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Tolstoi, A. K.

Tolstoi, A. K.

Titel: Tolstoi, A. K. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Familie des Wurdalak
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Priester Augustin Calmet zitiert in seinem kuriosen Werk der Erscheinungen fürchterliche Beispiele. Die Kaiser Deutschlands versammelten etliche Male Ausschüsse, um diese Fälle des Vampirismus zu lösen. Man stellte Protokolle aus, man exhumierte Leichen, welche voll mit Blut waren und man hat sie daraufhin, nachdem man ihnen das Herz durchbohrt hatte, auf öffentlichen Plätzen verbrannt. Die Magistrate, Zeugen dieser Exekutionen, beteuern, dass die Kadaver geschrien hätten, als der Henker ihnen einen Pfahl durch die Brust rammte. Sie haben dies in ihrer offiziellen Aussage festgehalten, mit einem Eid bekräftigt und mit ihrer Unterschrift bestätigt.
    Nach diesen Erklärungen wird es Ihnen, meine Damen, leichtfallen, die Auswirkungen der Worte, die der alte Gorcha seinen Söhnen sagte, zu verstehen. Beide Söhne warfen sich vor ihm auf die Knie und baten ihn, an seiner Statt gehen zu dürfen, aber ihr Flehen wurde nicht erhört. Stattdessen drehte der Alte ihnen den Rücken zu und ging, den Kehrreim einer alten Ballade singend, davon. Der Tag, an dem ich im Dorf ankam, war genau der Tag, an welchem die von Gorcha festgelegte Frist ablaufen würde, und es fiel mir nicht schwer, die Besorgnis seiner Kinder zu erkennen.
    Es war eine gute und ehrliche Familie. Georges, der erstgeborene der zwei Söhne, hatte sehr männliche Züge und schien ein seriöser und entschlossener Mann zu sein. Er war verheiratet und Vater zweier Kinder. Sein Bruder Pierre, ein schöner, junger Mann von achtzehn Jahren, verriet in seiner Physiognomie mehr Sanftmut als Kühnheit und schien der Lieblingsbruder des jüngsten Kindes, seiner Schwester Sdenka, deren Schönheit sehr slawisch war, zu sein. Zudem dass diese Schönheit in jeder Hinsicht unbestreitbar war, fiel mir auf den ersten Blick eine entfernte Ähnlichkeit mit der Herzogin de Gramont auf. Vor allem gab es ein charakteristisches Merkmal auf der Stirn, das ich während meines ganzen Lebens nur bei diesen zwei Personen wieder gefunden habe. Dieses Merkmal mochte man im ersten Augenblick nicht zwingend, aber man gewann es unweigerlich lieb, sobald man es mehrere Male gesehen hatte.
    Entweder war ich damals noch sehr jung oder diese Ähnlichkeit, begleitet von einem eigenständigen und naiven Geist, hatte tatsächlich eine so unwiderstehliche Auswirkung, dass ich Sdenka noch nicht mal zwei Minuten lang gesehen hatte und bereits eine zu wirkliche Zuneigung für sie empfand, die sich in tiefere Gefühle zu verwandeln drohte, würde ich meinen Aufenthalt in diesem Dorf verlängern.
    Wir waren alle vor dem Hause um einen Tisch, der mit Käse und Milchschalen gedeckt war, vereint. Sdenka spann; ihre Schwägerin bereitete das Abendmahl der Kinder vor, die im Sand spielten; Pierre pfiff mit einer gespielten Unbekümmertheit vor sich hin, während er einen Jatagan , ein langes türkisches Messer säuberte. Georges, die Ellbogen auf dem Tisch und den Kopf in seinen Händen, die Stirn in Runzeln, ließ seinen Blick nicht vom großen Weg ab und sagte kein einziges Wort.
    Ich währenddessen, von der allgemeinen Traurigkeit betroffen, schaute mir melancholisch die Wolken an, die den goldenen Abendhimmel einrahmten, und betrachtete die Silhouette eines Klosters, die von einem Kiefernwald halb verdeckt wurde.

    Dieses Kloster, wie ich später erfuhr, war einstmals wegen eines wunderlichen Bildes der Jungfrau, das der Legende nach von Engeln gebracht und auf einer Eiche abgesetzt worden sei, sehr bekannt gewesen. Aber zu Anfang des letzten Jahrhunderts waren die Türken in das Land eingefallen; sie hatten den Mönchen die Kehle durchgeschnitten und das Kloster geplündert. Es blieb nicht mehr als die Mauern und eine von einem Eremiten betreute Kapelle übrig. Dieser führte Neugierige durch die Ruinen und beherbergte Pilger, die, auf ihrem Weg von einem Ort der Frömmigkeit zum nächsten, gerne im Kloster der Jungfrau der Eiche einhielten. Wie schon erwähnt, habe ich dies erst später erfahren, denn an diesem Abend war ich mit ganz anderen Sachen beschäftigt als mit der Archäologie Serbiens. Wie es häufig passiert, wenn man seine Fantasie wandern lässt, dachte ich über vergangene Zeiten nach; die schönen Tage meiner Kindheit und an mein Frankreich, das ich für ein weit entferntes, wildes Land verlassen hatte.

    Ich dachte an die Herzogin de Gramont und, wieso es nicht zugeben, auch an ein paar andere Zeitgenossinnen von, meine Damen, Ihren Großmüttern, deren Bilder mit meinem Unwissen in

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