Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung
Ahnung. Ehrlich. Die haben mir nichts gesagt, aber ich dachte, es ginge um …«
»Drogen?«, sagte ich
»Ja, nur Drogen. O Gott.« Sein Gesicht war von Weiß in Grün gewechselt. Es sah aus, als wäre ihm kotzübel.
»Mister Boezeman. Das ist jetzt sehr wichtig. Sie haben sich heute mit Hilger getroffen, nicht wahr?«
Er nickte. Ich winkte Boaz, und er stieg aus dem Wagen.
»Haben Sie ihm Zugang zu den Raffinerieanlagen verschafft?«, sagte ich.
»Er … musste irgendwas aus einem Container holen. Ich hab den Container vom Hafen aufs Raffineriegelände bringen lassen.«
»Warum?«
»Ich habe freieren Zugang zur Raffinerie. Und Hillman – Hilger – hat gesagt, ich soll es so machen.«
»Haben Sie je nachgesehen, was in dem Container ist?«
»Ich hab mal einen Blick reingeworfen. Es waren zwei Kästen drin, aber beide abgeschlossen.«
»Also gut. Haben Sie Hilger Zugang zu dem Container verschafft?«
Seine schreckensstarre Miene war Antwort genug.
Boaz sagte: »Die Bombe ist scharf.«
Boezeman wandte sich ab, beugte sich vor und übergab sich.
Ich blickte Boaz an. »Können Sie das Ding entschärfen?«
Er zuckte die Achseln. »Ich kann alles entschärfen. Mit dem entsprechenden Werkzeug. Und genug Zeit. Und ich muss natürlich an sie rankommen.«
»Tja, Letzteres dürfte kein Problem sein«, sagte ich. »Wenn wir Glück haben.« Ich wandte mich an Boezeman. »Hören Sie«, sagte ich. »Sie müssen sich zusammenreißen. Wir können die Sache noch verhindern, wenn wir uns beeilen. Aber wir brauchen mehr Informationen. Wo ist Hilger jetzt?«
»Ich … ich weiß nicht.«
Ich stellte die Frage nicht richtig. Boezeman war dermaßen aufgewühlt, dass er so was wie einen geistigen Tunnelblick hatte. Er reagierte zu eng, das spürte ich.
»Aber hat er irgendwas angedeutet?«, sagte ich. »Hat er gesagt, dass er die Stadt verlässt oder sich später mit Ihnen treffen will, irgendwas in der Art?«
»Er muss morgen noch mal wiederkommen«, sagte Boezeman. »Er konnte nicht alles auf einmal mitnehmen. Er hatte eine große Reisetasche dabei, und die war voll, als er ging.«
»Wahrscheinlich mit Zeitungen gefüllt«, sagte ich. »Die haben sie zusammen mit der Bombe verschifft, damit Sie denken, er würde irgendwas Wichtiges aus dem Container holen. Aber er hat gesagt, er muss noch mal wiederkommen?«
»Ja, um den Rest zu holen.«
»Es gibt keinen Rest. Er hat die Bombe nur aus einem einzigen Grund noch nicht gezündet, und zwar, weil er Sie vorher umbringen muss. Wo haben Sie ihn zuletzt gesehen? Irgendwo in der Öffentlichkeit?«
»Ja, das war draußen vor dem Tor. Es waren Wachleute in der Nähe. Und er hat versucht … er wollte …«
»Was?«
»Er wollte, dass ich mit ihm zum Bahnhof komme. Aber ich konnte nicht.«
»Er wollte mit Ihnen an irgendeinen abgeschiedeneren Ort, um Sie zu töten. Das ist alles.«
»Aber wenn er mich töten will und weiß, dass ich hier bin, wieso lässt er dann nicht einfach …«
»So eine Bombe ist das nicht«, sagte Boaz. »Die konventionelle Explosion ist klein. Gut möglich, dass niemand getötet wird. Den ganzen Schaden richtet die Strahlung an, vor allem durch die Panik, die sie auslöst.«
Boezeman stöhnte leise, sagte aber nichts.
Ich versetzte mich für einen Moment in Hilgers Lage. Die Bombe ist scharf; jetzt muss nur noch Boezeman zum Schweigen gebracht werden. Wie stell ich das an? Zeit und Ort …
»Mister Boezeman. Hat Hilger Ihnen irgendwelche persönlichen Fragen gestellt, zum Beispiel wann Sie Feierabend machen, wie spät Sie nach Hause kommen, ob Sie mit dem Auto oder dem Zug fahren, solche Sachen?«
Einen Moment lang gab Boezeman keine Antwort. Dann sagte er: »Ja. Das alles. Ich hab gedacht …«
»Er wollte bloß Konversation machen, etwas über das Leben in den Niederlanden erfahren, ja. Sagen Sie mir, was Sie ihm erzählt haben. Ganz genau.«
»Ich hab gesagt … ich bin in der Regel um sechs zu Hause. Dass ich mit dem Auto fahre.«
Mehr musste ich nicht wissen. Mit einem Kopfnicken in Richtung Boaz sagte ich: »Können Sie diesen Mann in den Container schmuggeln?«
»Ich glaube nicht, dass ich das noch mal …«
»Dieser Mann ist Experte für das Entschärfen von Bomben. Wenn ihm das gelingt, kommen Sie aus der Geschichte raus, ohne dass irgendjemand je davon erfährt. Sie können alles behalten, was Hilger Ihnen bezahlt hat. Wenn die Bombe hochgeht, sind Sie geliefert.«
Boezeman stand da, verzweifelt bemüht, nicht zu
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