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Titel: Toggle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Felix Weyh
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Stockdale.«
    »Sie hatte Sex.«
    Holzwanger winkte ab. »Das interessiert mich nicht.«
    »Sex mit Grin. Deswegen erfuhr sie mehr als andere über Toggle. Grin kriegt manchmal so Plauderphasen, in denen macht er jeder Spionage- PDF Konkurrenz. Ich kenne ihn. Alter Saufkumpan.«
    »Hatten die beiden eine Beziehung?«
    »Ach was, zwei, drei Nächte in den Staaten. Ich glaube, sie fand keinen rechten Spaß dran. Wissen Sie, Nerds wie er müssen zu lange nach den richtigen Tasten suchen, bis dahin ist das fucking programm abgestürzt. Und da gab’s ja noch ihren Sugardaddy.«
    »Ihren Vater?«
    »Nein, den Franzosen, der sie mit sechzehn in seine Societas Jesu Reloaded gelotst hat, diesen Hochbegabtenzirkus. Die haben auch an mir jahrelang rumgebaggert, aber ich bin nicht eingetreten. Mitgliedschaften machen unfrei. Immer nur Projektarbeit, mein Motto!«
    »Societas Jesu Reloaded«, murmelte Holzwanger.
    »Ist meine Bezeichnung, weil die wie die Piusbrüder 2.0 funktionieren. Grässlicher Sektiererhaufen. Aber was erzähl ich dir?« Kingfish wurde plötzlich vertraulich. »Deine Frau steht bei denen ja auf der Mitgliederliste!«

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    89
   Haselmarsch
Montag, 3.   August, 10   :   30
    »Machst du bitte mal auf, Olga!«, rief Pia Holzwanger ihrer Tochter zu, die gerade ihrem kleinen Bruder die Schuhe anzog und deswegen direkt an der Tür kniete.
    »Kann nicht!«, rief Olga zurück.
    »Mach auf«, erklang es, eine Spur herrischer. Pia konnte auch nicht. Sie kämpfte im oberen Stockwerk mit der verknäulten Bettwäsche aus den Kinderzimmern.
    Olga öffnete die Haustür, betrachtete den Mann und rief dann gelangweilt nach oben: »Der Typ wieder!«
    »Welcher Typ?«, kam es entnervt zurück.
    »Kann ich reinkommen?«, fragte der Mann. »Danke.«
    »Der Kettenraucher aus Mellau!«, brüllte Olga. »Hier ist aber Nichtraucher«, erklärte sie pampig. »Im ganzen Haus!«
    Pias erschrecktes Gesicht tauchte oben an der Treppe auf. Joshi fing an zu kreischen, weil seine Klettverschlüsse noch offen standen und er eigentlich schon seit zehn Minuten auf dem Spielplatz sein wollte.
    »Professor Ranchin«, sagte Pia perplex und fuhr sich verlegen durchs Haar. Sie sah schrecklich aus.
    »Ich war eben in der Gegend, und –«, sagte Ranchin, doch Pia schnitt ihm das Wort ab: »Als letzter Zufallsbesucher fiel 1942 ein englischer Fallschirmspringer vom Himmel. Seither ist niemand mehr nach Haselmarsch gekommen, der nicht unbedingt hierher gewollt hätte. Olga, bring Joshi zum Spielplatz. Er trifft sich da mit Lukas, seine Mutter passt auf beide auf.«
    Olga schob ihren kleinen Bruder zur Tür hinaus und verschwand. Alexandre Ranchin lächelte: »Madame, Sie haben mich durchschaut.«
    »Wenn Sie sich in Ihrer Heimat einen solchen Überfall erlaubt hätten«, drohte Pia mit dem Zeigefinger, »würde es jetzt eine Stunde dauern, bis sich die Dame des Hauses in einen ansehnlichen Zustand gebracht hätte. Ganz abgesehen davon, dass sie Ihnen ein Leben lang zürnen würde. Bei mir dauert das Erste nur zwanzig Minuten und das Zweite … na ja, sagen wir ein Jahr.«
    Sie dirigierte den Besucher ins Wohnzimmer. Sommerferien waren eine ungünstige Zeit für Besuche. Zum Glück befanden sich die Zwillinge in einem Fußballcamp.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, beschwichtigte Ranchin die Dame des Hauses. »Meine Wertmaßstäbe gehen über bürgerliches Ordnungsdenken weit hinaus.«
    Er sagte nicht, sie seien darüber erhaben. Pia fiel diese Feinheit durchaus auf. Doch sie beschloss, darauf nicht einzugehen. Ein paar Minuten im Badezimmer waren ihr jetzt wichtiger.

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    90
   Hamburg
Montag, 3.   August, 10   :   45
    Plötzlich kam alles zusammen. Die nervtötende Rädelsführerin der Pimp-my-pot- Bewegung stand zum dritten Mal in der Tür, am Telefon verlangte ein Kriminalbeamter nach dem Toggle-Chef, und Kingfish raunte Holzwanger zu, keine falschen Prioritäten zu setzen.
    »Ich rufe gleich zurück«, sprach Holzwanger ins Telefon, vernahm im Auflegen noch das Wort ›Obduktionsbericht‹, riss den Hörer noch einmal hoch und gab dem Polizisten seine Mailadresse durch. »Ich bin Mediziner«, fügte er hinzu. »Am besten, Sie schicken mir gleich die PDF .«
    Kingfish bemerkte sein Unbehagen und flüsterte: »Spionage- PDF s können die nicht!«
    »Wir wären dann so weit«, richtete Vanessa das Wort an Kingfish, wobei sie geflissentlich über ihren neuen Chef hinwegsah.
    »Alle haben ihre Daten eingegeben? Klasse!«, freute

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