst, wenn die Ampel kaputt ist, nur dann über die Straße laufen,
wenn kein Auto kommt. Von keiner Seite«, schärfte sie ihm ein.
    Kurz darauf standen sie vor der Drogerie. Claudia Tohmeier öffnete
ihre Handtasche und kramte darin.
    »Warum gehen wir nicht weiter? Nachher ist der Bus weg«, jammerte
Knut.
    »Weil ich Frau Müllbreit versprochen habe, für sie etwas
mitzubringen. Wo ist denn nur der Zettel, den sie mir geschrieben hat?«
    Knut stapfte ungeduldig von einem Bein auf das andere. »Mama, der
Bus …«
    »Wir haben noch genug Zeit«, beruhigte sie ihren Sohn und suchte
weiter. Dann wurde sie blass. »Mein Portemonnaie. Wo ist nur …« Sie dachte
einen kurzen Moment nach. »Im Spielzeuggeschäft. Ich muss es neben der Kasse
liegen gelassen haben.« Claudia Tohmeier sah auf die Uhr. Gedanken schossen
durch ihren Kopf. Zurück zur Ampel, dann zu dem Geschäft. Die Besorgungen in
der Drogerie erledigen. Zur Haltestelle am Hauptbahnhof. Kaum genug Zeit, den
Bus noch zu erreichen. Auf den nächsten warten? Der allerdings fuhr erst in
einer

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