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Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florine Roth
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wahrscheinlich ich-will-nicht-wieder-rein bedeutete. Ich gehörte nicht dazu. Und das war schon immer so gewesen. Ich war nicht „out“, ich war nicht der Arsch, über den sich alle lustig machten. Aber ich war auch noch nie „in“ gewesen. Selbst im Kindergarten hatte ich mich fremd gefühlt. Außerirdisch. Mein Stottern und die Schmerzattacken hatten ihr übriges dazu getan. Im Rückblick war es erstaunlich, dass ich trotz des Stotterns nie ein richtiger Außenseiter gewesen war. Natürlich hatte es immer wieder unschöne Momente gegeben. Aber seit ein paar Jahren war ich – dank einer speziellen Therapie – nahezu stotterfrei. Und dieser verdammte Sprachfehler hatte in meinem Leben nichts mehr verloren. Und jetzt so was!
    Mit klammen Fingern öffnete ich die Terrassentür. Und dann kam mir ein Gedanke – war das Stottern vielleicht nur von dem Bier ausgelöst worden, das ich getrunken hatte? Klar, natürlich! Finger weg vom Alkohol. Das alles hatte überhaupt nichts mit Are zu tun oder mit unserem Zusammenstoß oder damit, dass allein der Gedanke an ihn mich fast euphorisch machte. Ohohoh ... Jetzt reiß dich mal zusammen, mahnte ich mich. Einmal triffst du jemanden, der dir vielleicht etwas gefällt und schon fällst du vollkommen aus dem Rahmen.
    Jetzt ging es erst mal darum, wieder zu den anderen zurückzukehren, einigermaßen normal zu wirken und vielleicht noch den ein oder anderen Blick auf Are zu riskieren. Ganz unauffällig, versteht sich.
    Als ich das Wohnzimmer wieder betrat, sah ich, dass irge ndwie Aufbruchstimmung herrschte. Häh? Einige Leute zogen sich Jacken an. Ich suchte mit den Augen nach meiner Schwester und fand sie schließlich auch. Aber was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Sie lag in einer Blutlache auf dem Teppich. Ein Beil ragte aus ihrer Brust. – Nein, quatsch, was ich sah, war viel schlimmer. Sie stand dicht an Are geschmiegt, der einen Arm um ihre Taille gelegt hatte. Und sie lachte ausgelassen. So ausgelassen, dass ich sofort wusste, wie verschossen sie war. S.c.h.e.i.ß.e.
    „Was’n los?“, fragte ich Martin, der zufällig gerade neben mir stand.
    „Ach, du bist es“, sagte er überflüssigerweise. „ Air hat gerade vorgeschlagen, dass wir alle ins TWILIGHT gehen. Da ist heute Rabenschwarze Nacht.“
    Ach, meine Güte, was für ein Zufall: Es war Halloween und zufälligerweise Rabenschwarze Nacht. Mann, Mann, Mann ...
    Diese Information löste unterschiedliche Gefühle in mir aus. Zum einen dachte ich darüber nach, ob ich wohl mitkommen konnte. Ich war ja erst 16, das TWILIGHT hatte aber einigermaßen strenge Kontrollen am Eingang. Zum anderen dachte ich spontan, ob Are es hier bei uns vielleicht zu spießig fand. Warum sonst schlug er vor, Leos Geburtstag in einer Disco zu feiern?! Das ärgerte mich aus irgendeinem Grund.
    Aber ich wollte in Ares Nähe sein und bleiben, daher holte auch ich meine Jacke. Ich war doch optisch gerüstet für das TWILIGHT. Niemandem würde auffallen, dass ich jünger war. Das jedenfalls hoffte ich, denn ich hatte auch keine Lust, als Einziger vor der Tür bleiben zu müssen. Das wäre tierisch peinlich!
    Das Fahrproblem hatten sie wohl schon im Vorfeld geklärt, denn vor der Haustür verteilten sich alle auf die drei zur Verfügung stehenden Autos. Ich sah, dass Are als Fahrer in einen schwarzen fetten Nissan stieg. Okay, er war wohl schon über 18, was ich auch vermutet hatte.
    Martin und Hannah waren ebenfalls mit dem Auto da, und während ich noch überlegte, wo ich mitfahren sollte, konnte, durfte, traf mich Ares Blick mit einer solchen Intensität, dass ich kurzzeitig dachte, mir würde die Schädeldecke vom Kopf fliegen. Der Schmerz war überraschend und so heftig, dass ich schwankte. Ich schloss die Augen, und als ich sie wieder öffnete, stand meine Schwester Leo neben mir. Kräftige Hände hielten mich an den Oberarmen.
    „Liam? Alles okay?“
    Ich starrte erst Leo an, dann Are, denn es waren seine Hände, die mich hielten. Wie war er so schnell hergekommen? Hatte er nicht eben bereits bei seinem Wagen gestanden?
    „K-k-klar.“
    Leo warf mir einen irritierten Blick zu. Sie hatte es mitbekommen. Sie spürte, dass irgendwas ganz und gar nicht stimmte.
    „Geht schon wieder. Mir war nur kurz schwindelig.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln.
    „Du fährst bei mir mit“, bestimmte Are.
    Ich sah mich kurz um und stellte fest, dass alle anderen bereits in den Autos saßen. Und ich lieferte hier so eine

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