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Titel: Toggle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Felix Weyh
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Streetview.«
    Holzwanger erinnerte sich schwach an eine Bemerkung Melissas, man müsse umstrittene Projekte offensiver verkaufen. Solche Besuchergruppen gehörten wohl zum Konzept. Bevor er jedoch antworten konnte, hatten sich bereits einige der Rentner um ihn geschart und redeten auf ihn ein: »Sie werden uns also Rede und Antwort stehen! Sehr tapfer!«, erklang es durcheinander. Als Holzwanger endlich jemanden herbeigewunken hatte, dem er die Diskussion aufhalsen konnte, war Kingfish verschwunden.
    Niemand wusste wohin.
    Nur Vanessa ahnte etwas: »Wenigstens einer, der sich um Melissas Hasen kümmert! An so was denkt ja sonst keiner.«
    »Hasen?«, fragte Holzwanger ratlos.
    »Na ja, sie hat zwei Kaninchen. Das weiß ich, weil sie mir mal ein Stoffkarnickel geschenkt hat. Sie wollte aber nicht, dass jemand davon weiß. Es kostet ganz schön Kraft, zu seinen Bedürfnissen zu stehen, wenn sich andere darüber lustig machen.«
    »Und jetzt ist Jabłoński –«
    »Er wollte sich drum kümmern. Weil er ja alle Türen aufkriegt.«

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    91
   Valley Hills
Montag, 3.   August, 1   :   15
    Steve aus der IT – Abteilung hatte das Netzwerk-Monitoring im Toggle-Haupquartier für die frühen Morgenstunden übernommen. Die erste Schicht war allgemein unbeliebt, doch Steve machte das nichts aus. Sein iPod war mit Musik geladen, niemand störte ihn, und der größte Zwischenfall einer Nachtschicht war vor Jahren ein Erdbeben in einer jener Regionen gewesen, in denen Toggle einen Teil seiner Computer stehen hatte. Da der Rechnerverbund jedoch auf größtmögliche Elastizität ausgelegt war, genügte ein kleiner Befehl, um die Lasten unbemerkt umzuverteilen.
    Träge schlängelten sich die Kontrolllinien auf der Monitorwand entlang. Sie standen für Zeitzonen, Länder, Regionen und zeigten, dass der Wissensdurst der Menschheit nirgends das übliche Maß überschritt.
    Plötzlich hörte Steve im Kopfhörer einen Ton, der nicht ganz zur Musik seiner Lieblingsband Tortoise passte. Er musste mehrmals seinen Blick über die Monitorwand wandern lassen, bis er die Ursache der Störung entdeckte. Ein Peak in Washington D.   C., genau im Regierungsviertel. Steve schaute sich das Segment genauer an. Doch es gab keine Daten. Die Suchanfragen kamen über anonyme Proxies, deren IP – Nummern sich nicht zurückverfolgen ließen.
    Steve grinste. Die hielten ihn wohl für blöde!
    Wenn jemand in Washington D.   C. bei Toggle surfte, ohne Spuren zu hinterlassen, dann waren es Pentagon oder CIA . Und er konnte durchaus sehen, was sie suchten: ›Escobar‹.
    Steve erinnerte sich an den Namen. Als er in jungen Jahren hin und wieder etwas geschnupft hatte, war der kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar zwar schon tot gewesen, aber längst eine Legende, denn er hatte die just-in-time – Lieferung des weißen Pulvers per Flugzeugkurier erfunden.
    So etwas vergisst man nicht.
    Offensichtlich plante die CIA eine größere Anti-Drogen-Aktion, und einen Moment lang überlegte der IT – Mann, ob er ein paar Freunden, die in Sachen Koks keine Vernunft angenommen hatten,einen Hinweis geben sollte. Dann ließ er es bleiben. Toggle missbrauchte gewonnene Informationen nicht, weder für noch gegen eine Nutzergruppe.
    ›Escobar‹ … er schüttelte den Kopf. Damit war doch überhaupt keine trennscharfe Suche möglich.

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    92
   Washington D.   C.
Montag, 3.   August, 4   :   15
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    Der stellvertretende CIA – Direktor benötigte dringend Ergebnisse. Nur Ergebnisse rechtfertigten sein vorwitziges nächtliches Handeln.
    »Ja, Sir.«
    »Das wäre?«
    »Pablo Escobar. Das Netz steckt voller Legenden über ihn. Wir sind sicher, dass es sich um diesen Pablo Escobar handelt. Außerdem werten wir gerade unsere Archive über ihn aus. Das wird allerdings ein bisschen dauern. Vieles ist elektronisch nicht erfasst, weil er schon 1993 starb.«
    Escobars Todesbuch, der Schöpfer, 2 auf 7. So lautete die erste von zehn Aufgaben.
    Wenn es bei der CIA grundsätzlich um die Lösung von Kreuzworträtseln gegangen wäre, hätte der Regierungsdirektor eine andere Laufbahn eingeschlagen. Zum Glück gab es sonst seriöse Sachen zu tun: Akten auszuwerten, Schlüsse zu ziehen und Dossiers zu erstellen. Das waren Gebiete, auf denen seine operative Intelligenz klaglos funktionierte.
    »Und die anderen neun Fragen?«
    »Wir sind noch dabei, deren … hm, Stoßrichtung zu ergründen, Sir.«
    »Stoßrichtung?«
    »Es ist nicht

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