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Titel: Toggle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Felix Weyh
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israelischen Cracks mal wieder!«, warf Major Wooster dazwischen.
    »Was wollen Sie genau wissen?«, erkundigte sich Maggie.
    »Warum mir acht unsympathische Gestalten keinen Schrecken einjagen.«
    »Vermutlich sind sie durch die Beautification Engine von Cohen-Or gelaufen. Das ist ein Bildbearbeitungsalgorithmus, der Gesichter automatisch so verändert, dass die Porträtierten in 95 Prozent der Fälle danach als sympathisch wahrgenommen werden. Nicht als sympathischer als vorher, also keine relative Verbesserung, sondern generell als sympathisch. Egal, wie unsympathisch sie vorher waren.«
    »Mach dir keine Hoffnungen, Walt!«, ätzte Archibald Wooster. »Du gehörst zu den fünf Prozent, bei denen man das Foto auch danach schaudernd weglegt.«
    »Würde ich nicht so sehen, Sir«, sagte Maggie und zwinkerte dem Amerikaner aufmunternd zu.
    »So wie für uns das 20.   Jahrhundert als Atomzeitalter galt«, übernahm Wooster die Gesprächsführung wieder, »wird man vom 21.   Jahrhundert als der algorithmischen Periode sprechen. Danke, Maggie!« Er nickte ihr auf eine Weise zu, die den unmissverständlichen Befehl zum Rückzug enthielt. Erkennbar devot verabschiedete sich die GCHQ – Angestellte.
    »Das Entscheidende ist«, sagte Wooster mit gesenkter Stimme, »dass die Grenzen zwischen digitaler und physischer Wirklichkeit auch hier verschwimmen. Die Israelis haben das nicht als Spielerei für Hobbyfotografen entwickelt, sondern als Vorstufe für einen gesichtschirurgischen Roboter, der das am Computer sympathisch gemachte Gesicht fleischlich nachbildet. Man könnte glauben, die Juden strebten endlich die perfekte Assimilierung an.« Der Offizier verzog sein Gesicht zu einer hämischen Miene.
    »Und die IAS benutzt dieses Programm auch?«, lenkte Weinberger ab. Er kannte Woosters Vorurteile. Sie langweilten ihn.
    »Sieht ganz danach aus. Professor Joachim Sterzel lässt sich für jeden Algorithmus begeistern, er ist Mathematiker durch und durch. Ganz anders als dieser französische Historiker, Ranchin, dem der menschliche Geist über alles geht. Letztlich beruht seine IQ – Anbetung aber auch nur auf numerischen Werten. Zahlen, wohin man schaut, das ist das algorithmische Zeitalter! Und das algorithmische Zeitalter wird von Programmierern beherrscht. Deswegen muss man Tod fürchten.«
    »Toggle Democracy, Himmelherrgottnochmal ja«, ärgerte sich Weinberger erneut, »aber meine Möglichkeiten sind –«
    In diesem Moment kam ein junger Mann ins Kasino gestürzt, sah sich suchend um und eilte dann auf Major Wooster zu. »Sir, unglaublich, die Systeme spielen verrückt!«
    »Lexhaller, beruhigen Sie sich«, meinte der Offizier ruhig. »Ist etwas mit Myface?«
    »Nein, Sir, mit Twitter! Wir messen einen gigantischen Peak, der alle bisher dagewesenen Rekorde bricht.«
    »Und wie lautet der Feed?«
    »Argleton«, stieß der junge Mann atemlos aus. »Sind es vielleicht doch die Außerirdischen?«
    Major Woosters Team hatte sich zur Lagebesprechung in einem fensterlosen und abhörsicheren IT – Raum versammelt und analysierte den Peak. Doch angesichts der Kurve auf dem Twitter-Monitoring gab es nicht viel zu analysieren: Alle Welt empfing die Nachricht, dass die Lösung von Toggle Win ›Argleton‹ lautete, und retweetete diese in Sekundenbruchteilen. Die Lawine war gnadenlos schnell und unaufhaltsam.
    »Tja«, meinte der Major und wandte sich an seinen amerikanischen Gast. »Damit ist die Sache gelaufen, Walt! Fragt sich nur, wer das Rattenrennen gewinnt. In Liverpool lebt ein Haufen Leute, in deren Händen ich Toggle lieber nicht sähe. Sloman«, befahl er einem seiner Mitarbeiter, »machen Sie mal die Liverpool-Kartei auf. Was haben wir da für ein Hackergeschmeiß zu bieten?«
    Weinberger stand versunken vor den Monitoren.
    Waren Grin und Cage wirklich so unvorsichtig gewesen, ihr Lebenswerk durch eine Dumme-Jungen-Überheblichkeit aufs Spiel zu setzen? Ja, entschied er, sie waren so! Unrettbar von sich selbst überzeugt – und zugleich unrettbar fatalistisch, was ihr Schicksal anging. Wer in so jungen Jahren zum Milliardär geworden war, konnte keine echte Verbindung zur eigenen Leistung mehr erkennen. Er hielt sich zwangsläufig für einen Götterliebling, und als Götterliebling für unfehlbar.
    »Niemand schlägt Twitter«, hörte er Archibald Woosters Stimme wie hinter einem Schleier. »Twitter ist das schnellste Medium der Geschichte. Gut, da die Geokoordinaten fehlen, muss der Acker noch umgegraben werden.

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