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Reihenfolge ändern, und schließlich ist meine Frankofonie vonVorteil, weil ich bestimmte Silben wie le und on als Einheit wahrnehme. Also vanill a, pea r, chocolate puddin g, green app le, grapefrui t, watermel on. «
»Passt«, beschloss Olga.
Aber was fing sie jetzt damit an?
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95
Washington D. C.
Montag, 3. August, 6 : 00
»Wir sind ein gutes Stück weitergekommen«, sagte der Researcher, als zum dritten Mal an diesem frühen Morgen der stellvertretende CIA – Direktor bei ihm erschienen war. »Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, Sir, dass wir kurz vor einer Lösung stehen. Sehen Sie!«
Er lud das Foto eines aufgeklappten Buches auf seinen Bildschirm. Dessen rechte Seite war in Form einer Pistole ausgehöhlt, während im linken Buchblock die Waffe steckte. Unterhalb ihres Griffes befand sich eine weitere ausgestanzte Kammer mit neun Patronen.
»Dieses Waffenversteck wurde nach dem Tode von Pablo Escobar auf seiner Hacienda Los Nápoles gefunden, und wir sind uns hier alle einig, dass darauf die Bedingung Escobars Todesbuch zutrifft. Die zweite Bedingung, der Schöpfer, bezieht sich unserer Meinung nach auf den Autor, und da wir um diese Uhrzeit keinen spanisch sprechenden Kollegen zur Hand hatten, habe ich eine markant erscheinende Verszeile getoggelt.«
Er wies auf die Aushöhlung im linken Buchblock. Genau in der Kuhle des Pistolengriffs stand ein neunzeiliges Gedicht. Escuchar la hora del Senor Bocadillo, lautete die letzte Zeile.
»Es gibt keinen Zweifel, dass es sich bei diesem Buch um eine spanische Tolkien-Ausgabe handelt. Die letzte Anweisung 2 auf 7 bedeutet dann, dass der siebte Buchstabe unseres Lösungsworts ein O ist.«
»Ein O?«, fragte der CIA – Direktor.
»Ganz recht, Sir, ein O.«
»Und wie viele Buchstaben enthält das Lösungswort?«
»Das wissen wir nicht.«
»Machen Sie weiter.«
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96
Hamburg
Montag, 3. August, 12 : 00
Selbst nach nur wenigen Stunden Bekanntschaft mit Janek Jabłoński stand für Nikolaus Holzwanger fest, dass der Pole weder bösartig noch gefährlich war. Inzwischen hatte seine Suchaktion jedoch an Heftigkeit zugenommen, und Holzwanger sah mit Unbehagen, wie Kingfish die Regale in Melissas Loft ohne Rücksicht auf Trümmer und Scherben leerräumte.
Er fiel ihm in den Arm.
»Das bringt doch nichts!«, beschwichtigte er ihn. »Wir wissen beide, dass Melissa das Teil niemals im Regal versteckt hätte.«
Der Programmierer knurrte etwas auf Polnisch und setzte seine Suche fort. Als Nächstes musste ein Sparschwein in Form eines Porzellankaninchens dran glauben.
»Ahh!«, machte Holzwanger plötzlich und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Natürlich!«
Melissas Loft war mit einem Zahlenschloss gesichert, und der Zugang zu Toggles Büroräumen wurde über eine Chipkarte geregelt. Neben der Tür aber hing ein Bund mit Schlüsseln, deren Bärte selbst aus größerer Entfernung wie die Kontakte eines USB – Chips aussahen. Holzwanger bemühte sich, seinen Blick weder krampfhaft davon fernzuhalten, noch explizit dorthin zu schauen.
»Ja und? Her mit dem Ding, wo immer es steckt!«
Kingfish streckte seine Hand aus.
Holzwanger schüttelte den Kopf.
Kingfish war ihm sympathisch, aber seine Haltung blieb undurchsichtig. Was wollte er mit den Kryptochips?
»Lunchtime, wir gehen essen«, entschied er, um Zeit zu gewinnen.
»Keinen Hunger.«
»Ich schon«, entgegnete Holzwanger. »Und ich schätze, wir beide brauchen einen ausführlichen Datenabgleich.«
Der Programmierer sah seinen Vorgesetzten belustigt an. »Scheitert schon an der passenden Schnittstelle«, erklärte er. »Na gut, meinetwegen. Aber nur ersatzpolnisch.«
»Ersatzpolnisch?«
»Italiener sind die zweitbesten Katholiken nach uns.«
Holzwanger signalisierte sein Einverständnis und ließ Janek Jabłoński an der Eingangstür den Vortritt. Unauffällig gelang es ihm, den Schlüsselbund vom Haken zu pflücken. Er ließ ihn in seine Hosentasche gleiten.
»Melissa war das klügste Mädchen, das mir je begegnet ist«, taute der Pole beim Italiener auf, nachdem ihn Holzwanger mit ein paar Anekdoten aus seinem früheren Berufsleben angefüttert hatte. Allesamt standen darin die Großkonzerne als Bösewichte da, was dem Weltbild Jabłońskis entgegenkam. »Melissa und ich haben eine Zeit lang gemeinsam gecoded. Ich programmiere sonst nie im Team.«
»Wusste ich nicht, dass sie das beherrschte«, sagte Nikolaus Holzwanger.
Kingfish
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