Tolle Maenner
von einem der Oberbosse aufgesucht wurde. Phil hatte mit einiger Verbitterung Beth’ Geschichte bestätigt.
Tracie kam an seinen Tisch. »Darf ich Ihre Bestellung aufnehmen?« Jon ließ die Speisekarte sinken und starrte sie an. Tracie schreckte überrascht zurück. Sie brachte es kaum fertig, seinen Blick zu erwidern, hielt aber trotzdem tapfer dagegen. So trafen sich ihre Augen, und in ihrem Gesichtsausdruck lag alles, was sie für ihn empfand. »Was machst du denn hier?«
»Was machst du hier?«
»Ich arbeite hier«, sagte sie. »Das in der Zeitung ist nicht so gelaufen.«
»Ich hab gehört, dass du mit Phil verlobt warst.«
»Das ist auch nicht so gelaufen. Ich heirate doch niemanden nur aus Enttäuschung.« Dann biss sie sich auf die Unterlippe, als wollte sie sich dafür bestrafen, dass sie zu viel gesagt hatte. Sie schaute wieder auf ihren Bestellblock, und er sah, wie sie versuchte, sich zusammenzureißen. »Kann ich jetzt bitte deine Bestellung aufnehmen?«, fragte sie.
»Adam und Eva auf einem Floß«, sagte er.
Tracie wirkte zutiefst getroffen. Die Tränen schossen ihr in die Augen, und sie musste den Kopf für ein paar Sekunden abwenden. Jon konnte es kaum glauben. Als sie sich ihm wieder zuwandte, war sie wütend. »Das ist nicht fair!«, protestierte sie. »Ich weiß ja, dass ich dich verletzt habe, aber ich muss hier meine Arbeit machen. Mich hier aufzuziehen ist -«
»Ich zieh dich nicht auf«, sagte Jon, so sanft er konnte. »Wer hat dich denn so enttäuscht?«
»Was glaubst du denn?«, fauchte sie, warf den Block hin und wollte davonstürmen. Jon sprang auf und packte sie an der Hand. Sie versuchte vergeblich, sich loszureißen. Er drehte sie zu sich. Tracie senkte den Kopf, um jeden Blickkontakt zu vermeiden. Tränen tropften zu Boden. Jon schaute zu Molly hinüber.
»Hat sie nicht die schönsten Augen der Welt?«, fragte er Molly.
»Bitte quäl mich nicht«, weinte Tracie, und aus ihren schönen Augen quollen neue Tränen. Wieder versuchte sie, sich loszureißen.
»Fair Play bitte!«, warnte ihn Molly. »Keine Gemeinheiten.«
»Und wann willst du heiraten?«, fragte Jon. Molly winkte Laura herbei, die aus der Küche kam und mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund zu den beiden hinüberstarre.
Tracie wandte sich Jon zu. »Ich hab’s dir doch schon gesagt: Ich werde Phil nicht heiraten.«
»Stimmt«, pflichtete er ihr bei. »Du heiratest mich.«
Dann stand sie wie erstarrt da, und Jon hatte einen Augenblick lang Zeit, darüber nachzudenken, wie schön, wie absolut vollkommen jedes einzelne Detail an ihr war. Hätte er sie selbst erschaffen, würde er nicht das Geringste ändern. »Du heiratest mich«, wiederholte er, diesmal mit der ganzen Liebe, die er für sie empfand.
»Wirklich?«, fragte sie, und er sah, wie ihr Gesichtsausdruck sich zu verändern begann, als flösse Blut in eine Marmorstatue und hauchte ihr Leben ein.
»Klar machst du das, du Dummchen«, rief Laura von der Küchentür aus.
»Ihr spinnt ja alle miteinander«, sagte Molly, die so tat, als würde sie schimpfen. »Na, es ist wohl am besten, wenn ihr beide euch zusammentut. In und um Seattle herum gibt es sonst keinen, der einen von euch haben möchte.«
»Ich heirate dich?«, fragte Tracie ihn wieder. Sie musste zwinkern. »Und warum?«
»Weil du mich liebst«, erklärte er. »Und zwar schon lange. Du hast es nur jetzt erst gemerkt«, fügte er hinzu, als wollte er es ihr und zugleich sich selbst erklären.
Tracie wischte sich mit dem Handrücken über ihr tränenüberströmtes Gesicht.
Jon reichte ihr eine Serviette und fuhr fort: »Und weil wir
wunderschöne Kinder haben werden. Und weil ich ein großartiger Vater und du eine großartige Mutter sein wirst. Und weil wir beide Seattle lieben und für immer hier leben möchten. Und weil du selbst eine Teilzeitmutter brauchen könntest und meine Mutter schon ganz scharf auf den Job ist. Außerdem will sie unbedingt Enkelkinder.«
Tracie schluckte, wischte sich noch einmal die Tränen aus dem Gesicht und warf ihm die Arme um den Hals. »Das sind genug Gründe«, sagte sie. Sie drückte sich an Jons Brust, und er sog den Duft ihrer warmen Haut und ihres frisch gewaschenen Haars ein. Sie schaute zu ihm auf, seufzte und lehnte den Kopf an seine Brust. Er passte da genau hin.
Jon legte seine Arme um sie. Sie passten sogar noch besser. »Ich liebe dich, Jonathan«, sagte Tracie.
»Ich habe dich immer geliebt«, erklärte Jon. »Und ich werde dich immer
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