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Tolstois Albtraum - Roman

Tolstois Albtraum - Roman

Titel: Tolstois Albtraum - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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Kontor. Sobald ich aber diesen Gedanken verkürze zu I am , sehe ich sofort den wahren Autor und den endgültigen Leser. Und diesen einzigen Sinn, der in dem I liegt und in allen anderen Wörtern ebenfalls. So einfach ist das …«
    Die fröhliche Stimme des Leutnants, der den Gang heruntergelaufen kam und hastig etwas sagte, was nicht zu verstehen war, unterbrach ihn beim Denken.
    »Das ist eine Tautologie – ›ich bin das, was ich bin‹. Aber das stand schon in irgendeinem Buch … Warum nur will man mir so nachdrücklich weismachen, dass es viele Autoren gibt? Weil es nur einen Autor gibt … Warum fordert man mich so hartnäckig auf, mich als Schöpfer der Welt auszugeben, und stellt mir einen weißen Handschuh und einen riesigen Schreibtisch zur Verfügung? Damit ich nicht darauf komme, dass ich sowieso ihr Schöpfer bin, ha-ha … Und der arme Ariel ist so fest überzeugt von seiner Autorschaft, dass er nie, nie verstehen kann, wie sich die Dinge tatsächlich verhalten …«
    Vom Gang war das muntere Gelächter mehrerer Männerstimmen zu hören – offenbar hatte der Leutnant eine Anekdote erzählt.
    »Aber wenn das so ist«, dachte T., »dann kann ich Ariel mühelos besiegen … Diese Möglichkeit ist bestimmt vorgesehen. Alles, was dafür notwendig ist, müsste ich eigentlich hier haben, direkt vor der Nase … Genau. Und was habe ich da?«
    Er musterte den Schreibtisch – den Stapel Wappenpapier, das Tintenfass mit der Feder, das Wasserglas und die Kerze.
    »Vielleicht …«
    T. kniff die Augen zusammen, als fürchte er, der Gedanke, der ihm unvermittelt in den Sinn gekommen war, könnte genauso überraschend wieder daraus entschwinden. Eine Zeit lang trommelte er mit den Fingern auf den Tisch und dieses Getrommel wurde immer schneller. Dann fing er an zu lachen.
    »Nicht vielleicht, sondern ganz sicher …«
    Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet und Kudassow lugte in die Zelle. Seine Augen funkelten neugierig.
    »Ich vergaß zu sagen, Graf, wenn Sie wünschen, haben wir auch Opiumtinktur.«
    »Vielen Dank«, sagte T. und fing sich wieder. »Verzeihen Sie meine Unbeherrschtheit. Ich habe nur begriffen … Jedenfalls brauche ich noch einige Minuten.«
    Die Miene des Gendarmen drückte fürsorgliches Verständnis aus.
    »Wir warten noch«, nickte er und verschwand wieder.
    »Also schön«, dachte T. mit einem Gefühl von unheimlicher fröhlicher Leidenschaft. »Es gibt nur ein Mittel, das alles zu überprüfen. Jetzt sofort, keine Minute später …«
    Er zog ein Blatt Papier heran, tunkte die Feder in das Tintenfass und schrieb mit großen Buchstaben in die Mitte:
    Ariel Edmundowitsch Brahman
    Er überlegte kurz, umkreiste den Namen mit einer punktierten Linie und brachte entlang dieser Linie winzige Buchstaben an – alle, die ihm gerade einfielen: russische, griechische, lateinische, ein paar altgriechische und sogar einige skandinavische Runen. Er schrieb ohne jederlei System und Logik, malte einfach Zeichen, die ihm in den Sinn kamen, und bald war der Name des Demiurgen umgeben von einer Geheimschrift aus auseinanderstrebenden Spiralen, die selbst für den Autor rätselhaft war.
    »Kein Zweifel, in der Magie ist die Reihenfolge der Zeichen und ihre Bedeutung vollkommen unwichtig«, dachte T. »Anders zu denken hieße die Himmel beleidigen, weil man annimmt, sie seien von derselben bürokratischen Unzulänglichkeit befallen wie die irdischen Mächte. Jede Beschwörung, jedes Ritual ist nur ein Versuch, die Aufmerksamkeit einer unsichtbaren Instanz auf sich zu ziehen – doch wenn man sicher weiß, dass diese Instanz in einem selbst ist, braucht man sich wegen solcher kleinen Unstimmigkeiten keine Sorgen zu machen …«
    T. malte ein griechisches Omega an das Ende der Buchstabenreihe und legte die Feder zur Seite.
    »Na also«, dachte er, »jetzt werden wir sehen, ob ich eine zitternde Kreatur bin oder ein Lichtstrahl im Reich der Finsternis …«
    Er nahm das beschriebene Blatt und wollte es näher an die Kerze halten, doch dann überlegte er es sich anders und legte es zurück auf den Tisch.
    »Trotzdem«, flüsterte er, »sollte man die Formalitäten beachten, denn es heißt doch … irgendetwas heißt es diesbezüglich sicher. Aber ich habe das Wichtigste vergessen.«
    Er nahm die Feder, schrieb rechts von der auseinanderstrebenden Buchstabenspirale das Wort BHGW und links das ebenso unverständliche Wort AGNS , das er aus irgendeinem Grund in ein ungleichmäßiges Fünfeck einschloss. Dann

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