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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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zu.
    »Danke«, sagte er. Er verzog das Gesicht und klappte das Handy mit der unverletzten Hand auf.
    Wenn ich aufhören wollte, musste ich einen Weg finden, um aufzuhören, einen Zeitpunkt und einen Ort, um aufzuhören. Ich würde entscheiden müssen aufzuhören. Die Entscheidung würde Risiken bergen, durchaus. Aber die Alternative in jedem Fall auch.
    Vielleicht hatte Delilah genau das gemeint, als sie mit mir über Entscheidungen gesprochen hatte und dass ich die richtige treffen würde.
    Hilger stützte sich jetzt auf den linken Ellbogen und tippte mit dem linken Daumen die Nummer seiner Schwester ein. Es war mir unangenehm, mit anhören zu müssen, was er ihr zu sagen hatte.
    Ja, genau. Ich hatte mir so lange eingeredet, keine Wahl zu haben, dass mein Entscheidungsreflex vielleicht verkümmert war. Aber ich konnte ihn wieder erwecken. Ich konnte Hilger am Leben lassen. Wenn ich einfach wegging, würde ich damit beweisen, dass Dox und ich keine Bedrohung für ihn waren. Danach hätte er keinen Grund mehr, uns ans Leder zu wollen.
    Es war einleuchtend. Ich konnte es tun. Es lag bei mir. Meine Entscheidung. Alles wäre möglich. Zahllose neue Wege. Ich dachte daran, wie ich es Delilah erzählen würde, dass sie recht gehabt hatte und wie wichtig ihr Vertrauen für mich gewesen war, wie sehr es mir geholfen hatte. Ich würde ihr sagen …
    Das Handy! Nicht seine Schwester, er zündet die Bombe!
    Ohne einen weiteren Gedanken hob ich die Pistole und schoss ihm ins Gesicht. Dreimal. Er zuckte und zappelte und ließ das Handy fallen.
    Ich saß einen langen Moment wie betäubt in der plötzlichen Stille, während der Regen mir mit einem stetigen Trommelwirbel auf Arme und Schultern prasselte. Ein Rauchkringel wand sich anmutig aus der Pistolenmündung.
    Ich rappelte mich hoch und hob das Handy auf. Ich sah auf das Display. Eine Providernummer, dann 1, für Amerika, 212, für New York … und sechs weitere Ziffern. Verdammt, es hätte nur noch eine Ziffer gefehlt.
    Aber war es die Nummer für die Bombe? Oder hatte er wirklich …
    Es war einerlei. Soweit ich wusste, steckte Boaz gerade bis zu den Ellbogen in der Sprengvorrichtung. Wenn Hilger sie gezündet hätte, wäre Boaz jetzt tot. Selbst wenn ich mich täuschte, ich hatte keine Wahl gehabt.
    Der Regen wurde noch lauter. Und durch das Echo dieses nassen Trommelwirbels meinte ich eine Flüsterstimme zu hören, vertraut und kühl zugleich.
    Keine Wahl.
    Mein Handy summte. Ich sah, dass es Boaz war.
    Ich ging ran. »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Haben Sie einen Knall gehört?«
    »Nein, hab ich nicht. Aber ich hab auch nicht genau hingehört.«
    Er lachte. »Ich habe eine einfache Faustregel. Kein Knall ist gut.«
    »Sie haben sie entschärft.«
    »Entschärft und unschädlich gemacht. Das radioaktive Material muss jetzt noch fachgerecht entsorgt werden, aber darum soll sich jemand anders kümmern.«
    Ich ging los Richtung Auto. Mann, ich hatte gar nicht gewusst, dass ich so viele Stellen am Körper hatte, die weh tun konnten. »Wer?«, fragte ich.
    »Ich will mal so sagen, Mister Boezeman ist es ein dringendes Anliegen, dass von diesem Vorfall keine Menschenseele je erfährt. Und meiner Organisation ist es ein dringendes Anliegen, einen Sicherheitsbediensteten im Rotterdamer Hafen in der Hand zu haben. Das wird eine wunderbare Freundschaft.«
    »Sie wollen Ihre Organisation informieren?«
    »Aber ja. Bei solchen Ergebnissen wird man mir die kleine Nebentätigkeit mit Handkuss verzeihen. Aber genug von mir. Vor lauter Erleichterung, nicht in eine Million Stücke zerfetzt worden zu sein, hätte ich fast vergessen, nach Hilger zu fragen.«
    »Er ist tot.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Was glauben Sie wohl? Kugeln.«
    »Und mit Ihnen ist alles in Ordnung? Sie sind unverletzt, außer Gefahr?«
    »Ja.«
    »Phantastisch! Naftali wird vor Freude vielleicht sogar noch einmal die Sprache wiederfinden. Er hatte zwar gehofft, die Sache selbst erledigen zu können, aber er ist ein großer Junge, er weiß, entscheidend ist, dass die Sache erledigt ist.«
    »Wo sind Sie?«
    »Im Zug, auf dem Rückweg nach Amsterdam. Treffen wir uns auf ein Bier. Zur Nachbesprechung. Zum Entspannen.«
    »Ich … muss noch über allerhand nachdenken.«
    »Quatsch. Nach so einer Sache sollte kein Mensch allein sein. Außerdem, Sie haben noch unseren Wagen und unsere tollen Spielsachen. Die müssen Sie uns zurückgeben, sonst kriegen wir Ärger.«
    Ich versuchte zu lächeln, aber mir war schlecht.

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