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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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abgegeben hätte. Laura hatte sich voll ins Heimwerken gestürzt, und der nächste Baumarkt war zu ihrem bevorzugten Single-Treffpunkt geworden. Sie hatte bereits Dates mit einem Polizisten hinter sich, den sie dort kennen gelernt hatte, mit einem Vertreter und schließlich mit dem Leiter der Farbenabteilung. In der Sanitärabteilung hatte sie ihn geküsst. »Du liebst ihn doch nur wegen der Rabatte, die er dir gibt«, hatte Tracie gescherzt, doch dann hatte Laura herausgefunden, dass der Typ nicht geschieden war, sondern nur von seiner Frau getrennt lebte. Sie hatte ihn auf der Stelle fallen lassen wie eine heiße Grillkartoffel. Tracie rollte die Farbe, wie Laura ihr gesagt hatte, kreuz und quer auf
der Wand aus und runzelte die Stirn, als sie die zehntausend winzigen mauvefarbenen Spritzer auf ihrem Arm entdeckte.
    »Zu viel Farbe auf dem Roller«, sagte Laura, die gerade die angrenzende Wand bearbeitete. Laura schaute sie an und schüttelte den Kopf. »Ein Kandinsky wirst du nie«, erklärte sie Tracie.
    »Na und?«, erwiderte Tracie. »Ich wollte sowieso nie Geige spielen.« Sie versuchte es noch einmal, und diesmal blieb tatsächlich das meiste an der Wand. Das Licht, das zum Fenster hereinfiel, reflektierte die Farbe der Wände auf sie beide und ließ Lauras Teint hässlich fahl erscheinen. Das ist keine Farbe für ein Schlafzimmer, dachte Tracie. Es sei denn, der nächste Mann, den Laura im Baumarkt aufgabelt, ist nicht nur wirklich Single, sondern auch farbenblind. Bei der Farbe würden sie beide aussehen, als wären sie an Gelbsucht erkrankt.
    »Weißt du, ich habe nachgedacht, und ich finde, du solltest dir einen Job besorgen«, sagte Laura. Sie kehrte Tracie den Rücken zu und betrachtete angelegentlich die Wand, die sie auf und ab, auf und ab rollte.
    »Ich versuche mich gerade an einem Roman«, erinnerte Tracie ihre Freundin. »Und das ist harte Arbeit, glaub mir.« Mit winzigen Schritten war die Nachwuchsschriftstellerin Tracie dabei, sich einen neuen Arbeitsrhythmus anzugewöhnen: vormittags schreiben, nachmittags redigieren. Sie schrieb über ein Mädchen, das in einem Ort wie Encino aufwuchs und mit dem Tod ihrer Mutter fertig werden musste. Der Roman sollte zwar nicht direkt autobiografisch sein, aber zumindest konnte sie behaupten, dass ihr die Recherche leicht fiel.
    »Ich weiß. Und ich bin stolz auf dich. Denk bloß nicht, dass ich dich für faul halte«, sagte Laura. »Ich finde nur, dass du mal rauskommen musst.«
    »Bald rätst du mir auch noch, eine Kontaktanzeige aufzugeben«, erwiderte Tracie indigniert, und als sie den Farbroller in die Schale tauchte, tat sie das mit etwas zu viel Schwung, sodass die Farbe nach allen Seiten spritzte. »Huch«, sagte sie und
begann, die Spritzer mit einem Küchentuch aufzuwischen. Zum Glück war es Latexfarbe, und so würde es höchstens eine Stunde und nicht zwei Tage dauern, sie zu entfernen.
    Laura ignorierte die Schweinerei und wandte sich Tracie zu.
    »Hör mal, ich hab dich wirklich in aller Ruhe trauern lassen«, erklärte sie. »Hab ich mich vielleicht eingemischt? Hab ich dir etwa gesagt, du könntest unmöglich jede Nacht allein in deiner Wohnung liegen wie ein toter Lachs nach der Laichzeit?«
    Laura war ihr gegenüber tatsächlich überraschend nachsichtig gewesen – oder auch nur zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Tracie hatte sich Tage, wenn nicht sogar Wochen bemüht, sich an jedes Detail, jeden Augenblick ihrer vollkommenen Zeit mit Jon zu erinnern und sie zugleich zu vergessen. Als er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte und immer geliebt hatte, war es wie ein magischer Tanz gewesen, etwas, was nur im Märchen vorkommt – man zieht Ballettschuhe an und merkt verblüfft, dass man nicht nur mühelos auf den Spitzen tanzen kann, sondern auch jedes Detail der Choreografie des Pas de deux aus Schwanensee im Kopf hat. Sie und Jon hatten sich bewegt, als ob sie eins wären. Jede Berührung war so erwartet und zugleich so spontan, so neu gewesen, dass es Tracie leicht gefallen war, die Erinnerung daran über Wochen frisch zu halten.
    Irgendwo hatte sie einmal gelesen, dass Frauen sich nicht an den Schmerz des Gebärens erinnerten, weil sie sich andernfalls nie ein zweites Mal darauf einlassen würden. Sie wusste nicht, ob das stimmte, aber sie konnte sich nicht mehr an die Freude, an die Vollkommenheit ihrer Vereinigung mit Jon erinnern, weil der Schmerz angesichts der Erkenntnis, dies nie wieder erleben zu dürfen, sonst für sie

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