Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toggle

Toggle

Titel: Toggle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Felix Weyh
Vom Netzwerk:
ganz klar, was eine Frage, was eine Handlungsanweisung und was eine Irreführung ist. Zum Beispiel: Weil Rommel Generalfeldmarschall und kein Großadmiral war, spielte er nicht in der Badewanne, sondern im Sandkasten. 2 auf 4. Wir analysieren das noch. Zusammen mit einem Team von Psychologen.«
    Der stellvertretende CIA – Direktor beugte sich tief über seinen besten Informatik-Researcher, dem man nachsagte, er könne selbst die Gründungsurkunde von Atlantis auftreiben, wenn man ihn damit beauftragte. »Damit es klar ist«, raunzte er. »Ich kann mit zwei Ergebnissen leben: mit der vollständigen Lösung aller zehn Rätsel – oder mit der verbindlichen Zusicherung ihrer absoluten Unlösbarkeit. Beides würde unsere Machtposition bewahren.«
    »Sir, Letzteres käme nur radikalen Atheisten zugute. Ich weiß nicht, ob das dem Präsidenten recht wäre. Wenn wir wüssten, dass der Geist nicht existiert, der alle Rätsel löst, dann spräche vieles dafür, dass es auch keinen Gott gibt.« Der Researcher war ein tiefsinniger Mann. »Es ist dieselbe Negationslogik. Man kann Denkbares nie für alle Zeiten ausschließen, selbst wenn es real nicht vorkommt. Die Annahme der Denkbarkeit macht den Beweis der Unmöglichkeit des Denkbaren unmöglich. Und was denkbar ist, ist prinzipiell existenzfähig.«
    »Dann bringen Sie mir die Lösungen!«

[Menü]
    93
   Hamburg
Montag, 3.   August, 11   :   30
    Nikolaus Holzwanger stand unschlüssig vor Melissas Eingangstür und musterte das Zahlenfeld neben der Tür. Zum Modernitätswillen des Penthousevermieters gehörte ein elektronisches Codeschloss anstelle eines normalen Schließzylinders. Mit etwas derart Gewöhnlichem wie einem Hausschlüssel sollten sich die Bewohner der Luxusanlage nicht herumärgern müssen. Links davon waren vier Ziffern in den Türrahmen geritzt. Eine Gedächtnisstütze?
    Holzwanger tippte die Vorgabe ein: 5040. Leise summend sprang die Tür auf.
    »Hallo?«, fragte er halblaut in den Raum hinein.
    »Mistviecher!«, erklang es von der Terrasse her. »Du bist doch Tierdoktor. Oder nicht?«
    »Radiologe«, antwortete Holzwanger, so lustlos wie immer, wenn ihm diese Fehleinschätzung entgegenschlug. Er durchquerte das Loft. Der Raum war nicht ganz so schlimm überfrachtet wie Melissas Büro, wies aber dennoch eine seltsame Melange aus kühlen Designermöbeln, technikverliebten Leuchtobjekten und dazu kaum passenden Flohmarktutensilien auf. Die meisten davon schwere Geschmacksverirrungen, asiatischer Nippes und wilhelminischer Tand.
    »Fang du sie ein«, deutete Kingfish auf die beiden herumhoppelnden Kaninchen, als Holzwanger in der Terrassentür erschien. »Und nimm sie deiner Tochter mit. Ich könnte für nichts garantieren. In Polen essen wir so was auf.«
    Holzwanger schüttelte energisch den Kopf.
    »Okay«, meinte Kingfish, »Dann eben nicht. Verrecken sie halt. Wir sind nicht wegen der Viecher hier.«
    Er kehrte in den Raum zurück und drehte wahllos ein paar Buddhastatuen in einem Glasregal um. Holzwanger folgte ihm. »Unfassbar, dass sich Melissa nicht an ihren Türcode erinnern konnte«, bemerkte er. »Hätte die Hausverwaltung besser einen Fingerscanner installiert. Was nützt der Kram, wenn alle die Zahlen aufschreiben?«
    »Quatsch«, widersprach Kingfish. »Beim Fingerscanner genügt ein Abdruck auf einem dicken Gummibärchen, schon hat man einen perfekten Dummy. Außerdem habe ich die Zahlen ins Holz geritzt. Für dich. Melissa war leider überhaupt nicht schlampig in Securityangelegenheiten.«
    Er nahm eine Katze aus Porzellan und ließ sie auf den Boden fallen. Sie zersplitterte in tausend Teile.
    »He!«, protestierte Holzwanger. »So geht man nicht mit fremdem Eigentum –«
    »Pass auf«, instruierte ihn Kingfish. »Wenn du ein Ding findest, das wie ein USB – Stick aussieht, nur ein bisschen kleiner, ungefähr daumennagelgroß, dann verschluck es nicht, sondern gib es mir.«
    »Aha?«, machte Holzwanger.
    »Das ist wie mit dem Stacheldraht auf Gartenzäunen«, erläuterte der Pole. »Gartenzäune helfen nichts gegen böswillige Leute.«
    »Aha?«, wiederholte Holzwanger, jetzt endgültig überfordert.
    »Nehmen wir an, ich will verhindern, dass jemand an einer Software herumbastelt. Dann kann ich den heiklen Zugang mit einem Passwort abriegeln. Aber jeder halbwegs begabte Hacker knackt so eine Sperre. Will ich ein Computersystem sicher machen, benutze ich zwei kryptografische Dongles, die nur je einmal existieren und nur gemeinsam

Weitere Kostenlose Bücher