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Titel: Toggle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Felix Weyh
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liegt bei Liverpool, und Papa will nicht mit mir dahinfliegen. Du gurkst doch auch dauernd in der Weltgeschichte rum, oder?«
    »Stimmt, eben war ich in Madrid. Aber nach Liverpool führt mich nichts«, bedauerte der Informatikprofessor. »Nachher geht’s wieder nach Mellau.«
    »Cool«, fand Olga, die ihre schlechten Erinnerungen inzwischen verdrängt hatte.
    »Ja, ein passabler Platz, um über die Welt nachzudenken und in Ruhe Entscheidungen zu treffen. Ist meine Kusine da?«
    »Mmh«, machte Olga und rief laut nach ihrer Mutter.
    »Joachim!«, sagte Pia erfreut, als sie das Telefon übernahm.
    »Warum fliegen wir nicht nach Liverpool, Papa?«, piesackte Olga ihren Vater erneut. Er band sich eben die Krawatte, um anschließend ins Büro zu fahren.
    »Weil du unter Hirngespinsten leidest«, entgegnete er.
    »Tu ich nicht! Argleton ist das Lösungswort bei Toggle Win.«
    »Hast du dir die Rätsel angeschaut?«
    Olga schüttelte den Kopf.
    »Na bitte! Dann wüsstest du nämlich, dass sie unlösbar sind. Kein Konzerngründer wird jemals sein geliebtes Baby verschenken. Das gibt’s nur im Märchen.«
    Er knotete den missratenen Windsor wieder auf und versuchte es mit einem Christensen. Der sah bei einem schmalen Schlips besser aus.
    »Aber es wäre für dich echt easy nachzusehen«, drängelte Olga. »Ist schließlich ein Eintrag auf Toggle Maps! Die Landkarten betreut deine Münchner Einheit, und du bist der Boss von allem.« Sie hatte sich genau informiert. »Merkt doch keiner, wenn ich mitkomme.«
    Holzwanger blickte auf die Uhr: »Ich bin noch genau neun Stunden der Boss. Dann wird irgendjemand in Valley Hills meine Kündigung lesen und sofort alle Zugriffsrechte blockieren. Speziell die meines Spesenkontos.«
    »Na, dann buch den Flug doch jetzt noch!«, schlug Olga vor.
    Holzwanger sah seine Tochter streng an: »Ich glaube, es wird Zeit, dass du den Begriff der Untreue kennenlernst.«
    »Männer sind untreu«, konterte die Dreizehnjährige.
    »Vielleicht. Aber wenn sie es auch ihrer Firma gegenüber werden, stehen sie mit einem Bein im Gefängnis.«
    »Mir doch egal«, maulte Olga.
    »Und wenn ich wiederkomme«, sagte Holzwanger streng, »hast du dich von Myface verabschiedet. Kapiert!? Ich will keine Spur mehr davon auf deinem Computer sehen! Du löschst deinen Account bis zum letzten Buchstaben.«
    Olga fasste sich an den Kopf. Ihr Vater war echt hinter dem Mond! Leitete einen Computerschuppen, aber wusste nicht, dass niemand sich bei Myface abmelden konnte. Der Dienst legte persönliche Profile allenfalls still, doch selbst wenn man sich nach Jahren mit seiner alten Kennung zufällig einloggte, erlebten wie durch ein Wunder alle früheren Einträge ihre Wiederauferstehung.
    »Claro«, antwortete sie folgsam.
    Pia stellte bedrückt das Telefon in die Ladeschale, hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel, und eilte nach draußen. Ihr Mann startetegerade den Sharan. Sie riss die Beifahrertür auf und schwang sich ins Auto.
    »Wir müssen reden«, sagte sie.
    Nikolaus Holzwanger schaltete den Motor aus. »Ja«, nickte er.
    Die letzten beiden Tage waren furchtbar gewesen. Er hatte Pia nichts von den Vorgängen im Büro erzählt, weil er nicht wollte, dass sie an ihm zweifelte, und natürlich hatte er ihr auch seine Kündigungsabsichten verheimlicht. Umgekehrt musste zu Hause etwas passiert sein. Oder war es nur die Retourkutsche auf sein Verhalten? Außer bemühter Freundlichkeit, die Pia nach heftigen Streitereien immer an den Tag legte, um die Kinder nicht zu verunsichern, registrierte er nur große Entfremdung.
    »Es ist schändlich, die Kinder für einen lügen zu lassen«, sprach Pia mit belegter Stimme. »Auch wenn man sie nur besticht, die Klappe zu halten.«
    Er sah sie erstaunt an: »Worüber sollten sie die Klappe halten?«
    »Vorgestern kam überraschend Besuch. Nein, ich glaube nicht, dass es überraschend war. Alexandre Ranchin wollte zu mir.«
    »Um Himmels willen!«, entfuhr es Holzwanger.
    »Wir haben uns ziemlich schnell zu streiten begonnen, weil mir sein Intelligenzdarwinismus zuwider wurde, und am Ende bin ich aus der IAS ausgetreten.«
    »Gut so«, sagte Holzwanger erleichtert.
    »Gar nicht gut«, gestand Pia, »denn er lachte nur höhnisch. Austritt? So was habe es noch nie gegeben! Er könne allenfalls beim Kopf der Bruderschaft ein gutes Wort für mich einlegen. Du weißt, wie sich bei mir die Nackenhaare aufstellen, wenn ich solche Begriffe höre. Bruderschaft!«
    Holzwanger legte ihr

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