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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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Langweiler den Artikel so ernst genommen hatten, dass sie nun versuchten, seinen »Stil« zu imitieren. Er setzte dem ein Ende, indem er im Micro/Con-Laden vorbeischaute und wieder zu seinen gewohnten T-Shirts und Kakihosen überging.
    Aber der Schmerz ließ einfach nicht nach. Eines Nachts war er so verzweifelt, dass er zum Telefon ging. Aber er rief nicht bei Tracie an. Er rief Allison an.
    Sie schien entzückt, von ihm zu hören. Er hatte – ihnen beiden zuliebe – versucht, sie nicht anzurufen, aber am Ende konnte er die Aussicht auf eine weitere lange einsame Nacht einfach nicht ertragen. Als er schließlich zum Telefon griff, war es schon zu spät, um vorzutäuschen, dass er sie zum Essen einladen wollte. Daher fragte Jon einfach, ob sie sich auf einen Drink mit ihm treffen wolle, was, wie er vermutete, die Umschreibung eines bösen Jungen für die Frage war, ob sie vögeln wollte. Vielleicht fragte ein böser Junge ja auch einfach, ob sie vögeln wollte, wenn er vögeln wollte.

    Er war sich nicht sicher. Aber er wusste, dass er einen oder zwei Drinks brauchte, oder auch sechs, und etwas Gesellschaft.
    Er traf sich mit ihr im Rico’s, und er hatte schon einige Southern Comfort intus, bevor sie eintraf. Zunächst hatte er Scotch bestellt, aber der war ihm zu rau gewesen, und nun trank er eben in Erinnerung an seinen Vater – obwohl der noch gar nicht tot war. Jon verstand nicht, wie jemand diesen Geschmack mögen konnte, aber nach drei Gläsern musste er zugeben, dass in der Wahl seines Vaters doch eine gewisse Logik lag. Das Zeug schmeckte wie Abbeizmittel, aber es tat seine Wirkung. Dennoch war er nicht betrunken. Tracies Verrat und ihre Wette mit Phil konnte allenfalls mit einer ganzen Flasche Southern Comfort – oder gleich Abbeizmittel – vorübergehend aus seinem Gedächtnis getilgt werden.
    Er starrte in sein Glas und fragte sich, ob er sie eigentlich je gekannt hatte. Er konnte einfach nicht glauben, dass die Tracie, die er kannte, so mit ihm Liebe machen konnte, wenn sie in Wahrheit doch nur scharf darauf war, dass Phil bei ihr einzog.
    Phil! Jon bestellte noch einen Drink, und der Barkeeper brachte ihn nur zu gern. Jon hätte sich am liebsten das kalte Glas an die Stirn gepresst, aber stattdessen nippte er daran. Vielleicht hätte er ja mit Tracies Wahl leben können, wäre sie nicht ausgerechnet auf Phil gefallen. Aber Phil war ein echter Idiot, ein Angeber und Egoist – und nicht gerade der Hellste. Jon hatte sich bereits geschworen, Tracie nie wieder zu sehen, aber untertags hätte er schwören können, dass er Phil über das Firmengelände von Micro/Con hatte laufen sehen. Eigentlich konnte es gar nicht sein, aber wenn er ihn bald noch einmal sah, gelobte Jon, würde er sein Bestes geben, um diesen Schwachkopf windelweich zu prügeln.
    Gerade als er so betrunken war, dass er den Wunsch verspürte, noch betrunkener zu werden, schaute er von seinem Glas Southern Comfort auf und entdeckte Allison, die an der Bar entlang auf ihn zuging. Sämtliche Männer drehten sich nach ihr um. Sie war schön, das war ihm klar. Schöner als Tracie. Entschieden
schöner als Tracie, sagte er sich noch einmal. Sie war größer, und ihre Brüste auch.
    Jeder Mann an der Bar hätte sich gewünscht, diese Brüste zu berühren, aber er war der Einzige, der dies heute Nacht tun würde. Das heißt, falls er nicht mehr allzu viel Southern Comfort in sich hineinschüttete.
    »Hallo«, sagte sie und legte ihm einen Arm um die Schultern. Alle anderen Männer, all die Phils und all die Verlierer, schmeckten die Enttäuschung in ihrem Drink. Er kannte das. Das Problem war nur, dass es ihm völlig egal war, wie sehr er über sie alle triumphiert hatte.
    »Welches Gift möchtest du?«, fragte er sie, wie sein Vater es getan hatte. Sie bestellte einen Absolut on the Rocks, und Jon hoffte, dass sie nicht zu viel trinken würde, weil sie beide zu ihm nach Hause fahren und noch in der Lage sein musste, mit ihm die Treppe hochzugehen und erst sich und dann ihn auszuziehen. Tut mir Leid, Jungs, hätte er um ein Haar laut gesagt. Die hier nehm ich mit nach Hause. Zur Hölle mit Tracie.
    Einen Augenblick lang dachte er daran, wie Tracie und er sich geliebt hatten. Er schloss die Augen, aber nicht, um sich möglichst lebhaft erinnern zu können, sondern um die Erinnerung von sich zu schieben. Er würde mit Allison schlafen und seinen Körper an dem ihren reiben, und sie würden es beide genießen, und er hoffte, dass Tracie, die sich

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