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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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traf. Es fühlte sich an, als wäre ich gegen einen Baum gerannt, und die Luft wurde mir aus der Lunge gepresst. Er schaffte es, noch zweimal abzudrücken, traf beide Male meinen Oberkörper, und dann hatte ich mit beiden Händen die Pistole gepackt. Ich drehte sie mit aller Kraft nach links, rechts von seinem Körper. Er machte die Bewegung mit, damit ihm nicht das Handgelenk brach, und zwei weitere Schüsse gingen ins Leere. Wir kämpften um die Waffe.
    Ich bekam keine Luft. Mir war, als wäre ich von einem Pferd getreten worden, von drei Pferden. Hilger rammte mir ein Knie in den Schritt, und Schmerzen brandeten mir durch den Unterleib. Ich bekam den langen Schalldämpfer mit einer Hand zu fassen und drückte ihn nach hinten und hoch, auf Hilgers rechte Schulter zu. Er konnte nicht ausweichen und auch nicht loslassen. Sein Handgelenk brach. Er heulte auf, und ich entriss ihm die Pistole.
    Ich trat einen Schritt zurück und landete mit letzter Kraft einen verzweifelten Sidekick gegen sein Bein. Er schrie erneut auf und brach zusammen. Ich sank zwei Schritte entfernt auf die Knie, hantierte mit der Pistole, versuchte, zu atmen, zu atmen …
    Die Pistole rutschte mir aus der Hand und fiel in den Dreck. Hilger, sein Gesicht eine Grimasse des Schmerzes, fingerte mit der linken Hand an seiner Gürtelschnalle herum. Saigon kam mir wieder in den Sinn, und ich dachte: Gürtelmesser.
    Natürlich keine Reservepistole. Die hatte ich in der Hand des Toten gesehen.
    Atme, atme …
    Ich tastete nach der Pistole, konnte sie nicht finden. Am äußeren Rand meines Gesichtsfeldes wurde es langsam dunkel.
    Hilger riss an der Schnalle, und plötzlich hatte er ein Messer in der Hand.
    Ich biss die Zähne zusammen und versuchte mit aller Kraft, Luft in die Lunge zu saugen. Vergeblich. Winzige rote Punkte tanzten mir vor den Augen. Mein falscher Schießbefehl an Dox hatte Hilger zwar so sehr aus der Fassung gebracht, dass er sich nicht die Zeit genommen hatte, auf meinen Kopf oder meinen Unterleib zu zielen, aber die Wucht der Kugeln hatte mein Zwerchfell durch die Dragon Skin hindurch in einen Krampf gehämmert. Das Knie in meine Weichteile hatte das Ganze noch verschlimmert. Mein Gehirn bekam keinen Sauerstoff und stellte allmählich seine Funktionen ein.
    Hilger rutschte auf mich zu, das Messer in der linken Hand, den linken Unterarm im Dreck, um sich damit vorwärtszuziehen wie ein verletztes Reptil.
    Ich massierte hektisch mein Zwerchfell. Ein wenig Luft drang pfeifend in meine Lunge.
    Hilger schwang sein Messer nach mir. Ich wich zurück und fiel auf den Rücken, hob meine Füße schützend zwischen uns, während ich mir weiter das Zwerchfell massierte, um die Verkrampfung zu lösen. Wieder stahl sich ein Fetzen Luft meine Kehle hinunter, wie ein Gefangener, der über ein Minenfeld rennt.
    Ein weiterer Hieb. Die Klinge traf meinen Schuh. Ich schaffte einen winzigen, stockenden Atemzug. Hilger schrie und stach erneut zu. Wieder traf er einen Schuh.
    Ich stützte die Hände auf, um mich von ihm wegzuschieben, und meine Rechte berührte kaltes Metall. Die Pistole. Ich packte sie und stieß mich mit den Füßen ein Stück weiter von ihm weg, dann hielt ich die Waffe mit der rechten Hand vor mich, während ich mir mit der linken weiter den Bauch massierte. Ich holte wieder etwas Luft. Dann noch einmal. Die roten Punkte verschwanden, und die Dunkelheit wich zurück.
    Hilger sah die Pistole, sah, dass er mich nicht erreichen konnte. Sein Körper erschlaffte, und er ließ das Messer fallen.
    Wir saßen beide so da, keiner von uns zu einer Bewegung fähig. Nach einigen Augenblicken lachte Hilger und sagte: »Anscheinend sind Sie doch kugelsicher. Schutzweste, richtig?«
    Ich antwortete nicht. Ich war noch immer damit beschäftigt, meine Atmung wieder in Gang zu bringen.
    Fast eine Minute verging. Als ich endlich wieder sprechen konnte, richtete ich die Pistole auf ihn und sagte: »Sagen Sie mir, wie man die Bombe entschärft.«
    Er lächelte. »Dann ist sie noch gar nicht entschärft. Sie haben gelogen.«
    »Ich weiß nicht. Jemand arbeitet dran. Sagen Sie’s mir, und ich lasse Sie leben.«
    Er lachte.
    Ich überlegte, Boaz anzurufen. Aber ohne Hilgers Kooperation würde ich ihm nicht helfen können. Und ein Anruf könnte ihn in einem heiklen Augenblick ablenken. Ich würde warten müssen.
    »Für wen arbeiten Sie?«, fragte ich. »Al-Qaida? Hamas? Hisbollah?«
    Er lachte wieder.
    »Was?«, sagte ich.
    »Ich arbeite für mein

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