Tolle Maenner
am anderen Ende von Seattle an Phils Körper rieb, an ihn denken würde.
Allison stöhnte, und Jon legte ihr die Hände auf die Schultern und stützte sich ab, um noch besser in sie hineinstoßen zu können. »O Jonny«, sagte sie wieder. Er hörte auf, und als er kurz darauf immer noch nicht weitermachte, öffnete sie die Augen.
»Nicht Jonny«, sagte er. »Ich heiße Jon.« Aber er hatte seine Erektion bereits ebenso eingebüßt wie den Wunsch, ein zweites Mal in sie einzudringen. Das erste Mal hatte sowieso schon genügt: Es war ein Wutfick gewesen, ein Fick für all die Typen an der Bar, der ansonsten nichts zu bedeuten hatte. In seiner Verbitterung
und seiner Wut war es auf ekelhafte Weise angenehm gewesen. Das Schlimmste war, dass es offenbar auch ihr gefallen hatte. Er rollte sich von ihr weg.
Er schämte sich. Er war schlimmer als sein Vater – soweit er wusste, schlief der wenigstens nie mit Frauen, um sie zu bestrafen. Er kam nicht aus dem Bett, und es war keineswegs sexuelle Erschöpfung, die ihn dort gefangen hielt.
Während er so dalag, spazierte Allison durch seine Wohnung. Jetzt erst verstand er, wie klug Tracies Rat gewesen war, besser in die Wohnung der Frau zu gehen. Konnte er sie wegschicken? Das schien ihm dann doch sehr grob. »Also bist du fast von Anfang an bei Micro/Con gewesen«, sagte sie.
»Eigentlich nicht«, sagte er. »Ich meine, ich war keiner der Mitbegründer der Firma. Ich bin nach dem ersten Börsengang dazugestoßen.«
»Aber du musst doch mittlerweile eine ganze Menge Aktien angesammelt haben«, sagte Allison. »Und eine Menge Optionen.«
»Ja«, antwortete er und fragte sich, ob er ihr sagen konnte, dass ihm schlecht war. Es wäre nicht gelogen gewesen – aber reichte es, damit sie ging?
»Stell dir vor, Marcus ist noch nicht mal am Gewinn beteiligt«, eröffnete Allison ihm. »Und im Vorstand ist er auch nicht.«
Redete sie etwa von dem Schleimbeutel in Tracies Firma? »Tatsächlich?«, fragte er so, als ob es ihn interessierte. »Der Typ, der Tracie belästigt?«
Allison warf ihm einen scharfen Blick zu. »Belästigt er sie auch?«, fragte sie. »Ich bin schon so weit, dass ich ihn verklage, ehrlich. Aber jetzt, wo Marcus weiß, dass Tracie verlobt ist, wird er wohl die Finger von ihr lassen. Auf verheiratete Frauen scheint er nicht scharf zu sein.«
»Verlobt?«, fragte Jon. Er hätte schwören können, dass sein Herz stehen blieb. Aber vielleicht war es auch nur seine Lunge. Er bekam keine Luft mehr. »Tracie ist verlobt?«
»Ach, hast du das nicht gewusst?«, fragte Allison lässig. »Und ich dachte, ihr beide wärt so gute Freunde.«
Allison kam wieder zum Bett und legte die Hand sanft auf sein Glied. Nichts regte sich. »Das macht doch nichts«, sagte sie verständnisvoll. »Ich finde sowieso, dass Sex nicht das Wichtigste ist.« Dann streckte sie sich neben ihm aus und legte einen Arm über seinen Brustkorb, so dass er ihre perfekte linke Brust an seiner Schulter spürte, aber es hätte ebenso gut ein Kissen oder eine Gummiente sein können. Als sie erneut die Hand zwischen seine Beine schob, blieb er schlaff.
Tracie war mit Phil verlobt. Der Bassgitarrist war nicht einfach nur ein Idiot, über den sie irgendwann hinwegkommen würde. Er würde zumindest ihr erster Ehemann sein und vielleicht sogar der Vater ihrer Kinder. Bei diesem Gedanken konnte Jon sich nicht länger beherrschen. Er rollte sich weg von Allison zur Seite des Betts und erbrach sich auf den Fußboden.
40. Kapitel
Tracie starrte aus dem Fenster in den Himmel über Seattle. Wie fast immer war er von grauen Wolken bedeckt, aber gerade in diesem Augenblick hatte sich eine Lücke aufgetan, durch die silbrig glänzendes Licht eines jener Muster warf, die den Himmel zu verzaubern scheinen. Dort oben mussten starke Turbulenzen herrschen, denn schon zogen sich die auseinander gerissenen Wolken wieder zusammen, bis sie wie ein Verband über einer verheilenden Wunde wieder den hellen Fleck bedeckten und die Sonne aussperrten.
Tracie erlaubte sich keinen weiteren Seufzer, denn Laura registrierte sie und gab zu jedem einzelnen einen Kommentar ab. Also wandte sie einfach den Blick vom Fenster ab, bückte sich und tauchte den Farbroller in die Wanne mit Farbe, mit der sie und Laura gerade die Wand strichen.
Lauras neue Wohnung wurde recht nett, auch wenn Tracie das Mauve der Wände ziemlich scheußlich fand. Sie freute sich viel zu sehr mit Laura, als dass sie Kommentare über ihre Farbwahl
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